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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Die köpfen Journalisten und stellen Videos davon ins Internet, und wenn es eng wird, verziehen sie sich in ihre Höhlen! Das sind Barbaren, und gegen Barbaren kommst du nur mit dem Schwert an. Oder heutzutage mit Luftangriffen.« Der letzte Satz brachte dem Typen ein paar Lacher ein, und er kostete den Moment aus, indem er innehielt und seinen Single Malt leerte. Ein leicht aufgedunsener Mann, wie er unter Superreichen sehr oft vorkam – er hatte keinen Bierbauch, sondern war eher rundherum angeschwollen, als wäre es sein gutes Recht, mehr Platz auf Erden einzunehmen. »In Afghanistan haben wir’s genau richtig gemacht: Erst bomben, dann fragen. Fünfzig Mann reiten mit AK-47ern in der Hand auf Kamelen durch die Wüste? Klar ist das der Feind, also schick ihnen eine BLU-82B runter! Ja, ja, die Medien haben einen Riesenspaß daran, sich über Bush lustig zu machen, ihn als den letzten Deppen hinzustellen. Aber ich habe George W. persönlich kennengelernt, und ich stehe hundert Prozent hinter ihm. In Afghanistan ist seine Strategie wunderbar aufgegangen, und im Irak beobachten wir gerade dasselbe. Also warum in Gottes Namen sollten wir den Iran nicht wissen lassen, dass wir für jeden Spaß zu haben sind? Die wollen es doch nicht anders!«
    »Darling.« Eine Frau schob eine Hand unter seine Achsel, eine Frau mit dreißigjährigem Gesicht und mindestens doppelt so alten Augen. »Du weißt doch, es gehört sich nicht, auf einer Party über Politik zu reden.« Sie nickte in Victors Richtung. »Zumal du nicht weißt, ob die anderen Gäste deine Ansichten teilen.«
    »Keine Sorge«, meinte Victor, »ich finde dieses Gespräch äußerst aufschlussreich.«   Und das soll die sogenannte Elite sein? Kein Wunder, dass dieses Land völlig am Arsch ist.   Mit einem Lächeln fuhr er fort: »Da Ihnen das Thema Iran so sehr am Herzen liegt und da Sie sich offensichtlich in der Materie auskennen, haben Sie sicher auch eine klare Meinung zu Betingan Makdous.«
    »Nun ja …« Der Typ richtete sich zu seiner vollen Größe auf und hüstelte. Sein Blick huschte über die kleine Zuhörerschaft, die ihn gespannt ansah. »Natürlich bin ich kein Experte, aber ich denke doch, die Situation spricht für sich selbst. Demokratie und Freiheit können nur überleben, wenn wir ihnen eine sichere Zuflucht bieten. Die Liberalen reden ständig über Schulen, Straßen und Krankenhäuser, aber glauben Sie mir, wenn wir den Menschen ihre   Freiheit   schenken, kümmern sie sich um den Rest selbst. Und deshalb sage ich: Wenn nötig, müssen wir den Barbaren eine M-16 in die Fresse schieben.«
    »Und Ihrer Meinung nach sollte man mit Makdous genauso verfahren.«
    »Selbstverständlich.« Der Typ führte das Whiskyglas zum Mund, bis ihm auffiel, dass es leer war. »Dem sollte man zeigen, wo der Hammer hängt.«
    »Was Sie nicht sagen.« Victor zuckte die Schultern. »Mir persönlich ist mein Makdous im Fladenbrot lieber. Schmeckt wirklich lecker. Aber wenn Sie Ihre eingelegten Auberginen unbedingt mit einer M-16 durchlöchern wollen, bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Eine Frau kicherte. Das Gesicht des Typen versteinerte, er wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, doch genau in diesem Moment vibrierte Victors Mobiltelefon. Nach einem kurzen Blick aufs Display schaute er zerknirscht in die Runde. »Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber da muss ich leider kurz rangehen. Kunden von der anderen Seite des Globus.«
    »Sie arbeiten im Finanzsektor?«, stieß der Typ zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Nein, eher Import-Export. Entschuldigen Sie mich.« Victor schenkte ihm ein strahlendes, hohles Lächeln, wandte sich ab und klappte das Telefon auf. »Sekunde.«
    Die Party fand in einem imposanten Penthouse an der Gold Coast statt. Hinter den großen Fenstern in östlicher Richtung glänzten der Navy Pier und die zuckergussartige Fläche des Lake Michigan wie gerahmte Bilder. In der Ecke spielte ein Streichquartett, uniformierte Mexikaner huschten durch die Partymeute und boten Drinks an. Auf der anderen Seite des Raums, hinter einem eleganten Durchgang, lag ein kleiner Balkon – doch selbst über die vielen schwarzen Krawatten und blondierten Köpfe der spendenfreudigen Parteifreunde hinweg sah Victor, dass er dort keine Ruhe haben würde. Zu viele Raucher. Warum mussten diese Süchtlinge immer den schönsten Ausblick in Beschlag nehmen?
    Aber daneben, an der Seitenwand, entdeckte er eine geschlossene Tür. Victor schob sich

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