Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
röstete, ehe ich sie aufschlug, lieferten mir ein recht wohlschmeckendes Frühstück.
    Zum erstenmal seit vielen Tagen gesättigt, fühlte ich mich ein wenig kräftiger, erhob mich vom Feuer und machte mich an eine Bestandsaufnahme. Ich war nicht nur zurück in Der Einen Welt, sondern gewißlich auch noch an der Westküste, nur freilich unendlich weiter hoch im Norden, als ich es jemals zuvor gewesen war. Wie immer, dehnte sich das Meer bis an den westlichen Horizont, doch war es merkwürdig weniger aufgewühlt als das Meer, welches ich weiter im Süden kennengelernt hatte; keine Brecher, die sich auf das Ufer ergossen, nicht einmal eine gischtig brodelnde Brandung; die Wellen leckten nur sanft den Strand herauf. In der entgegengesetzten Richtung, im Osten, ragte hinter den Uferpalmen und anderen Bäumen eine Bergkette, welche zwar erschreckend hoch schien, jedoch angenehm grün bewaldet war – etwas ganz anderes, als der vulkanische Gebirgszug aus dunkelbraunem und schwarzem Felsen, von dem ich hergekommen war. Ich hatte keine Ahnung, wie weit es mich nach Norden erst durch die Meeresströmung und dann durch den Regensturm verschlagen hatte. Eines jedoch wußte ich: Wenn ich mich die Küste entlang einfach nach Süden wandte, mußte ich irgendwann wieder auf die Bucht in der Nähe des Tzebóruko stoßen, und von dort an würde ich wieder in vertrautem Land sein. Wenn ich mich an die Küste hielt, brauchte ich mir auch keine Sorgen um Essen und Trinken zu machen. Wenn sich nichts anderes bot, konnte ich mich ohne weiteres von Krebsfleisch und Kokosmilch ernähren.
    Nur war nicht daran zu deuteln, daß ich das verfluchte Meer leid war und es nicht mehr sehen wollte. Gewiß, der Gebirgszug weiter im Landesinneren war mir fremd und möglicherweise von wilden Raubtieren oder überhaupt von Tieren bewohnt, denen ich noch nie zuvor begegnet war. Gleichviel, es waren nur Berge. Ich war schon durch so manches andere Gebirge gezogen und hatte durchaus gut gelebt von all den Dingen, welche sich boten. Am verlockendsten wollte es mir in diesem Augenblick erscheinen, daß die Berge eine Vielfalt von Landschaftseindrücken bieten würden, was das Meer oder der Küstensaum nie konnte. Deshalb blieb ich nur zwei oder drei Tage am Strand, um mich zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen. Dann schnürte ich mein Bündel, wandte mich nach Osten und strebte auf die niedrigen Ausläufer der Bergkette zu.
    Es war damals Hochsommer, und das war ein Glück für mich, denn selbst um diese Jahreszeit waren die Nächte in diesen Höhen empfindlich kalt. Die wenigen Kleider und die eine Decke, die ich bei mir hatte, waren inzwischen schon recht fadenscheinig geworden und hatten dazu noch darunter gelitten, daß sie sich für so lange Zeit mit Salzwasser vollgesogen hatten. Wäre ich jedoch im Winter in diese Berge gestiegen, hätte ich wirklich gelitten, denn von den Einheimischen hörte ich, daß die Winter lähmende Kälte und heftige Schneefälle brachten und der Schnee sich bisweilen übermannshoch türmte.
    Endlich stieß ich dann doch wieder auf Menschen, freilich erst, nachdem ich bereits viele Tage in den Bergen unterwegs gewesen war, so daß ich mich schon gefragt hatte, ob Die Eine Welt denn durch den Ausbruch des Tzebóruko oder eine andere Katastrophe ganz und gar entvölkert worden sei, während ich draußen auf dem Meer trieb.
    Sehr sonderbare Menschen waren es, auf die ich schließlich stieß. Sie nannten sich Rarámuri – und nennen sich vermutlich heute noch so –, ein Wort welches soviel bedeutet wie Schnellfüßig – und das, wie ich noch erklären werde, allerdings mit gutem Grund. Auf den ersten von ihnen stieß ich, als ich oben am Rand einer Felswand stand, mich von einem atemberaubenden Aufstieg erholte und einen atemberaubenden Anblick genoß. Ich blickte hinunter in einen erschreckend tiefen Abgrund, an dessen glatten steilen Seitenwänden hier und da Bäume wuchsen wie grüne Federbüschel. Tief unten floß ein Fluß hindurch, und dieser Fluß wurde gespeist von einem Wasserfall, welcher aus einer Schlucht auf der anderen Seite des Cañons herabstürzte. Die Höhe dieses Wasserfalls muß fast die Hälfte von Ein Langer Lauf gemessen haben; es ging steil in die Tiefe, und unten, wo die Wassersäule aufprallte, brodelte es mächtig und sah aus wie eine weiß aufgischtende Wolke. Ich war ganz in die Betrachtung dieses großartigen Schauspiels vertieft, als ich einen Ruf vernahm: »Kuira-ba!«
    Ich schrak

Weitere Kostenlose Bücher