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Der Ausflug

Titel: Der Ausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dorrestein
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trinken anbieten müssen, er konnte sie ja nicht so einfach wegschicken.
    Sie stand vor der Garderobe in der Diele. »Soll ich ihre Mäntel auch mitnehmen? Laurens?«
    »Ja. Gern.«
    Mit Veronicas Regenmantel und Daunenjacke über dem Arm kam sie ihm nach. Er nahm ihr die Sachen ab, stopfte sie zwischen die Säcke und schlug den Kofferraumdeckel zu. Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Das macht dich ganz krank, hm?«
    Es war nur ein einziges Mal, wollte er sagen, das kommt in den besten Ehen vor. Aber stimmte das überhaupt?
    Hier, in seinem eigenen Haus, an seinem eigenen Küchentisch, hatte Veronica ihrer Freundin vermutlich die ganze Geschichte erzählt. In belustigtem Tonfall, um zu kaschieren, wie sehr sie sich geschmeichelt gefühlt hatte. Stell dir vor, ein Student im ersten Semester. Straßen- und Wasserbautechnik. Was? Ja, achtzehn, gut gefolgert, Beatrijs. Er richtete sich gerade seine Bude ein. Der Schaffner hatte zu ihm gesagt: »Setz dich mit deiner Mordsmatratze mal lieber zu den Fahrrädern, Junge.«
    »So möchte ich dich nicht allein lassen, Laurens. Wollen wir nicht noch kurz was zusammen...«
    »Nein, fahr ruhig. Ich komm schon klar.«
    »Bist du dir ganz sicher? Dann hol ich nur noch meine Tasche.«
    Er wartete am Auto. Mein Gott, sie wusste es. Wer weiß, welche Geschichten Tante Beatrijs seinen Jungs über ihre Mutter erzählen könnte... Und vielleicht hatte sie wegen der Fummelei damals unter den Obstbäumen sogar noch gedacht, nun bekomme er es mit gleicher Münze heimgezahlt. Ach, Laurens hat auch keine ganz reine Weste, könnte sie sich gesagt haben.
    Da war sie wieder, einen besorgten Ausdruck im Gesicht. Mechanisch beugte er sich zu ihr hinunter, um ihr einen Kuss zu geben. »Ich bin dir ewig dankbar.«
    Sie winkte ab. »Schenk dir lieber einen Schnaps ein, zur Stärkung.« Dann stieg sie in ihren Wagen.
    Der Form halber blieb er noch kurz stehen, hob die Hand und winkte.
    Wieder im Haus, wusste er nicht, was er mit sich anfangen sollte. Er stellte den Fernseher an, zappte durch die Programme, ohne etwas zu sehen, und stellte den Kasten wieder ab. Er ging in die Küche, nahm die Post aus dem Obstkorb, legte den gesamten Stapel aber gleich wieder zurück, weil er plötzlich fürchtete, Veronicas Namen in einer unbekannten Handschrift auf einem der Umschläge zu entdecken. Wer sagte, dass sie nicht ihre Adressen ausgetauscht hatten? Irgendwo lief jemand herum, der denken musste, dass sie noch lebte. Er hatte schließlich keine Trauerkarte erhalten, womöglich sann er gar noch auf eine Möglichkeit, mit ihr in Kontakt zu kommen.
    Nein, Bea, natürlich war ich nicht darauf aus! Das Einzige, woran ich dachte, als wir aus dem Bahnhof herausfuhren, war,dass ich nicht vergessen durfte, einen Anzug von Laurens von der Reinigung abzuholen.
    Er wünschte, er hätte nicht mit dem Rauchen aufgehört. Hoffentlich hatte er noch irgendwo ein Päckchen versteckt. Doch gerade als er sich auf die Suche machen wollte, fiel ihm Niels ein. Erleichtert, wenigstens für einen Moment ein fest umrissenes Ziel zu haben, ging er nach oben. Schon von der Treppe aus sah er einen Streifen Licht unter der Tür. Ertappt, Freundchen.
    Das Comic-Heft lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch, direkt unter der Lampe. Er sah zum Bett hinüber und bemerkte zum ersten Mal, dass das Regalbrett darüber aus irgendeinem Grund so gut wie leer war. Wo waren Niels’ geliebte Autos geblieben? Was ging bloß vor sich in diesem Haus?
    Erst dann sah er, dass sein Sohn nicht im Bett lag. Seine Nerven waren schon derart angespannt, dass ihm sofort der Schweiß ausbrach. Gehetzt schossen seine Augen im Raum hin und her. Von der Bettdecke mit dem roten Rennwagen darauf zur Schranktür voller Poster, zu den Turnschuhen, die umgekippt auf der Matte lagen, zum Lego-Fort. Lauter Dinge, die Sicherheit, Geborgenheit, Schutz ausstrahlten in einer Welt, in der auf jeder Spielwiese ein Kinderräuber auf der Lauer liegen konnte. Zum Glück hatte er seine Jacke an, dachte er unlogischerweise.
    Planlos hob er die Turnschuhe auf und stellte sie in den Schrank. Er musste... anrufen, das war’s. Sein Kind war natürlich einfach heimlich ausgekniffen und hockte bei einem Freund. Bei... oder bei... Der Schreck hatte alle Namen aus seinem Kopf gelöscht. Oder war etwas anderes passiert? Etwas Ernstes, war sein Sohn weggelaufen? Und wenn ja, warum? Weil er Veronicas Kleider ausgemistet hatte? War das für Niels zu früh gekommen? Seine schweißnasse Stirn

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