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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Problem.« Sie schob sich an ihm vorbei und ging die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf.
    »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen. Es wird auch nicht lang dauern.«
    »Kein Problem«, wiederholte sie, während sie sich fragte, was er damit sagen wollte. Natürlich würde es lang dauern. Wahrscheinlich lebenslänglich. »Kaffee?«
    »Nein, danke.« Als sie die Tüte vom Thai auf den Tisch stellte, betrat er die Küche. »Wenn Sie Hunger haben, essen Sie nur.«
    »Aber worum geht’s denn?«
    »Um einen Raubüberfall. In Verbindung mit einem Mord.«
    Das Glas, das sie gerade aus dem Schrank holen wollte, rutschte ihr aus den Fingern, hing für einen endlosen Sekundenbruchteil in der Luft und krachte auf die Küchentheke. Glitzernde Scherben spritzten in alle Richtungen. »Mist!«
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ja, ja.« Nein, dachte sie, überhaupt nicht. »Ich hab bloß zwei linke Hände.«
    »Ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken. Es gibt keinen Grund zur Sorge.« Bradleys linker Mundwinkel wanderte nach oben. »Außer Sie haben einen Haufen unbezahlte Strafzettel im Schrank.«
    Sie schüttelte den Kopf, lächelte gezwungen und blickte kurz über die Schulter, bevor sie die Scherben zusammenkehrte. Dabei fühlte sie sich wie damals, als sie zum ersten und einzigen Mal LSD ausprobiert hatte: Ihre Gedanken liefen einen endlosen Slalom in alle Richtungen, viel zu schnell und unvorhersehbar, um ihnen noch zu folgen. Mitch hatte sie angebettelt, nicht mit den Cops zu reden. Aber war es wirklich das Richtige, den Mund zu halten?
    »Warum setzen wir uns nicht erst mal?«, fragte der Detective und musterte die Küche mit routiniert-lässigem Blick.
    »Ich hab schon den ganzen Tag gesessen. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne stehen bleiben.«
    »Auch gut. Also, kommen wir zur Sache. Kennen Sie das Rossi’s? Ist ein Restaurant an der Lincoln Avenue.«
    Es war so weit. »Ja, klar.«
    »Letzten Dienstag wurde das Rossi’s überfallen. Mehrere Männer haben den Laden gestürmt, den Besitzer und einen seiner Mitarbeiter gefesselt und sich mit dem Inhalt des Safes aus dem Staub gemacht.«
    Beinahe hätte sie gesagt:   Ich weiß.   Doch ihr war klar, wie dann der nächste Satz lauten müsste:   Ich war dabei.   Deshalb sagte sie überhaupt nichts. Ihre Zunge wollte sich nicht bewegen.
    »Und auf der Flucht, in der Gasse hinter dem Restaurant, haben sie einen Mann erschossen«, fuhr der Detective in sachlichem, fast schon gelangweiltem Tonfall fort.
    Da begriff sie, dass er überhaupt nichts wusste, dass er bloß einen Routinebesuch abwickelte. Eine fast schon körperlich spürbare Erleichterung überflutete sie.
    Im nächsten Augenblick war sie einfach nur verwirrt. Wenn er keine Ahnung hatte, was wollte er dann von ihr? Und davon abgesehen, wäre jetzt nicht trotzdem der richtige Zeitpunkt, um reinen Tisch zu machen?
    »Waren Sie letzten Dienstag im Rossi’s?«
    »Moment …« Sollte sie lügen? Die Wahrheit sagen? Irgendetwas musste der Typ wissen, sonst wäre er nicht hier, und bis sie herausgefunden hatte, was es war, sollte sie sich lieber an die Tatsachen halten. »Glaube ja.«
    Als Bradley nickte, schien sich sein Körper zu entspannen.
    »Ich treff mich da öfter mit ein paar Freunden.«
    »Auch am Dienstag?«
    »Nein.« Was streng genommen nicht gelogen war. Mittlerweile hatte sie die Scherben zu einem ordentlichen Häufchen zusammengeschoben. Um dem Detective nicht in die Augen schauen zu müssen, öffnete sie den Schrank und holte einen Teller heraus. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Teil der Ermittlungen. Wir müssen uns ein möglichst genaues Bild vom fraglichen Abend verschaffen. Deshalb haben wir uns die Kreditkartendaten geben lassen – und kurz nachdem Sie gezahlt hatten, kam es zu dem Überfall.«
    Fast hätte sie gelacht. Was gaben sie nur für erbärmliche Ganoven ab! Daran hatten sie überhaupt nicht gedacht.
    »Also, erinnern Sie sich doch mal an Dienstagabend. Was fällt Ihnen da ein?«
    »Hmm. Ich glaube, ich hab einen Martini getrunken.«
    Er lächelte. »Und sonst? Irgendwelche ungewöhnlichen Vorfälle? Hat sich jemand merkwürdig benommen, zum Beispiel die Mitarbeiter des Restaurants beobachtet? Gab es eine Auseinandersetzung, einen Streit?«
    Sicher, wir haben einen Typen abgeknallt. Aber ansonsten? Nicht dass ich wüsste.   Sie sah ihn an. Wenn sie reden wollte, dann jetzt. Wahrscheinlich würden sie nicht völlig ungeschoren davonkommen, vielleicht würde Mitch tatsächlich

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