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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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beabsichtigen, jetzt zur Vernehmung zur Person zu kommen.«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »Sie haben jetzt Gelegenheit, sich zu äußern, zu Ihrer Person. Wenn Sie das nicht tun, ist die Konsequenz, daß wir in der Verhandlung fortschreiten müssen.«
    »Ich habe hier nur zu erklären, daß ich hier hochgeschleppt worden bin.«
    »Würden Sie freundlicherweise ein Mikrophon benutzen.«
    »Ich habe Ihnen im Augenblick nur zu erklären, daß ich gewaltsam hochgeschleppt worden bin. Unter diesen Bedingungen werde ich keine Erklärung zur Person abgeben.«
    Raspe klopfte mehrmals auf die Anklagebank: »Ich gehe jetzt wieder runter, und Sie werden natürlich das Schauspiel noch mal durchziehen.«
    »Sie haben die Pflicht, hierzubleiben, als Angeklagter.«
    »Wenn Sie mich nicht von sich aus ausschließen, dann werde ich hier eben irgendwie über die Brüstung steigen.«
    Raspe versuchte, sich aus der Anklagebank zu drängen, und wurde vom Wachpersonal daran gehindert, den Saal zu verlassen. Daraufhin beschloß das Gericht, Raspe erneut zu entfernen.
    Der Vorsitzende ordnete an, nun die Angeklagte Meinhof vorzuführen. Nach wenigen Minuten wurde sie von vier Beamten an Händen und Füßen in den Sitzungssaal getragen.
    »Frau Meinhof, bitte nehmen Sie Platz.«
    »Ich denke nicht daran.«
    »Sie denken nicht daran«, wiederholte der Vorsitzende. »Würden Sie wenigstens das Mikrophon benutzen, damit wir verstehen, was Sie zu sagen haben?«
    »Ich will das gar nicht hören. Ich bin nicht in der Lage, mich zu verteidigen, und kann natürlich auch nicht verteidigt werden.«
    »Wollen Sie sich zur Person äußern?«
    »Unter diesen Umständen äußere ich mich nicht zur Person«, sagte Ulrike Meinhof, drängte sich aus der Anklagebank und wurde vom Wachpersonal festgehalten. »Ich will gehen«, sagte sie.
    »Sie haben die Pflicht, als Angeklagte hierzubleiben.«
    »Ich laß mich doch nicht zwingen, du Arschloch!«
    »Frau Meinhof, ich stelle fest, daß Sie mich eben mit ›Arschloch‹, mit ›du Arschloch‹ angesprochen haben.«
    »Nimmst du das vielleicht mal zur Kenntnis …«
    Nach geheimer Beratung mit seinen Kollegen erklärte Prinzing: »Die Angeklagte wird für den heutigen Verhandlungstag ausgeschlossen, weil sie den Vorsitzenden ›du Arschloch‹ genannt hat.«
     
    Andreas Baader wurde hereingeführt. Auch er weigerte sich, Platz zu nehmen: »Jetzt schließen Sie mich doch gefälligst aus!«
    »Herr Baader, das ist keine Frage Ihres Wunsches.«
    »Dann legen Sie doch bitte mal einen Katalog von Störungen fest. Oder muß ich Sie erst mal beschimpfen? Das fällt mir sehr schwer. Sie wollen mich zwingen, hierzubleiben?«
    »Ich muß Sie zwingen, nicht ich will Sie zwingen.«
    »Was erwarten Sie, wollen Sie Beschimpfungen provozieren, oder was?«
    »Ich will gar nichts provozieren. Mir ist sympathischer, wenn Sie keine Beschimpfungen aussprechen.«
    »Ich werde die Verhandlung stören. Das ist doch ein ganz dreckiges Manöver, was Sie hier machen.«
    »Das ist kein dreckiges Manöver. Es legt mir die Prozeßordnung die Pflicht auf, mich so zu verhalten, wie ich es tue.«
    »Ja, was wollen Sie? Wollen Sie unbedingt, daß es hier zu physischer Gewalt kommt, oder was?«
    »Sie sollen sich setzen und geordnet teilnehmen.«
    »Es ist eine dreckige Manipulation, daß Sie mich hier zwingen, verdammt noch mal, fünf Minuten lang darauf zu beharren, daß Sie mich endlich ausschließen. Ich will hier raus, sehr einfach.«
    »Es ist keine Frage Ihres persönlichen Wunsches. Sie haben die Pflicht, als Angeklagter hierzubleiben.«
    »Na schön, dann machen Sie eben diese lächerliche Prozedur. Ich werde stören, solange ich hier drin bin.«
    »Bis jetzt stören Sie noch nicht«, stellte der Vorsitzende fest.
    »Na ja, ich weise Sie darauf hin, Prinzing, daß Sie mich jetzt ausschließen werden, sonst sehe ich mich gezwungen, Sie zu beschimpfen.«
    »Herr Baader«, rief der Vorsitzende beschwörend.
    »Ja, wollen Sie es unbedingt hören? Also, Sie können das hören, Sie können das in verschiedener Form haben.«
    »Ich will es nicht hören.«
    »Na ja, Sie können auch von mir hören, daß Sie ein faschistisches Arschloch sind.«
    Während Gudrun Ensslin von Justizbeamten in den Sitzungssaal geführt und vor der Anklagebank festgehalten wurde, sagte der Vorsitzende: »Aha, ein faschistisches Arschloch.«
    »Schließen Sie mich jetzt aus?« fragte Baader.
    »Und mich gleich mit, altes Schwein«, ergänzte Gudrun

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