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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ihm dabei behilflich.
    Der Text reimte sich zwar nicht, doch tat das Jon-Toms Entzücken keinen Abbruch. Reisesongs machten immer Spaß, und Segellieder noch viel mehr. Gelegentlich stimmten die Otter mit ein, und ihre schrillen, quiekenden Stimmen wurden immer lauter, sobald sie den Text einigermaßen beherrschten. Es schien ihnen nichts auszumachen, daß nicht zwei von ihnen dieselbe Tonlage trafen. Das paßte sehr gut zu Jon-Toms durchdringendem Tenor, nämlich überhaupt nicht. Doch was ihnen an Talent gebrach, machten sie durch ihre Begeisterung wieder wett. Irgendwie blieb das Schiff dabei auf Kurs.
    Als Jon-Tom schließlich den Schlußrefrain von »We Were Sailing Along on Moonlight Bay« beendete und sich an »Row, Row, Row Your Boat« machte, war Mudge bereit, sich ans Heck binden zu lassen, um den Kopf während der Reise unter Wasser zu halten.
    »Die ganze Sache 'at für mich nur einen Trost, Kumpel«, sagte er zitternd zwischen zwei Strophen zu Jon-Tom.
    »Was denn?«
    »Es gibt keine Folter, die so grausam ist, keinen Schrecken, der so grauenerregend ist, keinen Tod, der so langsam und schmerz'aft ist, nichts was dieser Markus der Unvermeidliche mir antun kann, das schlimmer sein könnte als dieses entsetzliche Gejaule.«
    »Aber Mudge...« Jon-Tom ließ ein paar neue Akkorde vom Stapel. »... man könnte beinahe glauben, daß du ein Musikverächter bist.«
    »Möchte mal wissen, wie man das glauben kann, Kumpel, wenn es 'ier doch weit und breit keine Musik gibt, die ich verachten könnte?«
    Quorly tauschte ihren Platz mit Splitch und legte dem Otter beide Arme um den Hals. »Ach, Mudgey-Wudgey, nun sei doch nicht so 'n Sauertopf!« Sie strich ihm mit ihren Barthaaren über die seinen, und er war gezwungen nachzugeben.
    »Ach, 'errje«, gab er nach, »vielleicht gibt es 'ier an Bord doch noch so was wie Musik.«
    Zwickende Finger ließen Jon-Tom zusammen fahren. Er drehte sich um und erblickte Sasswise, die ihn von ihrer Bank aus angrinste, während sie gleichmäßige Ruderbewegungen vollführte. »Quorly 'at recht ge'abt, Jonny-Tom. Du bist wirklich süß!«
    Ganz schnell überlegte sich Jon-Tom einen anderen Song.

XIII
    Als die Tage vergingen und unter ihrem Kiel die Meilen dahinströmten, veränderte sich die Landschaft drastisch. Die riesigen, triefenden Moose und Schlingpflanzen wichen rostfarbenen Palmen und häusergroßen Büschen, die von regenbogenbunten Blüten schier platzten. Das Wasser war klar genug, um den sandigen Grund in fünfzehn Meter Tiefe erkennen zu lassen. Sogar der Himmel veränderte sich, als Nebel und Wolken zurückblieben. Die Feuchtigkeit sank auf einen erträglichen Pegel, und auch das Mittagslicht ließ sich endlich aushalten.
    Sie trafen auf Gemeinden, deren Bauten auf Stelzen standen, und auf Scharen kleiner Fischerboote. Die Otter winkten den Bewohnern zu, und diese erwiderten das Winken. Die dunkle Wolke, die über diesem wunderschönen Land hing, war nur metaphorisch zu verstehen. Überall konnte Jon-Tom Zeichen des Überflusses und fröhliche, geschäftige Leute erkennen. Es waren sogar einige Menschen darunter.
    Langsam wichen die kleinen vorgelagerten Inseln wesentlich größeren. Schilf- und Palmenbauten wurden durch haltbarere Gebäude aus Holz und Stein ersetzt. Rauch kringelte aus den Schornsteinen von Bauten, die sich an steilen Klippen emporrankten, während sich auf den höchsten Felsenzacken die Heime geflügelter Einwohner befanden.
    Clodsahamps Ehre war wieder hergestellt: Dies war wirklich ein herrliches, reiches Land. Das sagte Jon-Tom auch zu Mudge.
    »Ja, ja in diesem Punkt 'at er schon recht ge'abt«, gab der Otter zögernd zu. »Seine 'exerschaft 'at es lediglich unterlassen, uns von dem kleinen Streifen Dreck und Schleim zu erzählen, durch den wir uns erst durchschuften mußten. Nur 'n winziges kleines Versäumnis, wa?«
    Jon-Tom spähte über den Bug. »Ich wünschte nur, ich wüßte mehr über diesen Markus.«
    »Glaubst du immer noch, daß er aus deiner Welt stammt, Kumpel?«
    Der Gesichtsausdruck des Bannsängers spiegelte seine Unsicherheit wider. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, Mudge. Ich bin mir nicht mehr so sicher wie am Anfang. Es wäre mir lieber, wenn irgend jemand auch mal etwas Nettes über ihn erzählen könnte.« Er atmete tief durch. »Na ja, wir werden ja schon früh genug alles über ihn erfahren.«
    Um ihn herum sangen und dröhnten die Otter immer noch die vielen Lieder, die er ihnen in den vergangenen Tagen

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