Der Bademeister: Roman (German Edition)
und warte, dass sie wohl-behalten aus dem Wasser steigen, würde ihnen ein Handtuch geben, wenn sie keines bei sich haben, im Keller liegen Handtücher im Spind, Handtücher und Badehosen und zwei Plastikboote, die Kinder hier vergessen haben.
Es hat zu regnen angefangen. Tags zuvor hatte man mich entlassen. Den ganzen Tag war ich durch die Stadt gelaufen. Einen Regenmantel oder Regenschirm habe ich nie gebraucht. Ich wusste ja, bald würde ich angekommen sein. Zum ersten Mal war ich nicht im Schwimmbad angekommen, und als ich die Treppen zur Wohnung hinaufstieg, blieb ich auf dem Treppenabsatz stehen, das Licht verlosch, es war kein Laut zu hören.
Als ich in die Wohnung trat, hörte ich Stimmen, und im Wohnzimmer war das Licht des Fernsehers zu sehen. An diesem Tag wie an den folgenden habe ich mit meiner Mutter nicht gesprochen, ich ging gleich in mein Zimmer, schlief sofort ein.
Morgens wachte ich auf und hatte noch die Kleider an. Ich habe mich davor gefürchtet aufzustehen, ich war in meinen Kleidern eingeschlafen, die Kleider waren steif, als wollten sie sich nicht bewegen. Der Gipsverband an Cremers Bein fiel mir ein, Cremer war gestürzt und konnte allein nicht wieder aufstehen, und weil ich am Kiosk war, hob ich ihn auf, begleitete ihn ins Krankenhaus, vor drei Jahren oder auch vor vier, und seither hinkt er. Es musste ihn jemand aufheben, allein kam er nicht wieder auf die Beine, und selbst das hat nicht geholfen, da das eine Bein gebrochen war. Inzwischen ist es, als hätte er immer gehinkt, hätte deshalb seinen Kiosk, in dem er von morgens bis abends auf einem Fleck sitzt, denn der Kiosk ist so klein, dass man sich darin nicht rühren kann. Cremer hinkt, es fällt ihm schwer, sich zu bewegen, doch ist er nie viel gelaufen, er war vor seinem Kiosk gestürzt, und als der Krankenwagen kam, dachte er an seine Tochter und begann zu weinen, hatte auch Schmerzen, weil sein Bein gebrochen war, und dann wurde das Bein gegipst, so dass er es nicht mehr bewegen konnte. Der Kiosk blieb eine Woche lang geschlossen, und Cremer blieb zu Hause, wo ich ihn abends besuchte, seine Frau öffnete mir die Tür, jedes Mal öffnete sie die Tür, als könnte es doch ihre Tochter sein, mit hellen Augen in ihrem mageren Gesicht, und dann sah sie mich an, nickte freundlich und führte mich ins Wohnzimmer, wo Cremer auf dem Sofa lag, vorm Fernseher, auf dem in silbernen Rahmen Fotos von Tanja standen.
Starr vor Schmutz waren die Kleider, in denen ich geschlafen hatte, es war noch dunkel, regnete, die Tage nebelig wie ein Gespinst, das langsam größer wird, alles erstickt, das Licht erstickt. Ich würde im Schwimmbad duschen, dachte ich, die Kleider ausziehen, streng zu beachten, während der Reinigung des Körpers ist der Badeanzug oder die Badehose unbedingt abzulegen. Ohne gründliche Reinigung darf das Schwimmbecken nicht benutzt werden. Eine etwaige Benutzung des Klosetts muss vor der Körperreinigung erfolgen. Es war längst Zeit geworden aufzubrechen. Ich würde im Schwimmbad duschen, dachte ich, wollte das Bad in der Wohnung weiterhin nicht benutzen, ging, ohne Tee zu trinken, aus dem Haus, schlug gleich die falsche Richtung ein, wollte Cremer nicht Guten Morgen sagen, wollte nicht, dass einer mich erkennt, noch war es dunkel, ich hatte mich nicht ausgezogen und nicht angezogen während der Reinigung des Körpers, ein Selbstredner, hatten sie gespottet, und auch der Mann mit den karierten Hosen, den ich am Tag zuvor gesehen hatte, redete noch immer unaufhörlich mit sich selbst, die Schilder, Warntafeln fehlen, bald würde ich vergessen haben, was darauf geschrieben stand, am Ende vergisst sich alles, das Schwimmbad geschlossen, und keiner, der mich anhielt, der zu mir sagte: Sie haben das Schwimmbad geschlossen. Es werden Häuser abgerissen, gesprengt, das habe ich selbst gesehen. Die Badegäste bleiben weg, die Mauern verfallen, die falsche Richtung hatte ich eingeschlagen, zu spät würde ich kommen, bald würde man es mir ansehen können, die Schuhe verkratzt, zu kurz die Hosen über den Knöcheln, Krüppel, die laut mit sich selber sprechen, durch die Straßen laufen, auf den Bänken sitzen, verdreckt, verkommen, Personen mit Hautausschlägen und Wunden sind von der Benutzung des Schwimmbads ausgeschlossen.
Personen mit Wunden sind ausgeschlossen, Personen, die laut mit sich selber reden, alles Personen, die auszuschließen sind, denn auf der Straße gehen Leute, haben ein Recht, unbehelligt zu bleiben,
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