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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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den besten Wünschen
    George
    271

    10
    9 Galway Road, Boscombe, Bournemouth
    Freitag, 11. April 2003, 18 Uhr 30
    George hielt den Wagen vor einer schmucken Doppelhaushälfte an und ließ den Motor laufen, während sie sich den Schluss eines Korresponden-tenberichts aus Bagdad anhörte. Das vorherrschende Thema der Nachrichten war immer noch der Fall der irakischen Hauptstadt, wenn auch die Verwunderung von Berichterstattern und Politikern über den fehlenden Widerstand gegen die US-Truppen jetzt hinter Berichten über wilde Plün-derungen zurücktrat. Die ausführliche Berichter-stattung über den Krieg, die in den vergangenen drei Wochen alle anderen Nachrichten in den Hintergrund gedrängt hatte, hatte George, als überzeugte Friedensaktivistin, deprimiert. Staatlich sanktioniertes Töten war zum Paradestück moderner Technologie geworden – intelligente Bomben, lasergelenkte Geschosse, mit Videophonen aus-gestattete Journalisten –, dabei war die Realität Chaos und Tod.
    272

    Seufzend schaltete sie den Motor aus. Die Sprache wurde manipuliert, um die empfindsamen Gewissen in der westlichen Welt zu schonen. Die Tötung irakischer Zivilisten hieß »Kollateralschaden«; fielen britische Soldaten unter dem Feuer der eigenen Leute, so sprach man von »friendly fire«.
    Fragen nach den Massenvernichtungswaffen, die man nie gefunden hatte – die aber der Vorwand, der einzige Vorwand für den Krieg gewesen waren –, wurden mit einem »Wir wissen, dass sie existieren«
    beiseite gefegt. Woher diese Gewissheit? Aus derselben Quelle, aus der die Polizei die Gewissheit gewonnen hatte, dass Howard Stamp ein Mörder war?
    Gerechtigkeit erforderte Aufrichtigkeit, aber einen Krieg durch Schönfärberei und vagen Verdacht zu rechtfertigen, hatte mit Aufrichtigkeit nichts zu tun. Am tiefsten verhasst war ihr die Behauptung, Ziel der Invasion sei es, dem irakischen Volk de-mokratische Verhältnisse zu ermöglichen. Ihr habt keine Stimme, lautete die Botschaft. Tut, was wir sagen, wir wissen, was euch gut tut. Dahinter steckte die gleiche arrogante Selbstgerechtigkeit, die jedes Fehlurteil in jeder Demokratie auf der Welt verursacht hatte.
    Ich klage dich an, weil ich dich nicht mag … Ich klage dich an, denn ich kann …
    J’accuse …
    273

    Den Namen von Priscilla Trevelyans Schulfreundin ausfindig zu machen, war einfacher gewesen, als George befürchtet hatte. Eine Anfrage bei der Bournemouth Evening News , ob Bronwen Sherrard, die Verfasserin des Artikels Der Schmerz der Mutter um die verschwundene Tochter , noch bei der Zeitung tätig sei, war mit Nein beantwortet worden. Aber der Name war ungewöhnlich genug, dass sich ein Blick ins örtliche Telefonbuch womöglich lohnte. Als sie eine Eintragung fand und die dazugehörige Nummer wählte, wollte sie allerdings immer noch nicht daran glauben, dass sie hier tatsächlich auf die gesuchte Journalistin stoßen, und diese sich auch noch an Einzelheiten eines Artikels erinnern würde, den sie 1970 geschrieben hatte.
    Aber die Frau, die sich am anderen Ende der Leitung meldete, war tatsächlich die Gesuchte.
    Bronwen Sherrard, die mittlerweile im Ruhestand war, konnte auf Georges Fragen aus dem Kopf keine Auskunft geben, doch sie hatte alle ihre Arbeiten wohlgeordnet aufbewahrt. George begründete ihr Interesse mit einer Recherche über Highdown, wie es in den Sechzigern und Siebzigern gewesen war, und als Bronwen am folgenden Tag zurück-rief, hatte sie nicht nur den Namen Louise Burton zu bieten, sondern wusste außerdem zu berichten, dass die Familie damals nach Boscombe in die Galway Road verzogen war. »Ich habe nie mit dem 274

    Mädchen oder ihren Eltern gesprochen«, schloss sie. »Als ich die Familie zu Hause aufsuchte, hat die Mutter sofort die Polizei angerufen.«
    »Warum?«
    »Ich vermute, die Leute hatten genug von aufdring-lichen Journalisten«, meinte Bronwen Sherrard mit einem Lachen. »Hoffen wir, dass es Ihnen besser ergeht als mir.«
    »Wissen Sie, wo die Familie wohnte, als sie noch in Highdown lebte?«
    Papier raschelte. »In der Mullin Street Nummer achtzehn«, sagte Bronwen Sherrard hilfsbereit und ohne eine Ahnung von dem Gesicht, das George Gardener bei dieser Auskunft zog.
    Ein Blick in die Wählerliste hatte gezeigt, dass in der Galway Road 9 immer noch ein Mr. William und eine Mrs. Rachel Burton lebten, und George läutete in der sicheren Erwartung, gleich die Eltern Louise Burtons vor sich zu sehen. Doch der Mann, der ihr öffnete, war

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