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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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das schon ewig in der Warteschleife hing. Trotzdem hatte Ian ein gutes Gefühl gehabt, und so war er der Sache auf den Grund gegangen – doch erst als er sich nicht mehr mit Analysten und Wertpapierhändlern, sondern mit Chemikern unterhalten hatte, war er wirklich weitergekommen, und erst Davis hatte ihm begreiflich gemacht, dass es sich um ein wahrhaft revolutionäres Patent handeln könnte, obwohl es auf den ersten Blick alles andere als sexy wirkte – ein komplexer Prozess zur Manipulation instabiler organischer Verbindungen. Man müsste nur richtig Kapital reinpumpen, hatte er gesagt, dann könnte das Ding in gewissen Bereichen der Pharmaindustrie zum Standard werden. Okay, das meiste, was er geredet hatte, hatte Ian nicht mal ansatzweise kapiert, aber die Botschaft war glasklar. In den folgenden Wochen hatte er in aller Ruhe an einer gigantischen Investition gebastelt, und als das Patent endlich genehmigt wurde, war er vom Juniorhändler zum allseits respektierten Wunderkind mit eigenem Büro aufgestiegen.
    Vom Wunderkind zum Versager in zwei Jahren. Reife Leistung, Ian.
    Er ließ es langsam angehen. Während der Chemiker genüsslich an seinem Martini schlürfte und sich anschließend einen zweiten bestellte, plauderten sie über dies und das. Es war ein gutes Gefühl, wieder im Geschäft zu sein, ein Ziel zu verfolgen. Erst als sein Gegenüber den zweiten Martini zur Hälfte geleert hatte, kam Ian zur Sache.
    Der Alkohol hatte Davis’ Wangen gerötet. »Ich fürchte, ich kann nicht ganz folgen.«
    »Inwiefern?«
    »Du willst mir eine Flüssigkeit beschreiben, und ich soll dir sagen, was es ist? Ich … Ich weiß einfach nicht, was das mit irgendwelchen Geldanlagen zu tun haben soll. Oder ist das eins von deinen Spielchen?«
    »Nein«, meinte Ian. »Weit gefehlt.«
    »Aber was soll das bringen? Recherchierst du für ein Drehbuch, oder was?«
    »Kannst du mir nicht einfach mal vertrauen?«
    »Doch, natürlich, aber bei so was gibt es tausend Möglichkeiten, und …«
    »Okay, dann machen wir eben ein Spiel draus. Nimm es nicht so ernst. Du sollst hier ja keinen Artikel für   Nature   verfassen.«
    »Ja, aber …«
    »Also. Das Zeug ist ziemlich dickflüssig. Dunkle Farbe.«
    Davis zuckte die Schultern. »Klingt nach Rohöl.«
    »Stimmt. Aber wenn du dran schnüffelst, bekommst du heftige Kopfschmerzen, Atemprobleme, Muskelkrämpfe und   so weiter.«
    »Hmm. Dann würde ich sagen, ein industrielles Lösungsmittel.«
    »Und es ist extrem wertvoll. Vier Literflaschen kosten ungefähr … eine Viertelmillion. Auf dem Schwarzmarkt.«
    »Auf dem Schwarzmarkt!? Was redest du denn da?«
    »Nehmen wir mal an, das Zeug ist illegal. Natürlich rein hypothetisch.«
    »Und was hat das, natürlich rein hypothetisch, mit meinem Aktienportfolio zu tun?«
    »Komm schon.«
    Davis seufzte. »Na gut. Eine dunkle, dickflüssige, illegale Flüssigkeit. Und wie war das noch mal? Vier Literflaschen?«
    »Ja.«
    »Also vier Liter?«
    »Sag ich doch.«
    »Klar. Ich frage mich nur, warum du von vier Liter flaschen   gesprochen hast.«
    »Ach so. Weil die Flüssigkeit in vier einzelnen Literflaschen aufbewahrt wird.«
    Davis nickte. Offensichtlich fand er allmählich Gefallen an der intellektuellen Herausforderung. »Und aus welchem Material bestehen die Flaschen?«
    »Plastik.«
    »Versiegelt oder nicht?«
    Woher sollte Ian das wissen? Jenn und Mitch hatten jedenfalls keine Versiegelung erwähnt. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Okay. Die meisten Chemikalien werden in Glas- oder Metallbehältnissen aufbewahrt. Insofern können wir davon ausgehen, dass unsere Flüssigkeit mit Glas und Metall reagiert – deshalb die Plastikflaschen. Damit hätten wir die Sache ein Stück weit eingegrenzt.«
    »Vielleicht Drogen? Irgendeine wichtige Zutat zur Drogenherstellung?«
    Davis schüttelte den Kopf. »Ergibt keinen Sinn.«
    »Warum nicht?«
    »Denk doch mal nach. Vier Liter kosten eine Viertelmillion? Da müsste schon eine Riesenmenge Drogen bei rausspringen, oder aber eine Droge, die wahnsinnig viel wert ist. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass vier Liter von irgendeiner Flüssigkeit reichen, um tonnenweise Kokain zu produzieren. Zumal die meisten Drogen gar nicht so schwer herzustellen sind. Man hört immer wieder mal von Chemikern, die urplötzlich völlig abdrehen. Tja, in den meisten Fällen hatten sie sich eine kleine Drogenküche eingerichtet. Wer in einem Labor arbeitet, kommt problemlos an die Zutaten, und der

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