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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Wellengang auf und ab schaukelten wie kleine Metronome.
    Quorly, Sasswise und Splitch rückten ihre federgeschmückten Hüte zurecht, als sie von Bord schlüpften. Alle drei waren gewissermaßen in Kampfmontur. Ohne auch nur den Versuch zu machen, ihre Anwesenheit zu verbergen, wankten sie sofort auf das Wachhaus zu, in einer perfekten Imitation von drei betrunkenen, feiernden Damen der Nacht, die mal ordentlich einen draufmachen wollten.
    Jon-Tom und die anderen verbargen sich indessen im Boot, verhielten sich still und warteten.
    So schien die halbe Nacht zu verstreichen. Jon-Tom ertappte sich dabei, wie er den Mond anstarrte. Er sah aus wie derselbe Mond, den er früher über dem Pazifik beim Untergehen beobachtet hatte. Das gleiche Muster der Meere und Gebirgszüge. Wie konnte das sein, in dieser Welt, die doch in so vielerlei Hinsicht völlig anders war als seine eigene? Es gab noch soviel, was er nicht verstand.
    Das Getrappel schnell laufender Füße riß ihn aus seiner verträumten Betrachtung. Die Hände auf den Rammholzstab gelegt, spannte er die Muskeln an, genau wie seine Gefährten.
    Doch das Gesicht, das auf sie hinabspähte, den Hut schräg über ein Auge gezogen, war ihnen allen bestens vertraut.
    »Kommt schon!« drängte Quorly sie flüsternd.
    Sie sprangen aus dem Boot und rannten die Pier entlang. Jon- Tom war ein recht guter Läufer, doch er mußte jetzt schon feststellen, daß er seine Schwierigkeiten haben würde, mit diesem Haufen mitzuhalten.
    Quorly führte sie eine steile Steintreppe hinauf, bis sie auf einen kreisförmigen Patio kamen, der über die Pier blickte. Am Boden lagen, bewußtlos Seite an Seite, ein Wolf und ein Wiesel, die Rüstungen willkürlich daneben aufgehäuft. Sasswise und Splitch standen über ihnen und richteten gerade mit gezierten Bewegungen ihre Kleidung.
    Sasswise schwang eine Waffe im Kreis. Sie glich einem gußeisernen Nunchaku. Mit der freien Pfote wies sie auf das Wiesel.
    »Das Ding ge'ört dem da. Nachdem wir uns kennengelernt 'aben, 'ab ich ihn gefragt, ob ich es mir mal anschauen kann. Er 'atte Angst, ich könnte meine zarte Wenigkeit damit verletzen, aber ich 'ab ihm versprochen, vorsichtig zu sein.« Sie legte einen Finger auf die Lippen und setzte einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf. »War anscheinend doch nicht vorsichtig genug. Was für 'ne Schande!«
    »Na gut, dann los!« Memaw gab Knorckel, Drortch und Wupp Anweisungen, als sie die beiden Wächter fesselten. Die schnarchten friedlich vor sich hin und träumten möglicherweise von glücklicheren Zeiten. Wenn sie aufwachten und begriffen, was mit ihnen geschehen war, würden sie sich wohl ziemlich aufregen.
    »Wir können sie hier nicht einfach liegenlassen.« Jon-Tom spähte vorsichtig durch das offene Tor in das Gebäude hinein.
    »Sonst kommt vielleicht noch eine andere Patrouille vorbei und entdeckt sie.«
    »Stimmt«, sagte die süße Splitch mit ihrer Kleinmädchensrimme. »Schmeißen wir sie also in den See.«
    »Nein, nein, ich will kein unnötiges Blutvergießen.«
    »'ab dir doch gesagt, daß er ziemlich abartig ist«, flüsterte Mudge Quorly zu, »Wir könnten sie ins Boot legen«, schlug Memaw vor. Unruhig wartete Jon-Tom ab, bis die Hälfte des Ottertrupps die beiden Wachen fortschaffte. Der Gang, der einladend ins Gebäudeinnere führte, blieb leer.
    So vergingen mehrere Minuten. Erschrocken sah er plötzlich, wie ihr Boot mit gesetztem Segel langsam von der Pier ablegte. Als sie sich wieder zu den anderen gesellte, gab ihm Sasswise eine Erklärung dafür.
    »Wir 'aben 'n Kompromiß gemacht, Jon-Tom. Jetzt findet sie niemand mehr. Der Wind wird sie auf die Seemitte 'inaustreiben.«
    »Was ist, wenn sie ein anderes Boot rammen sollten? Fischer oder so?«
    »Das macht keinen Unterschied«, versicherte Sasswise ihm.
    »Ich meine, wenn man dir befehlen würde, 'n wichtigen Ort zu bewachen und irgend jemand dich plötzlich findet, wie du gefesselt und ohne 'ose einfach davonsegelst, würdest du dich dann etwa auch noch beeilen, es deinen Vorgesetzten zu melden?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gebäudeinnere. »Dann suchen wir mal diesen Markus.« Er rief in den Gang hinein, wo sich Memaw hinter einem Tisch postiert hatte: »Ist die Luft rein?«
    Sie nickte und winkte. So drängten sie hinein und gaben Kommentare zu dem eleganten Mobiliar und dem Marmorfußboden ab. Die Decke war von beeindruckender Höhe, was zur Folge hatte, daß Jon-Tom

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