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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Bitterkeit und ungehörige Knappheit dieses Schreibens, Euer Majestät. Wir sind im Augenblick allzu erbost und außer uns, als daß wir ausführlicher oder in größerer Milde schreiben könnten, wie sie unserem Amte eigentlich geziemt.
    Mögen die Güte und die Tugend, so von Eurer Strahlenden Majestät ausgehen, weiterhin die Welt erleuchten. Darum bittet inständig im Gebet Euer S. C. C. M. ergebener (wenn auch gedemütigter) Kaplan
    ( ECCE SIGNUM ) ZUMÁRRAGA

Undecima Pars
    Ayyo! Nachdem Euer Exzellenz uns solange vernachlässigt hat gesellt Ihr Euch wieder zu uns. Aber ich glaube, ich kann den Grund erraten, stehe ich doch im Begriff, jetzt von den neueingetroffenen Göttern zu berichten, und Götter interessieren einen Mann Gottes selbstverständlich immer. Wir fühlen uns durch Eure Anwesenheit geehrt, Señor Bischof. Und um Eure Zeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen, will ich mich mit dem Bericht über dieses Zusammentreffen mit besagten Göttern beeilen. Zuvor möchte ich nur noch einmal kurz abschweifen und von einer Begegnung mit einem wesentlich kleineren und niedrigeren Wesen berichten, welches sich später freilich als keineswegs so klein erweisen sollte.
    Ich verließ Tenochtítlan also einen Tag, nachdem ich dorthin zurückgekehrt war, von neuem, diesmal freilich mit großem Gepränge. Da der schreckenerregende rauchende Stern tagsüber nicht in Erscheinung trat, wimmelte es auf den Straßen von Menschen, welche mit großen Augen zusahen, in welcher Pracht ich diesmal davonzog. Ich hatte den Adlerhelm mit dem drohend aufgesperrten Schnabel auf dem Kopf und dazu trug ich den gefiederten Kampfanzug des Adlerritters sowie am Arm meinen Schild mit dem federgewirkten Namenssymbol darauf. Sobald ich jedoch die Dammstraße hinter mir hatte, vertraute ich diese Dinge dem Sklaven an, welcher den Wimpel und die anderen Insignien trug, die meinen Rang verkündeten, und zog für unterwegs bequemere Kleidung an. Meinen Ritterstaat legte ich immer erst dann wieder an, wenn wir unterwegs durch die eine oder andere bedeutendere Siedlung hindurch kamen, wo ich den örtlichen Herrscher mit meiner eigenen Bedeutung beeindrucken wollte.
    Der Uey-Tlatoáni hatte mir einen vergoldeten und edelsteingeschmückten Tragstuhl zur Verfügung gestellt, in welchem ich mich tragen ließ, sobald ich nicht mehr gehen mochte. In einem zweiten Tragstuhl führte ich alle Geschenke mit, die ich dem Xiu-Häuptling Ah Tutál überreichen sollte, und daneben weitere Geschenke, welche für die Götter bestimmt waren – falls es sich herausstellen sollte, daß es sich wirklich um Götter handelte und falls sie derlei Angebinde nicht verächtlich von sich weisen sollten. Neben meinen Tragstuhlträgern und den Trägern, die unseren Reiseproviant schleppten, begleitete mich ein Trupp von Motecuzómas größten, kräftigsten und eindrucksvollsten Palastwachen, welche alle furchtgebietend bewaffnet und auf das prachtvollste gewandet waren.
    Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, daß Räuber und andere Bösewichter es nicht wagten, einen solchen Zug anzugreifen. Und brauche wohl auch die Gastfreundschaft nicht zu erwähnen, mit welcher wir unterwegs überall aufgenommen und bewirtet wurden. Ich will nur von einer Begebenheit berichten, zu der es kam, als wir eine Nacht in Coátzacoálcos übernachteten, jenem Marktflecken an der Nordküste, dort, wo das Land zwischen den beiden großen Meeren im Osten und im Westen die schmälste Stelle erreicht.
    Ich und mein Gefolge trafen gegen Sonnenuntergang eines der offenbar geschäftigsten Markttage der Stadt ein, und so zogen wir nicht in die Stadtmitte, um als bedeutende Besucher untergebracht zu werden. Vielmehr schlugen wir einfach unser Lager auf einem Feld vor der Stadt auf, wo andere, spät eintreffende Händlerkolonnen das gleiche taten. Diejenige, welche gleich neben uns lagerte, war die Kolonne eines Sklavenhändlers, welcher eine stattliche Anzahl von Männern, Frauen und Kindern auf den Markt trieb. Nachdem wir gegessen hatten, schlenderte ich zum Sklavenlager hinüber und überlegte halb, ob ich nicht einen passenden Ersatz für meinen verstorbenen Sklaven Stern Sänger finden könnte und noch ein gutes Geschäft machte, wenn ich einen der Männer kaufte, ehe morgen auf dem Markt in der Stadt Angebote auf sie abgegeben wurden.
    Der Pochtécatl erzählte mir, er habe seine Menschenherde einzeln oder höchstens paarweise von Olmeca-Stämmen zusammengekauft, welche – wie etwa die

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