Der Bademeister: Roman (German Edition)
wollte von niemandem gesehen werden, und unbemerkt gelangte ich in die Wohnung.
Es hat mich keiner dort erwartet. Die Schuhe zog ich am Eingang aus und ging ins Bad, wusch mir die Hände, wusch die Wunde aus, dann ging ich in mein Zimmer, setzte mich aufs Bett. Dass ich mich umziehen musste, duschen, dachte ich, dass ich nicht bleiben könnte, ging in die Küche, machte Tee, im Küchenschrank war eine Packung Knäckebrot, das Bad habe ich nie gern benutzt, ich hatte keinen Hunger, die Küchenuhr zeigte zehn, die Zeit ist nicht vergangen, und später war es erst halb elf.
Ich kann alles erklären.
Plötzlich war alles leicht. Ich nahm meinen Ausweis, holte Geld, dann ging ich los und kaufte alles, was ich benötigte, Konserven, Knäckebrot und Futter für die Fische, die Vorräte kann ich Ihnen zeigen, packte Kleider und eine Decke in eine Tasche. Ich aß noch etwas in der Wohnung, viel habe ich nie gebraucht. Am Abend ging ich zurück, die Tasche über der Schulter, es regnete, kaum einer war draußen unterwegs, und als ich in den Hof einbog, den Seiteneingang öffnete, rief keiner. Ich war ganz ruhig, drehte den Schlüssel zweimal um, durchquerte rasch den engen Gang, die Tasche schleifte an den Wänden, ich trug sie in die kleine Kammer und machte mich sofort daran, den einen Ofen zu beheizen. Die Kohlen wollten nicht gleich brennen, doch schließlich loderten sie hell. Ich schloss die Klappe, die Hand, die von den Glasscherben verwundet war, schmerzte, sie schmerzt noch immer, eine rote Narbe verläuft über den Handrücken, ich fieberte, mir war es gleich, ich fütterte die Fische und ging zum Schrank für die Fundsachen und suchte meinen Globus, fand ihn ganz unten in einer Ecke. Ich hatte Angst, entdeckt zu werden, hatte das Licht nur ungern eingeschaltet, um Kohle in den Ofen zu schaufeln, jetzt löschte ich es, schaltete den Globus ein, ging in die kleine Kammer, in der die Pritsche steht, wickelte mich in die Decke ein, stand hin und wieder auf, um Kohle in den Ofen zu schaufeln. Ich muss wohl eingeschlafen sein, doch als ich aufwachte, war es warm, und seitdem ich hier bin, ist die Schwimmhalle geheizt, wie es sich gehört.
Die darauf folgenden Tage bin ich regelmäßig in die Wohnung zurückgekehrt, nach Einbruch der Dunkelheit hinausund in die Wohnung gegangen, wobei ich Umwege gemacht habe, um Cremers Kiosk zu umgehen, und wenn etwas einzukaufen war, habe ich darauf geachtet, es nicht da zu tun, wo einer mich erkennen konnte. Ich habe früher selten eingekauft, nur in dem kleinen Laden, der vormals Landkarten und Reisebücher führte, besorgte ich manchmal für meine Mutter Milch und Tütensuppen. Früher hatte ich oft davor gestanden, um hinter den Scheiben die Landkarten und Globen und die Bücher anzuschauen, und auch wenn sie nach der Wende die Reiseführer aufgaben, so ging ich doch immer noch gerne dort vorbei, bis spät am Abend verkauften sie haltbare Milch und Tütensuppen, Konserven, Zigaretten, Alkohol und Zeitungen. Eine Weile hat man auch Schuhe zur Reparatur angenommen, und meistens standen dort bis Ladenschluss ein paar Männer um einen runden Stehtisch, tranken Kaffee oder Bier. Cremer ärgerte sich, weil auch Zeitungen und belegte Brötchen verkauft wurden, und der Laden ist nicht weit von seinem Kiosk.
Noch vor ein paar Monaten hatten sie mich erkannt. Fünf Männer waren es, die aufschauten, als ich eintrat, zwei hatten einen Blaumann an, der dritte trug um seine Hose einen Gürtel, von dem Werkzeuge baumelten, arbeitslos, rief der vierte, als er meinen Blick bemerkte, hat sich bloß an das zusätzliche Gewicht gewöhnt. Ich kannte sie nicht, weiß nicht, warum sie mich aufforderten, ich solle mich zu ihnen stellen, der fünfte streckte mir eine Dose Bier hin, er war klein und mager, sein Gesicht voll brüchiger Falten, die sich bis zur Glatze zogen und zwischen denen man seine abschüssige Nase kaum sah, und auch ihn kannte ich nicht. Manchmal stand draußen ein Tisch, auf dem unter einer Platte aus Plexiglas alte Zeitschriften oder auch Hausschuhe, Handschuhe oder Socken auslagen, einmal waren es Korkenzieher und Küchenmesser, und ein paar Landkarten lagen dazwischen. Sind Sie nicht der Bademeister? fragte die Besitzerin überrascht, und die fünf Männer musterten mich. Bisschen mickrig, nee? sagte einer. Nicht im Freibad, erklärte sie, der Bademeister aus dem Volksbad.
Im Schwimmbad isst man nicht, auch nicht in den Auskleidekabinen, keinesfalls in der Nähe des Beckens,
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