Der Azteke
das Wasser wieder heraus. Woraufhin sie sich beeilte zu sagen: »Oder Ihr könnt mich in Tenochtítlan verkaufen, falls mein Gebieter über das Alter hinaus ist, derlei Verlangen zu haben.«
»Unverschämter kleiner Balg«, fuhr ich sie an. »Die Frauen, nach denen ich verlange, brauche ich nicht zu kaufen.«
Sie fuhr bei diesen Worten nicht zusammen und wand sich nicht; vielmehr sagte sie keck: »Und ich möchte nicht nur meines Körpers wegen gekauft werden. Ich kann mit anderen Dingen aufwarten, Gebieter – ich weiß es –, und ich sehne mich danach, meine Fertigkeiten unter Beweis zu stellen.« Sie packte mich am Arm, um ihrer Bitte Nachdruck zu verleihen.
»Ich möchte dorthin, wo man mich noch anderer Dinge wegen zu schätzen weiß und nicht nur, weil ich eine junge Frau bin. Ich möchte mein Glück in einer großen Stadt versuchen. Ich nähre ehrgeizige Pläne, Gebieter, ich habe Träume. Aber die werden fruchtlos bleiben, wenn ich verdammt werde, für immer als Sklavin in diesen elenden Provinzen zu verkommen.«
Ich erklärte: »Eine Sklavin bleibt eine Sklavin, selbst in Tenochtítlan.«
»Nicht immer, jedenfalls nicht unbedingt.« Sie war von ihrem Gedanken nicht abzubringen. »In einer Stadt gebildeter Männer erkennt man vielleicht meinen Wert, meinen Geist und mein Streben. Ein großer Herr könnte mich zu seiner Konkubine und hinterher sogar zu einer freien Frau machen. Lassen nicht einige Herren ihre Sklaven frei, wenn sie solches verdienen?«
Ich sagte, ja, derlei komme vor; ich selbst hätte das einmal getan.
»Ja«, sagte sie, als ob sie mir ein Zugeständnis abgerungen hätte. Sie drückte mir den Arm, und ihre Stimme bekam etwas Schmeichlerisches. »Ihr braucht keine Konkubine, Gebieter. Ihr seid als Mann stattlich und ansehnlich genug und braucht euch keine Frauen zu kaufen. Aber es gibt andere – alte oder häßliche Männer –, die darauf angewiesen sind, das zu tun und es daher auch tun. Ihr könntet mich mit Gewinn an einen solchen Mann in Tenochtítlan verkaufen.«
Ich hätte wohl Mitleid haben sollen mit dem Kind. Auch ich war einst jung gewesen, überschäumend und von Ehrgeiz durchdrungen, und hatte mich danach verzehrt, mein Glück in der größten aller Städte zu machen. Doch die Art und Weise, wie Ce-Malinali versuchte, sich bei mir beliebt zu machen, hatte etwas so Hartes und Eindringliches, daß ich es alles andere als angenehm empfand. Ich sagte: »Du scheinst eine sehr hohe Meinung von dir selbst zu haben, Mädchen, und eine sehr geringe Meinung von den Männern.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Die Männer haben die Frauen immer zu ihrem Vergnügen benutzt. Warum sollte daher nicht einmal eine Frau die Männer benutzen, um weiter voranzukommen? Wiewohl ich den Liebesakt nicht mag – ich kann so tun, als ob er mir Vergnügen bereitete. Und obgleich man mich noch nicht sonderlich viel benutzt hat, bin ich darin schon ganz gut. Wenn diese Gabe mir hilft, mich aus meinem Sklavendasein herauszuheben … nun … ich habe gehört, daß die Konkubine eines hohen Herrn größere Vorrechte genießen kann als selbst seine legitime Erste Dame. Und selbst der Verehrte Sprecher der Mexíca hat viele Konkubinen, habe ich nicht recht?«
Ich lachte. »Kleine Hexe, dein Ehrgeiz geht wirklich sehr hoch.«
Beißend sagte sie: »Ich weiß, ich habe mehr zu bieten als nur ein Loch zwischen den Beinen, das immer noch einladend eng und zart ist. Wenn einem Mann der Sinn danach steht, braucht er nur ein Techichi-Hündchen zu kaufen.«
Ich machte mich von ihrem Griff an meinem Arm frei. »Wisse denn, Mädchen! Manchmal hält ein Mann sich einen Hund, bloß um einen liebevollen Gefährten zu haben. Ich kann keine Liebesfähigkeit in dir erkennen. Und ein Techichi gibt auch schon ein nahrhaftes Mahl ab. Du bist nicht sauber und appetitlich genug, um gekocht zu werden. Zwar verstehst du dich für ein Mädchen deines Alters und deiner niedrigen Herkunft auszudrücken. Aber du bist nichts weiter als eine hinterwäldlerische Range, die nichts zu bieten hat außer großmäuligem Gerede, schlechtverhohlener Gier und einer bemitleidenswerten Vorstellung von der eigenen Bedeutung. Du gibst zu, daß es dir nicht einmal Spaß macht, dein enges Loch, dessen du dich rühmst, und in dem dein einziger Wert besteht, nutzbar anzuwenden. Wenn du deine Sklavenschwestern in irgendeiner Weise überragst, dann nur in eitler Vermessenheit.«
Fauchend fuhr sie mich an: »Ich kann dort drüben an den Fluß gehen
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