Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
Vom Netzwerk:
Armaturenbrett, fuhr das Fenster herunter und klappte den Sitz eine Stufe nach hinten.
    Kurz vorm O’Hare Airport wurde der Doc plötzlich gesprächig. »Diese Fotos … Das … Das war das erste Mal. Wirklich, ich weiß gar nicht, warum ich das gemacht habe, ich war einfach … neugierig. Ich hab nicht weiter drüber nachgedacht. Und ich schwöre, ich schwöre bei Gott, es war das erste Mal, das allererste Mal. Bitte, glauben Sie mir.«
    »Haben Sie getan, was ich verlangt habe?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben nicht getrickst? Sie haben nicht versucht, eine Kleinigkeit zu verändern, weil Sie dachten, ich komm sowieso nicht dahinter?«
    »Nein, nein, nein.«
    »Langzeitparken.«
    »Was?«
    »Da vorne rechts.«
    Der Doktor nickte. »Ich liebe meine Frau. Ich liebe meine Tochter. Sie bedeuten mir alles.«
    Wortlos hob Bennett eine Augenbraue.
    »Ich weiß. Ich weiß, wie dumm das war. Ich … Ich war schwach. Da ist einfach dieser, dieser … Drang, dieser Zwang, dem man hilflos ausgeliefert ist. Ich wollte das nicht.«
    »Ganz nach oben.«
    »Wenn ich dafür bezahlen muss, in Ordnung. Aber bitte, erzählen Sie niemandem davon.«
    »Da drüben parken. Da, wo nichts los ist.«
    Der Doc lenkte in eine Parklücke und schaltete den Motor aus. »Es tut mir leid. Das tut mir alles so leid.«
    »Ich glaube Ihnen, Doc. Aber wenn Sie brav waren, wird alles gut. Ehrenwort. Also.« Bennett deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Ich frage Sie ein letztes Mal: Haben Sie getrickst? Wenn Sie es jetzt zugeben, gebe ich Ihnen noch eine Chance, Ihren Fehler auszubügeln. Aber sollte ich später feststellen, dass Sie mich reingelegt haben …«
    Zwanzig Sekunden lang starrte ihn der Doktor schweigend an, mit verquollenen Augen und geschwollener Nase. »Ich habe mich exakt an die Vorgaben gehalten.«
    »Dann sind Sie alle Sorgen los.«
    Selbst mit offenem Fenster dröhnte der Schuss im geräumigen Innenraum des Vans wie ein Paukenschlag. Die Kugel traf den Doc in der Schläfe, durchschlug die Stirn, trat auf der anderen Seite wieder aus und zertrümmerte das Seitenfenster. Gehirnmasse spritzte auf die holzverkleidete Tür. Bennett verschwendete keine Zeit. Schnell wischte er die Pistole ab, drückte sie dem Toten in die Hand und ließ beides zusammen auf den Sitz fallen. Die Waffe rutschte aus den Fingern auf die Fußmatte. Dann platzierte er drei aussagekräftige Fotos auf den Schoß des Doktors und säuberte den Drehknopf des Radios, bevor er sich die Sporttasche schnappte und ausstieg. Gemütlich schlenderte er zum Terminal – ein Geschäftsmann auf dem Weg zum Flieger. Er klappte sein Handy auf und wählte.
    »Ja?«
    »Crooch. Ich bin’s. Die Sache läuft. Dienstagabend steht.«
    »Ja, darüber wollte ich sowieso noch mit dir reden. Ich bin mir da nicht so sicher. Ich weiß einfach nicht, Mann.«
    »Was weißt du nicht? Ist doch eine einfache Geschichte.«
    »Warum machst du es dann nicht selber, wenn es so einfach ist?«
    »Ach, Croochy, warum siehst du immer alles so negativ?«
    »Wie meinst du das?«
    »Versuch doch mal, die Sache als Chance zu begreifen – als kurze, schmerzlose Möglichkeit, deine Schulden zu begleichen. Eine kleine Erledigung, nur eine Tasche abliefern und eine andere Tasche abholen, und schon ist es geschafft. Überleg doch mal, wie frei du dich danach fühlen wirst. Also, bring den Dienstagabend hinter dich, komm Mittwochmorgen bei mir vorbei, und schon bist du alle Sorgen los.«
    »Und dann sind wir quitt? Endgültig quitt?«
    »Endgültig, Bruder.« Bennett lächelte. »Ehrenwort.«

6
    ALEX HATTE EINE DOPPELSCHICHT HINTER SICH , jeder Knochen in seinem Körper schmerzte – und kaum hatte er sein Apartment betreten, blinkte ihm das Licht des Anrufbeantworters entgegen. Mal wieder.
    Die letzten Nächte hatte er kaum geschlafen, und wenn er doch mal weggedämmert war, hatte er von Cassie geträumt, die ihm ein Bündel Hunderter nach dem anderen reichte, oder von dunklen Flüssen und rauschenden Wasserfällen, oder von einem vogelgleichen Flug, aus dem er jäh abstürzte. Jetzt wollte er nur noch einen doppelten Wodka, eine Dusche – falls er sich dazu noch aufraffen konnte –, und ab ins Bett. Wenn er Glück hatte, würden die Laken noch ein bisschen nach Jenn riechen.
    Er ging zum Anrufbeantworter. Sein Finger   schwebte über der Taste. Doch er drückte nicht drauf, sondern nahm das schnurlose Telefon in die Hand und rief die Anrufliste auf.
    Trish.
    Mit stampfenden Schritten marschierte er in die

Weitere Kostenlose Bücher