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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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hat. Und dass man kaum noch gute Illegale findet.«
    »Ist ja ein ganz Süßer, dein Boss.«
    Alex schüttelte mit aller Kraft. Viele dachten ja, man müsste das Zeug bloß irgendwie vermischen; dabei kam es bei einem guten Martini darauf an, das Eis durchzurütteln, bis es in kleine Splitter zerbrach. Eine Minute später goss er den Cocktail ins Glas und platzierte ein paar frisch erdolchte Oliven auf dem Rand. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, klar.« Sie lächelte, griff in die Tasche und zog ihr Handy heraus. »Die Nachricht an die Jungs ist schon vorbereitet. Eine einzige Zeile, und ich hab geschlagene fünf Minuten getippt. Täusch ich mich, oder sind SMS das dümmste Kommunikationsmittel aller Zeiten?«
    »Nein, das ist MySpace«, erwiderte Alex, während er sich einen Wodka einschenkte. Sie stießen an, er knallte das Glas auf die Theke und kippte das Zeug runter. Gleichzeitig kam eine Gruppe Mittzwanziger herein, allesamt in glänzenden Shirts und mit viel zu lauten Stimmen. Er musste die Bande wohl oder übel bedienen, und so mixte er ihre Drinks und zählte ihr Wechselgeld ab. Doch der Lärm der Bar verschwand hinter dem Chaos in seinem Kopf. Seine Gedanken schlitterten und kollidierten, eine Massenkarambolage aus gegensätzlichen Impulsen.
    Er wollte alles abblasen. Er wollte es durchziehen, aber schon hinter sich haben. Er wollte noch einmal zwanzig Jahre alt sein, er wollte Trish und Cassie, seine Familie, zurückhaben und in eine Zukunft blicken, in der noch alles möglich war. Er wollte Jenn vom Hocker hinter die Theke zerren, er wollte ihr die dünnen Stoffbänder von den Schultern reißen. Er wollte eine Zigarette.
    Das ist alles bedeutungslos. Es geht um Cassie, nur um Cassie. Du tust es für sie, wie so vieles.
    »Wow. Ein Engel auf Erden.« Die ölige Stimme holte Alex zurück ins Hier und Jetzt. Johnny Love hatte sich einen altmodischen Mafia-Look verpasst: ein orangefarbenes Shirt, eine Seidenkrawatte mit Paisleymuster, gegeltes Haar. Er lehnte neben Jenn an der Theke, als würde ihm nicht nur das Restaurant, sondern die ganze Welt gehören.
    »Johnny«, sagte sie und ließ ihr Lächeln aufblitzen. »Schön, dich zu sehen.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Bist du zum Abendessen hier, Süße?«
    »Ein andermal. Ich wollte nur kurz bei Alex vorbeischauen, auf einen Drink.«
    »Du brichst mir das Herz. Das weißt du doch, oder?«
    »Na, na, na.« Sie warf das Haar hinter die Schultern. »Bist doch ein großer Junge.«
    Mit einem Lachen deutete Johnny auf ihr Glas. »Wie ich sehe, sitzt du schon wieder auf dem Trockenen.«
    »Danke, aber ich …«
    »Nichts da. Ich lasse nicht zu, dass eine Frau wie du in meiner Bar nichts zu trinken bekommt.« Er nickte Alex zu. »Das Gleiche noch mal, okay? Aber mit Grey Goose. Geht natürlich auf mich. Und dann brauch ich dich hinten.«
    Alex’ Nackenmuskulatur verkrampfte sich, er spürte, wie ihm eine unsichtbare Hand über die Leisten strich. Nur mit Mühe widerstand er dem Drang, Jenn in die Augen zu blicken. »Geht klar, Boss.«
    Johnny wandte sich an Jenn. »Tut mir leid, Schätzchen, die Arbeit ruft. Aber bleib doch noch ein bisschen, dann können wir später einen trinken.«
    Als Alex mit tauben Fingern nach dem Shaker griff, nahm er das kühle Metall kaum noch wahr. Er hörte auch nicht, was Johnny noch zu Jenn sagte oder was sie erwiderte, nein, er konzentrierte sich ganz auf die Cocktails. Ihrer war kein Problem, aber seiner war nicht ohne: ein Drittel panische Angst, zwei Drittel Entschlossenheit, dazu ein schnelles Stoßgebet, einmal durchgeschüttelt und dann nichts wie runter damit.
    Er stellte den Martini auf die Theke und folgte Johnny ins Hinterzimmer. An der Tür riskierte er einen Blick über die Schulter – und für einen Moment trafen sich ihre Augen. Jenn tastete gerade nach ihrem Handy.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Wahrscheinlich hatte es nichts zu bedeuten, aber Mitch musste immer wieder an Jenns Kuss denken. Sie umarmten sich andauernd, ab und zu gab sie ihm auch einen kleinen Kuss auf die Wange, wie es eben unter Freunden üblich war. Doch diesmal hatte es sich anders angefühlt. Diesmal war es keine freundschaftliche Umarmung gewesen, das hatte sie bestimmt gespürt, und sie hatte sich nicht dagegen gewehrt. Ganz im Gegenteil, sie hatte sich sogar ein wenig enger an ihn geschmiegt. Oder bildete er sich das nur ein?
    Und das war längst nicht alles. Seit jenem Abend bei Ian, als er sich gewehrt, als er die

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