Der Bademeister: Roman (German Edition)
immer gearbeitet. In die Stadt bin ich so gut wie nie gekommen. Es war nicht viel, das ich brauchte, und Badehosen und Bademäntel hat meine Mutter ausgebessert. Sie hat mir neue Turnschuhe gekauft, die ledernen Straßenschuhe habe ich nie getragen. Ich habe mich darum nicht gekümmert, doch meine Hemden und Pullover sind so gut wie neu. Ich habe immer ordentlich ausgesehen. Man kann mir nicht nachsagen, dass ich mich vernachlässigt hätte. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich meine Kleider selbst gewaschen. Die Miete bezahle ich pünktlich, obwohl ich die Wohnung nicht mehr betrete. Mein Betragen war stets korrekt.
Ich kenne die Leute draußen nicht, die großen Straßen, wenn ich herumlaufe, verlaufe ich mich, und wenn man durch Wohnviertel läuft, kann jeder denken, man sei ein Dieb oder Herumtreiber. Wenn einer fragt, wohin man geht, dann hat man keine Antwort. Einmal haben mich abends Polizisten angehalten und gefragt, wohin ich wolle. Ich war vor einem Gebäude auf und ab gelaufen, sie fragten, ob ich in diesem Gebäude etwas zu tun habe, und da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, forderten sie mich auf, nach Hause zu gehen.
Ich hätte nach dem Tod meiner Mutter tagsüber in der Wohnung bleiben können, blieb auch einen ganzen Tag, ohne hinauszugehen, stand am Fenster und sah, es regnete, sehr dunkel blieb es den ganzen Tag, im Haus gegenüber brannte schon ab drei Uhr Licht, ich dachte an das blaue Licht des Globus und daran, wie gerne ich früher hier geblieben wäre, allein den ganzen Tag in meinem Zimmer, und keiner, der mich aufgefordert hätte, nach draußen zu gehen, der mir die Bücher aus der Hand gerissen hätte; es war so lange her. Im Zimmer steht ein Bett, ein Tisch, die Kleider habe ich abends über den Stuhl gelegt, und für den Tisch hatte ich keine Ver-wendung, meine Mutter legte die frische Wäsche darauf, sie hat die Wohnung sauber gehalten bis zu ihrem Tod, vor Jahren schon hat sie die Bücher in eine Kiste gepackt, ich sollte sie hinuntertragen, danach hat sie das Regal abgestaubt. Im Keller wäre Platz gewesen, wir heizen zu Hause mit Gas und nicht mit Kohle, den Keller brauchen wir für Kohlen nicht, und fremde Leute wollte sie nie in der Wohnung dulden, auch nicht zum Putzen, sie nahm mir meinen Vorschlag übel.
Cremer und seine Frau waren die ersten Fremden, die ich in der Wohnung sah, danach kamen der Arzt und die Männer von der Beerdigungsgesellschaft, und als sie alle fort waren, ging ich in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir, stand am Fenster, schaute zu den Fenstern der Nachbarhäuser, ich schaltete das Licht nicht ein, dass ich mir morgen bei Cremer eine Zeitung kaufen könnte, dachte ich, blieb einen ganzen Tag zu Hause. Als ich tags darauf zur gewohnten Zeit erwachte, ging ich hinaus und in die andere Richtung, und seither habe ich mit Cremer nicht gesprochen.
Im Keller ist es staubig, der Kohlenstaub kriecht in den Mund, und meine Augen brennen. Wohin hätte ich gehen sollen? Die anderen Leute wissen ja, wohin sie gehen, gehen zu zweit oder zu dritt und reden leise miteinander, man sieht, dass ihnen nichts zustoßen wird, und überhaupt ist ein Bademeister überflüssig, wo es kein Wasser und kein Schwimmbad gibt.
Drei Wochen waren es oder vier. Willst du den Rettungsring zum Andenken? hatte der Hausmeister gehöhnt. Hören Sie? Ich habe mein Leben lang darauf geachtet, dass keiner ertrinkt. Im Schwimmbad kenne ich mich aus, nicht auf den Straßen. Es gibt dort nichts für mich zu tun. Ich habe den Leuten ins Gesicht geschaut und niemandem etwas gesagt, die Tage waren leer, es dauert lange, bis ein Tag vorbei ist.
Ich bin abends zur gewohnten Zeit zurückgekehrt, die Wohnung lag im Dunkeln, von unten, von der Straße konnte ich sehen, dass kein Licht brannte, die rechte Wohnung im dritten Stock, und langsam stieg ich die Treppen hinauf, als wüsste ich nicht, dass meine Mutter tot ist, fragte mich, ob sie einkaufen oder zum Friseur gegangen sei, denn andere Gründe, das Haus zu verlassen, hatte meine Mutter nicht. Was sie tagsüber getan hat, weiß ich nicht, sie hielt die Wohnung und unsere Kleider sauber. Als sie klagte, ihre Beine täten weh, schlug ich ihr vor, eine Putzfrau zu beschäftigen. Meine Beine tun mir weh, klagte sie immer wieder, aber sie wollte keine fremde Person im Haus, eine Putzfrau, sagte sie, das fehlt gerade noch. Ihre Knie wollte sie mir zeigen, wie soll ich damit den Haushalt führen? klagte sie mich an und hörte nicht auf meinen
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