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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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mir sagen …«
    »Ja?« forderte Cortés mich zum Weitersprechen auf.
    Dem Anschein nach immer noch schüchtern und zaudernd, sagte ich: »Ich habe von euren Männern gehört – von so vielen eurer Männer –, wie sie von unseren Frauen gesprochen haben, daß sie, nun in gewisser Weise unvollkommen …«
    Metall klirrte und Leder knarrte, als alle weißen Männer mir ihre Aufmerksamkeit zuwandten. »Ja? Ja?«
    Ich fragte, als ob ich es wirklich wissen wollte, und fragte höflich, sehr ernst, ohne einen Hauch von Verschrobenheit oder Spott: »Sind eure Frauen … ist eure Jungfrau Maria im Schritt, zwischen den Beinen, auch behaart?«
    Abermals Geklirr und Geknarr von Rüstungen; ich meine fast, die Münder und Augen, die sie aufrissen, müssen gleichfalls gequietscht haben, als sie sich zurücksetzten und mich anstarrten – genauso, wie Euer Exzellenz es in diesem Augenblick tun. Entsetzte und unterdrückte Rufe wurden laut: »Locura!« und »Blasfemia!« und »Ultraje!«
    Nur einer von ihnen, der große, flammenbärtige Alvarado, brach in schallendes Gelächter aus. Er wandte sich den Priestern zu, die mit uns aßen, schlug den beiden mit seinen großen Händen auf die Schulter und fragte zwischen neuerlichen Lachausbrüchen: »Padre Bartolomé, Padre Merced, hat man euch das schon je zuvor gefragt? Haben sie euch im Seminar beigebracht, was ihr auf diese Frage antworten sollt? Habt ihr diese Frage überhaupt schon mal gedacht? Eh?«
    Die Priester blieben ihm die Antwort schuldig und funkelten mich nur an, knirschten mit den Zähnen und machten das Kreuzeszeichen, um das Böse abzuwehren. Cortés hatte die Augen nicht von mir gewandt. Mich immer noch mit seinem Falkenblick durchbohrend, sagte er: »Nein, Ihr seid weder ein Hijodalgo noch ein Grande noch ein Edelmann. Aber es wird gut sein, Euch nicht zu vergessen. Ja, ich werde mich Eurer erinnern.«
    Am nächsten Morgen, als unsere Leute sich für den Abmarsch bereitmachten, kam Ce-Malináli, winkte mir eindringlich und gab mir zu verstehen, sie wolle unter vier Augen mit mir reden. Ich ließ mir Zeit, ehe ich zu ihr ging. Als ich es tat, sagte ich:
    »Das dürfte interessant sein. Sprich, Ein Gras!«
    »Bitte, nennt mich nicht mehr bei meinem Sklavennamen, den ich abgelegt habe. Ihr werdet mich Malintzin oder Doña Marina nennen.« Sie erklärte es. »Ich bin auf den Namen der heiligen Margarita Marina getauft worden. Das sagt Euch selbstverständlich nichts, doch möchte ich Euch raten, mir den gebührenden Respekt zu bezeugen, denn der Capitán Cortés gibt große Stücke auf mich und fackelt nicht lange, wenn es gilt, Unverschämtheiten zu bestrafen.«
    Kalt sagte ich: »Dann laß dir von mir raten, daß du sehr eng an deinen Capitán Cortés geschmiegt schläfst; denn auf ein Wort von mir wird dir jeder Totonáca hier mit Freuden eine Klinge zwischen die Rippen stoßen, wenn du nicht aufpaßt. Du sprichst unverschämt mit dem Herrn Mixtli, der sich sein -tzin redlich verdient hat. Die weißen Männer magst du damit täuschen, wenn du behauptest, von Adel zu sein. Du magst dich auch bei ihnen einschmeicheln, indem du dir das Haar färbst wie eine Maátitl. Aber die Angehörigen deines eigenen Volkes sehen in dir genau das, was du bist: Eine rothaarige Schlampe, die diesem Eindringling Cortés mehr als nur ihren Körper verkauft hat.«
    Das traf sie, und, sich rechtfertigend, sagte sie: »Ich schlafe nicht mit dem Capitán Cortés. Ich diene ihm nur als Dolmetsch. Als der Tabascoöb uns ihm schenkte, wurden wir zwanzig Frauen unter die weißen Männer verteilt. Ich bin an den Mann dort gekommen.« Sie zeigte auf einen der Unterbefehlshaber, die mit uns gegessen hatten. »Er heißt Alonso.«
    »Genießt du ihn?« fragte ich trocken. »Wie ich mich aus unserer früheren Begegnung erinnere, hast du erklärt, du haßtest Männer und das, was sie mit den Frauen machen.«
    »Ich kann alles spielen«, sagte sie. »Alles, was meinen Zielen dient.«
    »Und was sind deine Ziele? Ich bin sicher, die falsche Übersetzung, die ich gehört habe, war nicht die erste dieser Art. Warum stachelst du Cortés auf, weiter vorzudringen nach Tenochtítlan?«
    »Weil ich dorthin möchte. Das habe ich Euch schon vor Jahren gesagt, bei unserer ersten Begegnung. Sobald ich erst in Tenochtítlan bin, ist es mir völlig gleichgültig, was aus den weißen Männern wird. Vielleicht werde ich dafür belohnt, daß ich sie dorthin gebracht habe, wo Motecuzóma sie zerquetschen kann wie

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