Der Augenblick des Magiers
feucht wurde. Inzwischen waren sie schon unterhalb des Seepegels, und die Feuchtigkeit drang überall unaufhaltsam durch das uralte Mauerwerk.
»Lebt Markus der Unvermeidliche hier unten?« fragte Jon- Tom ihren Führer.
»Nein«, antwortete der Jaguar mürrisch. »Wie ich euch schon sagte, er schläft und wünscht nicht gestört zu werden. Ich werde ihm eure Ankunft melden. Da er euch ja erwartet, wird er sicherlich bald nach unten kommen. Ich dachte mir, daß ihr euch inzwischen damit vergnügen wollt, euch den führenden Mitgliedern unserer Regierung zu erklären, die euch in diesem Augenblick in ihrem neuen Konferenzsaal erwarten.«
»Wir haben gehört, daß einige Mitglieder des Quorums mit ihrem neuen Berater nicht sonderlich gut klarkommen.«
»Ach ja? Ein bösartiges, haltloses Gerücht. Auf den Märkten der Stadt wird heutzutage aber auch getratscht! Auf solch dummes Gerede solltet ihr wirklich nicht hören. Ah, der Türsteher des Quorums. Du da!« brüllte er eine dösende Langnasenfledermaus an. »Besuch für das Quorum!«
Zähne blitzten im matten Fackellicht auf, der Fledermäuserich erhob sich und führte sie an. Als Jon-Tom das Eisengitter erblickte, zuckte er zusammen, doch jetzt war es zu spät, um noch etwas dagegen zu unternehmen. Sie wurden in die offene Zelle gedrängt.
»So, da wärt ihr. Genießt eure Konferenz«, sagte der Offizier glatt, als man die fluchenden, maulenden Otter durch die Öffnung schob. Der Fledermäuserich verschloß von außen die Tür.
Jon-Tom blickte wütend durch die Gitterstäbe hinaus. »Bist aber ein richtiger kleiner Schlaumeier, was, Zottelhirn?«
»O weh, o weh, was für Ausdrücke von jemandem, der doch mit dem Großen Markus befreundet ist«, sagte der Jaguar höhnisch. »Ich werde ihn von eurer Ankunft informieren. Inzwischen könnt ihr es euch ruhig bequem machen. Ich muß mich um die Vorbereitungen für euer Abendessen kümmern. In zwei Stunden wird das Schweinefutter serviert.« Er machte kehrt und stolzierte zur Treppe zurück, wobei er über seinen feinfühligen Witz unbändig lachte. Seine Soldaten scharten sich eng um ihn.
Als sie sich umwandten, stellten die Otter fest, daß sie die Zelle mit einem halben Dutzend überraschter und grob aus dem Schlaf gerissener alter Leute teilten. Das waren also die Quorumsmitglieder, die sich geweigert hatten, Markus' Griff nach der Macht zu unterstützen... sowie noch ein weiterer Insasse. Der Salamander mit dem Umhang trat vor und stellte sich vor.
»Ich begrüße euch, Leidensgenossen. Ich bin Oplode der Schlaue, ehemaliger geheimwissenschaftlicher und mystischer Hauptberater des legitimen Quorums von Quasequa und nun Hauptberater in eben diesen Künsten des abgesetzten Quorums von Quasequa.«
Jon-Tom fühlte sich nicht danach, Konversation zu machen, weder mit Oplode noch mit sonst jemandem. Da er keine freie Ecke fand, nahm er in der Zellenmitte auf dem Boden Platz.
»Es ist meine unverzeihliche Schuld, daß ich euch mit hinein gezogen habe. Ich hätte allein hier eindringen sollen.«
»Jetzt fang nicht mit so was an, Jon-Tom«, sagte Quorly.
»Genau.« Drortch legte ihm eine tröstende Pfote auf die Schulter. »Du ‘ast keine andere Wahl ge'abt. Du 'ättest uns nicht mal auf'alten können, selbst wenn du es versucht 'ättest.«
»Genau... so ist es... glaub's lieber...«, stimmte ein Chor aus Otterstimmen ihm zu.
»Wieso 'at mich eigentlich nie jemand gefragt, was ich will?«
Mudge suchte sich eine Stelle am Boden aus, wo er schmollen konnte.
Memaw legte Jon-Tom eine mütterliche Pfote auf den Kopf.
»Norgils Zeit war abgelaufen, das ist alles, mein Freund. Vielleicht gilt das für uns alle. Wir bereuen nichts.«
»Aber ich tue es, verdammt noch einmal! Ihr hättet nicht hier bei mir sein dürfen!«
»Da ‘ast du verdammt recht, Kumpel!« fauchte Mudge. Memaw zeigte ihm einen drohenden Finger.
»Na, na, Mudge...«
»Nun fang bloß nicht mit deinem ›Na, na, Mudge‹ an, Wasserälteste!« fauchte der Otter zurück. »Ich 'ab mir ja wohl das Recht verdient, zu sagen, was ich sagen will, 'ab ich! Ihr 'abt euch mit diesem bannsingenden Blödmann ja nur 'n paar Tage abplagen müssen. Ich dagegen muß die Stümpereien Seiner 'exerschaft schon seit Monaten auslöffeln. Ich will nur eins: 'n normales Leben führen, 'n normales Leben, 'ab ich gesagt, wa? Und was macht der? Ständig verschleppt er mich, damit ich ihn auf irgendwelchen gottverdammten, dämlichen, 'irnverbrannten Missionen begleite
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