Der Augenblick der Liebe
spürbar von ihm abgelassen hatte, sagte: Wir müssen gehen. Oh ja, sagte er und sprang auf und zog sie hoch und war fast froh darüber, daß es ihm nicht gelungen war, sie für Julia zu interessieren.
4.
Durch San Francisco, über die Bay Bridge, hinüber nach Berkeley. Gottlieb wußte, daß er nicht wichtig war. Ande rerseits: Warum bauen sie Städte, die nichts demonstrieren als deine Unwichtigkeit. Diese Bankmonsterflanken, die spiegelnden, und spiegeln doch nichts als ihresgleichen. Dann diese lächerliche Pseudovertrautheit mit all dem, hundertmal im Film gesehen. Der farbige Taxifahrer machte klar, daß das auch ein Dschungel ist, in dem Menschen zu unliebsamen Wesen gedrillt werden. Hotel Durant hatte Beate J. geordert. Der reagierte gereizt. Berkeley, was ist denn das wieder für ein Scheißhotel, können Sie nicht in was Besserem, also Bekannterem absteigen, wahrscheinlich keine Knete, und so was muß ich kutschieren, an mir bleibt¹s hängen, Hotel Durant, oh boy. So etwa reagierte der. Gottlieb nahm sich vor, ihn nachher durch ein Trinkgeld zu beschämen. Der nahm das Trinkgeld ganzungerührt. Beate J. schimpfte.
Im Durant hatten sie zwei Zimmer. Und die auf zwei verschiedenen Etagen. Als sie sich eintrugen, zeigte Gottlieb ihr, was er als Beruf angab: Privatgelehrter. Ach, Herr Krall, sagte sie. Probeweise. Alle, die einem jetzt begegneten, konnten La MettrieReferenten sein. Das hieß: Ab sofort striktes per Sie. Zum Glück hatten sich Rosenne, Patricia Best und Rick Hardy bei Freunden untergebracht. Mit denen frühstücken! Lieber nicht. Sie fürchtete sich ohnehin vor dem Augenblick, in dem sie Gottlieb Patricia Best vorstellen mußte. Sie würde rot werden, Patricia sähe, spürte sofort, was zwischen ihr und Gottlieb passiert war.
In der Eingangshalle von Dwinelle Hall wartete schon Rick Hardy. Beate J. stellte die Herren einander vor. Patricia war zum Glück schon im Saal. Gottlieb war darauf vorbereitet, daß dieser Hardy beim Händedruck alles gibt, was er hat. Dachte der Drücker jetzt daran, daß er einmal Beates Hals im Griff gehalten hatte? Beate hatte berichtet, von den Herren hege keiner auch nur den leisesten Verdacht, sie könne Herrn Krall aus anderen als wissenschaftlichen Gründen für ein Referat vorgeschlagen haben. Davor schütze sie, ihn und sie, schon der Altersunterschied.
So raste es in Gottliebs Kopf, als er die von Rick Hardy gequetschte Hand demonstrativ besah und murmelte: Nothing broken, so far. Das wurde beifällig aufgenommen. Dann sah er dem Quetscher ins Gesicht. Eine eisige Freund lichkeit, der es nicht darauf ankam, glaubwürdig zu sein. Gottlieb spürte, daß ihm eine Gänsehaut rückenabwärts wanderte. Rick Hardy, das war ein Totenkopf. Augenhöhlen, tief drin, große Augen, eingefallene Wangen und ein ebenes Lächeln um einen eher unsichtbaren Mund. So würde einem der Tod die Hand geben. Um zu demonstrieren, daß man von jetzt an in seiner Hand sei.
Also, wie lange wird Mr. Krall vortragen? Nicht über dreißig Minuten. Sehr gut. Dann die Diskussion. Kann Mr. Krall die in Englisch bestreiten? Er will es versuchen und hofft, falls er einen Diskussionsbeitrag nicht zur Gänze versteht, auf Beate Gutbrods Hilfe. Die wird ihm zugesagt. Und, ergänzte Mr. Hardy, Beate sei ja jetzt sowohl eine La Mettrie wie auch eine KrallSpezialistin.
Daß der mit keinem Laut verriet, wie er den Vortrag finde, beunruhigte Gottlieb jetzt doch. Unglaublich, du erarbeitest einen Vortrag, fliegst um die halbe Welt, und dieser Unischnösel
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