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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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durchs Gedränge und trat ein. Ein dunkles Schlafzimmer. Er drückte die Tür zu, sperrte ab, ging zum Fenster und zog die Rollläden hoch. Ein Dutzend Stockwerke unter ihm schnellten Autos über den Lake Shore Drive, doch die dicken Isolierfenster hielten den Straßenlärm auf Abstand. Er hob das Telefon zum Ohr. »Ich höre.«
    »Es gibt ein Problem.« Ein kurzes Schweigen. »In der Gasse hinter dem Rossi’s wurde jemand erschossen. Du weißt schon, das Restaurant?«
    »Natürlich weiß ich, was du meinst. Und weiter?«
    »Die Schützen hatten den Laden ausgeraubt und waren gerade dabei, wieder von dort zu verschwinden.«
    Victor schloss die Augen. Wie er es hasste, mit Amateuren zusammenzuarbeiten. Wer nannte sich schon aus freien Stücken »Johnny Love«? Nur Zuhälter und Pornostars, und zu einem Pornostar reichte es bei dem Kerl ganz sicher nicht. Bisher hatte er sich aus gutem Grund nur auf verhältnismäßig kleine und streng reglementierte Geschäfte mit Johnny eingelassen.
    Also warum hast du dich jetzt mit ihm getroffen? Warum hast du diesen Deal in Auftrag gegeben?
    Und warum, um Himmels willen warum, hast du ihm einen Teil des Kaufpreises vorgestreckt?
    Natürlich kannte er die Antwort. Weil das Risiko angesichts des potenziellen Gewinns vernachlässigbar erschienen war. Andererseits war ein Risiko nur dann vernachlässigbar, wenn man am Ende tatsächlich als Gewinner dastand. »Interessant. Ausgerechnet heute wird das Rossi’s überfallen.«
    »Genau. Deshalb hab ich sofort angerufen.«
    Victor atmete tief ein und starrte hinaus in die Nacht, auf die tanzenden Lichtreflexionen auf der Fensterscheibe. Drüben, hinter der Tür, wieherte jemand wie ein Esel. Was für eine Lache. Was für Leute. Manche von ihnen könnten sich als nützlich erweisen, ausnahmslos alle waren reich, und einige hatte er noch reicher gemacht – durch Geschäfte, über deren Hintergründe sie lieber nichts Genaueres erfahren wollten. Aber deshalb konnte er sie noch lange nicht leiden. »Was wissen die Cops?«
    »Noch wissen sie gar nichts. Sie konzentrieren sich auf die Leiche. Laut unserem Mann im Department wurde der Tote als David Crooch identifiziert. Ein freischaffender Kleinkrimineller. Hat eine Weile wegen Autodiebstahls gesessen, außerdem ein paar Klagen wegen Körperverletzung.«
    »Und was ist mit unserem lieben Gastronomen?«
    »Von dem hab ich nichts gehört.«
    »Wie, du hast nichts von ihm gehört?«
    »Nichts. Kein Wort. Sein Anwalt ist aufs Präsidium und hat ihn rausgeholt. Hat keine zwanzig Minuten gedauert. Seitdem hat er sich nicht mehr blicken lassen.«
    »Ich will ihn sprechen.«
    »Wann?«
    »Sobald wie möglich. Sobald du seinen Fettarsch an einen Stuhl gefesselt hast.« Victor massierte sich den Nasenrücken. »Und keine falsche Rücksichtnahme, ja?«
    Mitch erwachte. Um ihn herum war es dunkel, aber er war hellwach – er trieb nicht wie sonst langsam aus dem Schlaf an die Oberfläche, nein, er riss die Augen auf und war mit einem Schlag voll da.
    Und er war in Jenns Bett.
    Also war es doch kein Traum gewesen. Wärme strömte durch seine Brust, die Gewissheit, dass von jetzt an alles möglich war. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er lag auf der Seite, einen Arm unter dem Kissen. Neben sich, unter dem dünnen Laken, sah er den Umriss ihres Körpers. Erinnerungen taumelten durch seinen Kopf, glückliche, verworrene Gedanken. Wie weich ihre Lippen gewesen waren. Wie gierig sie geseufzt hatte, als seine Zunge ihren Körper hinabgewandert war. Wie sich ihre Muskelstränge angespannt hatten, als er sie geschmeckt hatte. Dann die schnellen, leisen Laute, die aus ihrer Kehle gedrungen waren, als sie gekommen war. Wie er aufgestanden war, wie er sie in den Arm genommen hatte, schwindlig vor Glück. Wie sie zu zweit ins Schlafzimmer gestolpert waren, wie sie pausenlos vor sich hin gekichert hatten, weil das alles so unfassbar, so ungezügelt, so surreal war, als wäre es nicht von dieser Welt. Wie sich ihr Kichern in schallendes Gelächter verwandelt hatte, als sie endlos an der Kondompackung herumgefummelt hatten, und wie er das Plastik schließlich mit den Zähnen aufgerissen hatte.
    Und wie er in sie hineingeglitten war, Auge in Auge mit ihr, sein Gesicht Zentimeter über ihrem. Als wäre er dafür geschaffen, in ihr zu sein.
    O Gott , hatte sie gesagt.   Bilde ich mir das nur ein? Oder tun wir’s wirklich?
    Wir tun’s wirklich.
    Sicher?
    Soll ich aufhören?
    Nein. Nein.
    Und

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