Der Auftrag
v. Chr.
8
Planet Algeron,
Imperium der Menschheit
Booly erwachte langsam, fast widerstrebend. Seine erste Wahrnehmung war ein köstliches Gefühl der Wärme. Es bildete einen angenehmen Kontrast zu der kühlen Luft, die sein Gesicht umgab. Er konnte Essensgerüche wahrnehmen, und etwas, was sich eigentlich nur als Parfüm beschreiben ließ. Nicht etwa ein beliebiges Parfüm, sondern eine betörende Mischung, die ihn an Sommerwiesen erinnerte und an die schönsten Frauen, die er je gekannt hatte. Booly spürte eine Luftbewegung vor seinem Gesicht, spürte, wie Finger seinen Schädel betasteten. Es tat ein wenig weh, und deshalb schlug er die Augen auf und sah sich einem Paar wohl geformter Brüste gegenüber.
Irgendwie waren diese Brüste aber anders, fremdartig, und in seiner Benommenheit brauchte der Legionär einen Augenblick, um sich zurechtzureimen, weshalb das so war.
Dann hatte er es. Sie waren mit einem kurzen, glatten Pelz bedeckt, etwas wie Nerz oder das Fell einer Siamkatze.
Die Frau beendete die Inspektion seiner Kopfhaut und richtete sich auf. Ihre Brüste verschwanden in einer züchtig geschnittenen Bluse. Ihre Augen wanderten an den seinen vorbei, hielten inne und kamen zurück. Sie waren anthrazitgrau, so wie der Pelz, der ihr zart geformtes Gesicht bedeckte.
»Du bist wach.«
Die Worte waren in Naa gesprochen, nicht in Standard, und Boolys Gehirn registrierte das, aber es machte keinen Unterschied. Er verstand die Sprache gut; er und jeder andere Legionär auf Algeron hatte sie sich mithülfe eines chemisch aufgewerteten mnemonischen Lernprozesses angeeignet.
Die Sprache war in vieler Hinsicht sehr einfach und besaß eine Unzahl einsilbiger Wörter, die alle auf Vokale endeten. Aber die Einfachheit täuschte, denn Naa war eine tonale Sprache, bei der die Tonhöhe die vielen möglichen Bedeutungen einer bestimmten Silbe definierte. Es gab vier Tonhöhen: hoch, mittel, tief und sehr tief. Und als weitere Komplikation kam hinzu, dass die Tonhöhe sich verändern, also ansteigen, fallen oder konstant bleiben konnte.
Das ergab unter dem Strich eine Sprache, die einem auf den ersten Blick einfach vorkam, in Wirklichkeit aber recht kompliziert war - vergleichbar dem antiken Chinesisch -, eine Komplexität, die noch durch den Umstand erschwert wurde, dass die ursprüngliche Sprache sich in zwei Hauptdialekte aufgespalten hatte, von denen einer in der nördlichen Hemisphäre, ein anderer im Süden der mächtigen Bergkette gesprochen wurde. Booly beherrschte beide.
»Ja, ich bin wach.«
Die Frau lächelte. Ihre Lippen waren voll und erinnerten ihn an kleine Kissen. Falls es sie überraschte, dass er ihre Sprache sprach, ließ sie sich das jedenfalls nicht anmerken.
»Du hast in meine Bluse geguckt.«
Booly wurde rot und schüttelte den Kopf. »Du täuschst dich.«
Sie hob eine wohl geformte Augenbraue. Sie war deutlicher ausgeprägt als ihr menschliches Äquivalent und wirkte ein wenig katzenhaft. »Wirklich? Dann erkläre mir das.«
Er hatte seine Erektion nicht bemerkt, bis sie die Decke darüber berührte. Das Glied des Anstoßes verschwand.
»Windsüß?«
Die Stimme war tief, eindeutig männlich, und kam von irgendwo aus der Nähe.
Die Frau legte zwei Finger auf ihre Lippen, bei den Naa bedeutete das Schweigen. »Mein Vater«, flüsterte sie. »Schließe die Augen und tu so, als würdest du schlafen.«
Booly wollte fragen, weshalb, aber etwas an ihren Worten stimmte ihn um. Der Legionär schloss die Augen.
Ein scharrendes Geräusch war zu hören, dann das Klirren von Metall auf Metall und ein Rascheln, alles dicht am Bett des Legionärs. Wieder sprach dieselbe Stimme, diesmal lauter.
»Wie geht es ihm?«
»Besser, zumindest glaube ich das, aber er schläft noch.«
»Schläft er oder ist er bewusstlos?«
»Er schläft. Er war ein oder zwei Minuten wach«, sagte Windsüß ruhig.
Booly öffnete die Augen einen winzigen Spalt. Er sah einen Mann, etwa einen Meter achtzig groß, mit weißem Brustpelz und fast schwarzem Körper.
Wegweit Hartmann gab einen befriedigt klingenden Grunzlaut von sich. »Ausgezeichnet. Sag mir sofort Bescheid, wenn er aufwacht. Dann töten wir ihn und schicken seinen Kopf zu General St. James.«
Windsüß tat etwas an seiner Decke. »Das liegt bei dir, Vater, aber es ist lange her, dass wir einen Gefangenen hatten, und das Ratstreffen ist schon in einer Woche.«
Hartmann überlegte. Bei dem bevorstehenden Treffen des Rates würde der Legionär natürlich
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