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Der Augenblick der Liebe

Der Augenblick der Liebe

Titel: Der Augenblick der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walser
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spürbar von ihm abgelassen hatte, sagte: Wir müssen gehen.  Oh ja, sagte er und sprang auf und zog sie hoch und war fast  froh darüber, daß es ihm nicht gelungen war, sie für Julia zu  interessieren. 
 
 
    4.  
 
 
Durch  San  Francisco,  über  die  Bay  Bridge,  hinüber  nach  Berkeley.  Gottlieb  wußte,  daß  er  nicht  wichtig  war.  Ande rerseits:  Warum  bauen  sie  Städte,  die  nichts  demonstrieren  als  deine  Unwichtigkeit.  Diese  Bankmonsterflanken,  die  spiegelnden,  und  spiegeln  doch  nichts  als  ihresgleichen.  Dann  diese  lächerliche  Pseudovertrautheit  mit  all  dem,  hundertmal im Film gesehen. Der farbige Taxifahrer machte  klar,  daß  das  auch  ein  Dschungel  ist,  in  dem  Menschen  zu  unliebsamen Wesen gedrillt werden.  Hotel Durant  hatte Beate  J. geordert. Der reagierte gereizt. Berkeley, was ist denn das  wieder  für  ein  Scheißhotel,  können  Sie  nicht  in  was  Besserem, also Bekannterem absteigen, wahrscheinlich keine  Knete,  und  so  was  muß  ich  kutschieren,  an  mir  bleibt¹s  hängen,  Hotel Durant,  oh boy. So etwa reagierte der. Gottlieb  nahm  sich  vor,  ihn  nachher  durch  ein  Trinkgeld  zu  beschämen. Der nahm das Trinkgeld ganzungerührt. Beate J.  schimpfte.                                      
    Im   Durant  hatten  sie  zwei  Zimmer.  Und  die  auf  zwei  verschiedenen Etagen. Als sie sich eintrugen, zeigte Gottlieb  ihr, was er als Beruf angab: Privatgelehrter. Ach, Herr Krall,  sagte  sie.  Probeweise.  Alle,  die  einem  jetzt  begegneten,  konnten  La  MettrieReferenten  sein.  Das  hieß:  Ab  sofort  striktes per Sie. Zum Glück hatten sich Rosenne, Patricia Best  und  Rick  Hardy  bei  Freunden  untergebracht.  Mit  denen  frühstücken! Lieber nicht. Sie fürchtete sich ohnehin vor dem  Augenblick,  in  dem  sie  Gottlieb  Patricia  Best  vorstellen  mußte.  Sie  würde  rot  werden,  Patricia  sähe,  spürte  sofort,  was zwischen ihr und Gottlieb passiert war. 
    In  der Eingangshalle von Dwinelle Hall wartete schon Rick  Hardy. Beate J. stellte die Herren einander vor. Patricia war  zum  Glück  schon  im  Saal.  Gottlieb  war  darauf  vorbereitet,  daß  dieser  Hardy  beim  Händedruck  alles  gibt,  was  er  hat.  Dachte der Drücker jetzt daran, daß er einmal Beates Hals im  Griff  gehalten  hatte?  Beate  hatte  berichtet,  von  den  Herren  hege  keiner  auch  nur  den  leisesten  Verdacht,  sie  könne  Herrn Krall aus anderen als wissenschaftlichen Gründen für  ein Referat vorgeschlagen haben. Davor schütze sie, ihn und  sie, schon der Altersunterschied. 
    So   raste  es  in  Gottliebs  Kopf,  als  er  die  von  Rick  Hardy  gequetschte  Hand  demonstrativ  besah  und  murmelte:  Nothing  broken,  so  far.  Das  wurde  beifällig  aufgenommen.  Dann sah er dem Quetscher ins Gesicht. Eine eisige Freund lichkeit,  der  es  nicht  darauf  ankam,  glaubwürdig  zu  sein.  Gottlieb  spürte,  daß  ihm  eine  Gänsehaut  rückenabwärts  wanderte. Rick Hardy, das war ein Totenkopf. Augenhöhlen,  tief drin, große Augen, eingefallene Wangen und ein ebenes  Lächeln um einen eher unsichtbaren Mund. So würde einem  der  Tod  die  Hand  geben.  Um  zu  demonstrieren,  daß  man  von jetzt an in seiner Hand sei. 
    Also,   wie  lange  wird  Mr.  Krall  vortragen?  Nicht  über  dreißig  Minuten.  Sehr  gut.  Dann  die  Diskussion.  Kann  Mr.  Krall  die  in  Englisch  bestreiten?  Er  will  es  versuchen  und  hofft,  falls  er  einen  Diskussionsbeitrag  nicht  zur  Gänze  versteht,  auf  Beate  Gutbrods  Hilfe.  Die  wird  ihm  zugesagt.  Und,  ergänzte  Mr.  Hardy,  Beate  sei  ja  jetzt  sowohl  eine  La  Mettrie wie auch eine KrallSpezialistin. 
    Daß  der mit keinem Laut verriet, wie er den Vortrag finde,  beunruhigte  Gottlieb  jetzt  doch.  Unglaublich,  du  erarbeitest  einen  Vortrag,  fliegst  um  die  halbe  Welt,  und  dieser  Unischnösel 

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