Der Azteke
über meine Verlegenheit feixten.
»Ayyo!« rief sie aus, als sie mit der Hand meinen Umhang hochhob und mir mein Schamtuch löste. »Du hast da ja etwas ganz Besonderes, junger Maulwurf!« Sie ließ ihn in ihrer Hand auf-und abhüpfen. »Selbst im Ruhezustand ist er ja noch größer als die Tepúli aller älteren Jungen. Größer selbst als der des edlen Pactzin.« Meine Kameraden lachten und stießen sich in die Seite. Ich hütete mich, Rot Reihers hochgeborenen Sohn anzublicken, wußte aber ganz genau, daß Göttergeschenk mir soeben jemand zum Feind gemacht hatte.
»Ein gütiger Macehuáli wird doch einer demütigen Tlacótli bestimmt kein Vergnügen verweigern«, sagte sie. »Laß mich meinem Krieger eine Waffe geben.« Damit nahm sie mein Glied zwischen ihre großen weichen Brüste, drückte sie mit einem Arm zusammen und fing an, mich mit ihnen zu massieren. Nichts geschah. Dann machte sie noch andere Dinge mit mir und ließ mir eine Behandlung angedeihen, welche sie nicht einmal Pactli hatte zuteil werden lassen. Mit rotübergossenem Gesicht und wütender Miene drehte er sich um und stolzierte davon. Immer noch geschah nichts, wiewohl sie sogar …
Jawohl, jawohl, ich beeile mich schon, diese Episode zu Ende zu bringen.
Verärgert gab Göttergeschenk ihre Bemühungen schließlich auf. Sie klatschte mir mein Tepúli gegen den Bauch und meinte frech: »Zweifellos hebt dieser eingebildete Neu-Krieger seine Jungfräulichkeit für eine Frau seiner eigenen Schicht auf.« Sie spie auf den Boden, ließ mich unvermittelt stehen, griff sich einen anderen Jungen, zog ihn mutwillig zu Boden und fing an zu bocken wie eine Hirschkuh, die eine Wespe gestochen hat …
Nun.
Euer Exzellenz haben mich aufgefordert, von Geschlecht und Sünde zu sprechen, oder nicht, meine verehrten Patres? Gleichwohl scheint er nie lange zuhören zu können, ohne genauso violett anzulaufen wie seine Soutane und sich woanders hinzubegeben. Es wäre mir aber zumindest daran gelegen, daß er mitbekommt, worauf ich eigentlich hinauswollte. Aber selbstverständlich – ich hatte das ganz vergessen –, Seine Exzellenz können es ja lesen, wenn sie sich beruhigt haben. Darf ich dann fortfahren, meine Herren?
Chimáli kam und setzte sich neben mich. »Ich habe nicht zu denen gehört, die über dich gelacht haben, Maulwurf. Mich erregt sie nämlich auch nicht.«
»Es liegt nicht so sehr daran, daß sie häßlich und schlampig wäre«, sagte ich und erzählte Chimáli dann, was mein Vater mir vor kurzem erklärt hatte – daß die Nanáua-Krankheit, unter der so viele eurer spanischen Soldaten leiden und welche sie schicksalsergeben »Frucht der Erde« nennen, von unsauberem Geschlechtsverkehr kommen kann.
»Von Frauen, die ihr Geschlecht nicht besudeln, steht nichts zu befürchten«, erklärte ich Chimáli. »Die Auyanime unserer Krieger zum Beispiel halten sich sauber und werden überdies auch noch regelmäßig von den Heilkundigen im Heer untersucht. Die Maátime aber, die für jedermann die Beine spreizen und für so viele, wie nur wollen, die meidet man am besten. Die Krankheit entsteht an unsauberen Körperteilen. Und was diese Frau betrifft – wer weiß, welchen schmutzigen Sklavenmännern sie schon zu Diensten gewesen ist, ehe sie zu uns kommt? Steckst du dich jemals mit Nanáua an, ist dagegen kein Kraut gewachsen. Dein Tepúli kann so sehr davon zerfressen werden, daß er dir schließlich abfällt, und es kann sogar dein Gehirn zerfressen, bis du ein stolpernder, stammelnder Schwachsinniger bist.«
»Ist das wahr, Maulwurf?« fragte Chimàli mit aschgrauem Gesicht. Sein Blick wanderte zu Göttergeschenk und zu dem auf ihr liegenden schwitzenden und stoßenden Jungen. »Dabei hatte ich schon vor, sie auch zu nehmen – bloß um nicht zum Gespött der anderen zu werden. Aber zu verblöden – nein, da ist es mir schon lieber, ich gelte als unmännlich.«
Er ging augenblicklich hin und setzte Tlatli ins Bild. Dann müssen sie das Gehörte weiterverbreitet haben, denn die Zahl derer, die nach Göttergeschenk Schlange standen und darauf warteten, an die Reihe zu kommen, wurde nach diesem Abend immer kleiner, und im Schwitzbad sah ich oft, wie meine Kameraden sich verstohlen nach Anzeichen der Krankheit der Fäulnis untersuchten. Nach und nach setzte sich für die geile Sklavin eine Abwandlung ihres Namens durch: Tetéo-Tlayo, Götteraus wurf. Einige von den Schülern fuhren jedoch bedenkenlos weiter fort, sie zu bespringen; einer davon
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