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Der Bademeister: Roman (German Edition)

Der Bademeister: Roman (German Edition)

Titel: Der Bademeister: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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zurück ins Wohnzimmer, um das Licht zu löschen, und mein Blick fiel auf ein Bild meines Vaters, das ihn als jungen Mann in Uniform zeigt und immer auf dem Fernseher gestanden hat. Ich zog die Tür hinter mir ins Schloss. Die Tür zum Schlafzimmer war schon geschlossen, meine Mutter lag noch dort. Erst am nächsten Tag würde man sie holen, hatte der Vertreter Cremer und mir erklärt. Bis sie kamen, habe ich das Zimmer nicht betreten. Meine Aufgabe war, dass niemand ertrinkt. Mit den Toten habe ich nichts zu tun.

    Das Volks- und Schwimmbad wurde geschlossen, die Badegäste sind ohne Widerworte ferngeblieben, niemand hat sich beschwert. Seit Wochen steht das Gebäude leer, es ist verboten, das Schwimmbad zu betreten. Und doch sehe ich deutlich, dass Leute oben auf der Galerie sitzen, sich zueinander beugen und leise miteinander reden, sich auf die Brüstung stützen und ins leere Becken starren, als warteten sie auf den Ausgang eines Wettschwimmens. Als das Volksbad eröffnet wurde, gab es Wettkämpfe, und Kunstschwimmer traten auf, aber das ist fast hundert Jahre her. Auch am Beckenrand stehen manchmal blasse Schwimmer und schlagen die Arme um die Schultern, als würden sie frieren oder wären krank. Manchmal denke ich, das schwache Licht täuscht mich und sie sind nicht wirklich hier, aber gestern sah ich auf der Galerie den alten Bademeister, meinen Vorgänger. Als ich ihn rief, wandte er sich ab, antwortete nicht, dann war er verschwunden. Es gibt so viele Räume, dass es lange dauert, bis ich sie alle abgegangen bin, und Frau Karpfes Büro betrete ich nicht. Die Verhältnisse sind nicht klar, und auch früher schon sind hier Dinge vorgefallen, von denen nie einer gehört haben wollte. Ich werde nicht länger dulden, dass man mich zum Narren hält und das Gebäude verfallen lässt. Nicht nur das Schwimmbecken, die ganze Halle senkt sich, und in den Wänden sieht man Risse. Ein zweiter Placken Putz ist heute Morgen aus der Wand gebrochen. Noch spürt es keiner, aber das Becken wird bald seinen tiefsten Punkt erreichen, unter der Erde, und es zieht die ganze Straße mit sich hinunter. Die Schilder, die hier aufgehängt sind, taugen nicht mehr, die Warnungen sind falsch. Vorsicht bei Benutzung der Leitern! steht auf einem Schild geschrieben, aber die beiden Leitern, die noch im Becken hängen, erreichen den Boden schon nicht mehr. Man hätte das Wasser nicht ablassen dürfen. Zwei Drittel der Erde bedeckt Wasser, und das Wasser ist überall das Gleiche. Hören Sie? Sie können mich nicht täuschen. Die Toten sollen hier nicht sein. Keiner ist ertrunken, solange ich Bademeister war. Ich musste hierher zurückkehren. In all den Jahren habe ich gelernt, darauf zu achten, was am Rand meines Blickfeldes geschieht, und ich sehe es genau. Vor ein paar Tagen habe ich den alten Bademeister in dem Gang gesehen, der Eingang und Schwimmhalle verbindet. Bald werden die Badegäste zurückkehren und fragen, wo das Wasser ist.

    Jetzt ist schon Nacht, auch wenn es hier nicht dunkel wird. Das macht das Licht der Straßenlampen. Hier wollen sich Tag und Nacht nicht unterscheiden, man hört nur, wie es draußen stiller wird, und drinnen wird das Rascheln lauter, Mäuse sind das und Ratten. Die Ratten warten nur darauf, ungestört zu sein. Sie werden die Stromleitungen zernagen.
    Früher lag morgens die Wasserfläche so ruhig da, als hätte sie nie jemand aufgestört. Es war ein schöner Anblick, denn die Fliesen schimmerten hell.
    Ist Nacht? Ich würde lieber schlafen; im Schlaf denkt es sich leicht, dass morgen ein Tag wie jeder andere ist. Auf dem Weg ins Schwimmbad gehe ich an Cremers Kiosk vorbei, guten Morgen, Hugo, begrüßt mich Cremer und schiebt mir über die Zeitungen eine Tüte mit zwei Brötchen zu. Vielleicht liest er mir etwas vor, oder wir wechseln ein paar Worte, bevor ich weiter und zum Schwimmbad gehe, das noch verlassen daliegt. Die Wasserfläche ist so ruhig und ungestört, als wäre die Welt noch nicht erschaffen, dann hört man erste Stimmen, vereinzelt, zaghaft, und meist ruft mir der Erste leise ein Guten Morgen zu, bevor er vorsichtig ins Wasser steigt, denn morgens spürt jeder, dass ihm das Wasser fremd ist, dass es die Nacht abwäscht und alles, was geschehen ist, um es unter seiner spiegelglatten Oberfläche aufzubewahren, unmerklich wie einen Geruch, den man kaum wahrnimmt, wenn man nicht geübt ist. Das Wasser hat einen Geruch, haben Sie das bemerkt? Er ist sehr schwach, aber man kann ihn noch immer

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