Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
doch selbst nicht.«
    »Nicola, reiß dich zusammen. Ich habe keine Augen, also brauch ich deine. Beschreib mir den Raum hier.«
    »Der ist ziemlich dunkel.«
    »Was hast du gesehen, bevor das Licht ausging?«
    »Nichts. Da war ich betäubt. Ich hab von einem OOMPH !-Video geträumt.«
    »Oomph? Was ist das?«
    »Eine Band. Mann, wie alt bist
du
denn?«
    »Sechsundzwanzig. Wo warst du, bevor er dich betäubt hat?«
    »In meiner Zelle.«
    »Deine Zelle? Wo ist die?«
    »Was weiß denn ich.«
    Das Mädchen musste wieder husten.
    »Nicola, konzentrier dich. Deine Zelle, hat die Fenster?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Was heißt,
nicht mehr?
«
    »Ich hatte mal Fenster. Kleine Dinger, in Sichtweite von dem Käfig, in dem sie uns hielten. Die Scheibe war abgeklebt, aber links oben schimmerte tagsüber etwas durch, weißt du. Das hat mir Hoffnung gegeben. Solange dieser kleine Punkt morgens leuchtete, wusste ich, dass es eine Welt da draußen gibt. Ich hab den Käfig gemocht, der war besser als die enge Zelle hier. Hier ist immer nur alles dunkel und kalt. Verdammt, erst seitdem ich hier bin, hab ich diese Dreckserkältung.«
    »Also hat Suker dich an einen anderen Ort gebracht?«, fragte Alina verwirrt.
    »Ja. Er hat mich betäubt, um mich zu transportieren, meinte das Schwein. Das war etwa vor einem Monat. Ich weiß nicht mehr so genau, wie viel Zeit seitdem vergangen ist. In meinem Käfig habe ich damals eine Strichliste geführt, wann immer die Sonne kam und ging, weißt du. Hier ist das nicht möglich. Hier ist nichts außer diesem Rauschen.«
    »Was für ein Rauschen? Ich höre nichts.«
    »Im Moment ist es auch nicht da. Aber in den Zellen steckt es in den Wänden. Wenn du deinen Kopf an den Beton drückst. Es nimmt ab und zu, schwillt an und manchmal pausiert es, aber meistens kommt es von überall her. Als würde ein Wasserfall direkt durch das Gebäude strömen.«
    »Okay, das ist gut. Das ist sehr gut«, sagte Alina, obwohl sie in Wahrheit nicht wusste, wie diese Informationen ihr weiterhelfen sollten.
    »Kannst du hier irgendetwas erkennen, Nicola?«
    »Hier?«
    »Ja, hier. Wo wir gerade sind. Siehst du was?«
    »Ein wenig. Meine Augen haben sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt.«
    »Beschreib mir bitte den Raum.«
    Alina hörte wieder ein metallisches Rasseln. Sie vermutete, dass Nicola versuchte, sich auf ihrem Tisch zu drehen, und von ihren Fesseln zurückgehalten wurde.
    »Es ist kein Raum.«
    »Wie bitte? Was soll das heißen? Wir können unmöglich im Freien sein.«
    »Nein, natürlich sind wir nicht
im Freien
«, sagte Nicola und betonte die beiden letzten Worte verächtlich. »Wir werden nie wieder
im Freien s
ein.« Wütend riss sie an ihren Fesseln.
    »Hey, hey, beruhig dich!«
    »Beruhigen? Du hast gut reden, Alte. Du bist erst seit einigen Stunden hier.«
    »Und du seit Monaten, ich weiß. Und ich will das hier beenden, aber noch mal: Das schaffe ich nicht ohne dich, okay?«
    Sie hörte, wie Nicola die Nase hochzog, und wertete ihr anschließendes Schweigen als stumme Einwilligung.
    »Komm schon, lass uns nicht noch mehr Zeit vergeuden. Wo sind wir hier, wenn nicht in einem Raum?«
    »Keine Ahnung, sieht eher aus wie ein Zelt.«
    Okay, das ergibt schon mehr Sinn.
    »Überall um uns herum hängen so dicke, halb durchsichtige Planen.«
    »Oh nein«, rutschte es ihr heraus.
    »Was hast du?«
    »Nichts, gar nichts. Nur ein Krampf«, log Alina, die ihre Schicksalsgenossin nicht darüber aufklären wollte, dass Suker sich mit den Planen ein provisorisches Operationszelt aufgebaut hatte, um möglichst sterile Bedingungen herstellen zu können.
    »Wie hat er uns angekettet?«, fragte sie schnell und musste einen heftigen Hustenanfall Nicolas abwarten, bevor sie eine Antwort bekam.
    »Da sind Löcher in unseren Metalltischen. Da hat er die Fußketten durchgezogen für die Manschetten.«
    »Und die Hände? Bist du auch vollständig gefesselt?«
    »Ja. Aber meine Arme liegen seitlich neben meiner Hüfte. Ich kann sie keinen Zentimeter bewegen.«
    »Und bei mir?«
    »Bei dir sind sie hinter dem Kopf zusammengebunden, merkst du das denn nicht?«
    »Doch. Ich will wissen,
wie
sie befestigt sind. Oder woran.«
    »Na ja, die stecken in Handschellen, soweit ich es erkennen kann. Von den Handschellen geht eine Kette direkt zur Wand hinter deinem Kopf. Keine Ahnung, ob sie dort festgeschraubt ist oder so was. Dazu ist es hier zu dunkel, kann ich nicht sehen. Außerdem breche ich mir jetzt schon fast das Genick, um

Weitere Kostenlose Bücher