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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nicht – also haben wir uns getrennt.«
    »Ist sie jetzt mit jemand anderem zusammen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Haben Sie sie angerufen?«
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    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Er schloss die Augen. »Was glauben Sie wohl?«
    »Ich weiß es nicht, Jon, aber ich kann ja mal raten. Weil es Ihnen besser geht, wenn Sie stumm leiden? Weil Sie sich eingeredet haben, dass Emma die Beziehung zu einem brutalen Vater, der sie schlägt, lieber ist als die Beziehung zu einem Feigling, der sich in der Toilette versteckt?« Georges Ton war schroff. »Vielleicht haben Sie Angst, dass er bei Ihnen vorbeikommt und Sie ohrfeigt, und finden, dass Emma die dreißig Sekunden Schmerz nicht wert ist? Vielleicht stimmen Sie ihr zu … dass Sie ein Feigling sind, für den man sich schämen muss, und dass sie ohne Sie besser dran ist? Oder vielleicht sind Sie wie Howard und hoffen, wenn Sie die Selbstverstümmelung weit genug treiben, wird schon jemand wie ich daherkommen und Ihren guten Ruf wiederherstellen.«
    Er begann wieder, sich das Gesicht zu reiben.
    »Sie würde sofort auflegen, wenn sie meine Stimme hört«, sagte er bitter. » Darum habe ich nicht angerufen.«
    »Ach, so ist das!«, rief George künstlich erstaunt.
    »Sie haben Angst vor Zurückweisung. Na so was!
    Das nenne ich einen Mann mit doppelter Moral, Jonathan. Es spielt keine Rolle, wenn andere verletzt werden – Hauptsache, Sie werden nicht verletzt. Sind das Ihre Regeln?«
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    »Natürlich nicht, das wissen Sie.«
    »Nein, das weiß ich leider nicht. Sie haben ein Jahr lang mit der Frau zusammengelebt, da ist es doch das Mindeste, dass Sie sich nach ihrem Befinden erkundigen.« Sie sah ihn mit einem iro-nischen Lächeln an. »Oder bin ich da zu altmodisch?«
    »Du siehst schlimm aus«, sagte Billy mit schar-fem Blick auf die frischen Blutergüsse unter der Schminke im Gesicht seiner Schwester. »Wie geht’s dir?«
    »Gut.« Sie zog den Schal über ihren Mund. »Nick ist scheißjähzornig, aber er meint’s nicht so – echt nicht. Er ist unheimlich eifersüchtig, aber das bedeutet schließlich nur, dass er mich liebt.«
    Billy nahm sie beim Arm und zog sie mit sich zu einem Café in der Seitenstraße gegenüber dem Kaufhaus. »Du bist wirklich blöd, Lou«, sagte er.
    »Männer, die ihre Frauen lieben, prügeln sie nicht.
    Hast du das immer noch nicht begriffen?«
    »Jetzt fang nicht schon wieder an«, sagte sie unwillig. »Ich hab genug von deinen Vorträgen. Ich wär am liebsten gar nicht hergekommen, aber ich hab Angst gehabt, du kommst zurück und schlägst mir die Tür ein.«
    Im Café ging er ihr voraus zu einem freien Tisch.
    »Was möchtest du? Tee? Kaffee? Was zu essen?«
    »Kaffee. Schwarz«, sagte sie ungnädig. »Aber be-389

    zahlen musst du. Er hat mir das ganze Geld abgenommen.«
    Und was gibt’s sonst Neues?, dachte Billy auf dem Weg zum Tresen. Sie war besser gekleidet als vor zwanzig Jahren, und sie lebte in einem teuren Haus, aber das war auch der einzige Unterschied zu früher. Sie ließ sich immer noch verprügeln … sie musste immer noch ihre Familie um Taschengeld angehen … sie wollte immer noch nicht, dass ihr Bruder zu ihr ins Haus kam. Da sollte einer klug draus werden.
    Er kehrte mit zwei Tassen Kaffee zurück und schob ihr eine hin.
    »Also, wer ist Nick Fletcher?«, fragte er, nachdem er sich gesetzt hatte. »Was treibt er so?«
    »Er ist Geschäftsmann«, antwortete sie.
    »Was für Geschäfte?«
    »Buchmacher.«
    »Nie von ihm gehört.«
    »Gibt auch keinen Grund, warum du von ihm gehört haben müsstest.« Sie wechselte abrupt das Thema. »Und wie läuft’s bei dir so, Billy? Bist du verheiratet? Hast du Kinder?«
    Er nickte. »Erinnerst du dich an Rachel Jennings?
    Die Schwester von Mark Jennings, der dein Jahr-gang war? Wir haben fünfundachtzig geheiratet.
    Zwei Jahre später haben wir Zwillinge bekommen, Mädchen – Paula und Jules –, sie sind jetzt sechzehn.«
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    »Du meine Güte!«, rief Louise. »Dann bin ich jetzt Tante?«
    Billy lachte. »Von zwei Rotfüchsen, ja. Und wie schaut’s bei dir aus? Hast du auch Kinder? Bin ich Onkel?«
    Sie starrte in ihre Kaffeetasse. »Ich hatte eine Fehlgeburt, das war alles. Irgendwie schade. Ich hätte gern Kinder gehabt.«
    In ihrer Stimme schwang echtes Bedauern, und er glaubte ihr. Gleichzeitig fragte er sich, wer wohl Georgina Gardener das Märchen von dem Kind aufgebunden hatte. »Das tut mir Leid.«
    »Tja … Und – wie geht’s den Eltern? Wohnen sie noch im alten

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