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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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seit der ersten Aufgabe respektiert, die Euer Majestät uns persönlich übertragen haben: die Ausrottung der Hexen von Navarra. Diese einst auf Abtrünnigkeit bedachte Provinz ist seit jener erhabenen und wunderbaren Läuterung durch den Scheiterhaufen der gehorsamsten und untertänigsten Provinzen einer in Euer Majestät ganzem Reich. Euer demütiger Diener beabsichtigt, sich bei der Ausrottung des uralten Bösen in diesen neueren Besitzungen – beim Versuch, dem Laster die Zügel anzulegen und die Tugend anzuspornen – eines gleichen Maßes an Eifer und Beharrlichkeit zu befleißigen, und sie dadurch gleicherweise zur Unterwerfung unter Euer Majestät und das Heilige Kreuz zu bringen.
    Gewiß kann im Dienst Eurer Majestät nichts getan werden, was nicht den Segen Gottes besäße. Und gewißlich sollten Eure Machtvolle Majestät über dieses Land eingehend Bescheid wissen, sintemal es von einer Größe und Herrlichkeit ist, daß Eure Majestät Sich nicht weniger stolz Sein Kaiser nennen können als Kaiser von Deutschland, welchselbiges Land durch die Gnade Gottes jetzt auch zu den Besitztümern Eurer Majestät gehört.
    Nichtsdestoweniger – Gott allein weiß, wie erbost, außer uns und bis zur Übelkeit gereizt wir bei der Überwachung der Niederschrift der Geschichte dessen sind, was heute Neuspanien heißt, denn der Wortschwall und die Ergüsse des Erzählers waren durch nichts aufzuhalten. Dieser Azteke ist eine Äolsharfe mit einem unerschöpflichen Vorrat an Wind. Darob allein hätten wir keinen Grund, uns zu beschweren, beschränkte er sich auf das, worum wir ihn gebeten haben – id est, um einen Bericht in der Art des Heiligen Gregor von Tours und anderer klassischer Geschichtsschreiber mit den Namen bedeutender Persönlichkeiten, einer kurzen Zusammenfassung ihrer Laufbahn, wichtigen Daten, Orten, Schlachten &c.
    Doch dieser Sturzbach in Menschengestalt läßt sich von seinen Exkursen über die greulichsten und abstoßendsten Aspekte der Geschichte seines Volkes und seiner eigenen Person durch nichts abhalten. Zugegeben, dieser Indianer war bis zu seiner Taufe vor nur wenigen Jahren ein Heide. Die infernalischen Scheußlichkeiten, die er selbst begangen und denen er in seinem Leben beigewohnt hat, müssen wir nachsichtig als in Unkenntnis der christlichen Moral begangen oder zugelassen betrachten. Gleichwohl ist er heute zumindest dem Namen nach ein Christ. Wenn er sich also über die bestialischen Episoden seines Lebens und seiner Zeit so ausführlich auslassen muß, sollte man doch erwarten, daß er sich dabei zerknirscht zeigte, wie Anstand und Demut es erheischen, und wie es den Schrecken angemessen ist, die er so genüßlich in allen Einzelheiten ausmalt.
    Doch nichts dergleichen. Er zeigt angesichts dieser Ungeheuerlichkeiten keinerlei Entsetzen. Er errötet nicht einmal bei den vielen Beleidigungen Unseres Herrgotts und des allgemeinen Anstands, welche er den Ohren unserer ehrwürdigen Mönchsschreiber zumutet und als da sind: Götzendienst, Vortäuschung von Zauberei, Aberglaube, Blutrünstigkeit und Blutvergießen, unzüchtige und widernatürliche Handlungen und andere Sünden von solcher Schändlichkeit, daß wir uns hüten, sie auch nur beim Namen zu nennen. Hätten Euer Majestät nicht ausdrücklich befohlen, alles »möglichst ins Einzelne gehend« darzulegen, würden wir unseren Schreibern nicht erlauben, Teile von dem, was der Azteke berichtete, dem Pergament zu überantworten.
    Doch als getreuer Diener Eurer Majestät sind wir noch nie einem allerhöchsten Befehl Eurer Majestät mit Ungehorsam begegnet.
    Wir werden uns bemühen, das bösartige Geschwätz des Azteken nur als Beweis dafür zu betrachten, daß der Widersacher ihn in seinem Leben auf alle möglichen Arten in Versuchung geführt und auf die Probe gestellt und der Allmächtige selbiges in der Absicht zugelassen hat, die Seele des Azteken zu stärken. Das – sagen wir uns immer wieder – ist kein geringer Beweis für die Größe Gottes, denn Er sucht Sich nicht nur die Weisen und Starken, sondern auch die Einfältigen und Schwachen aus, auf daß sie gleichermaßen zu Werkzeugen wie Nutznießern Seiner Gnade werden. Das Gesetz Gottes, so sagen wir uns, verpflichtet uns, jenen, auf deren Lippen die Milch der frommen Denkart noch nicht getrocknet ist, mit mehr Nachsicht und Duldsamkeit zu begegnen als jenen, so sie bereits in sich aufgesogen und sich zu eigen gemacht haben.
    Deshalb bemühen wir uns, unseren Abscheu im Zaum zu

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