Der Bademeister: Roman (German Edition)
hinter mir verschloss, und trotz der Öfen schlief ich in der Wohnung, denn ein Bademeister, der einschläft, darf sich nicht wundern, wenn er entlassen wird.
Jetzt bleibe ich im Keller bei den Fischen und den Globen. Es gibt dort unten keine Regeln, denn Fische haben in einem Stadtbad nichts zu suchen, ebenso wenig wie ein leeres Becken, das früher ein Schwimmbad war. Als ich in dem Geschäft in einem Karton die drei Globen fand, unverkäuflich, da die Grenzen nicht mehr stimmen, stemmte ich den Karton, der groß war, auf die Schulter und brachte ihn hierher.
Die Grenzen stimmen nicht, und ob etwas eine Erdkugel ist oder nicht, das tut dabei nichts zur Sache. Die Grenzen stimmen nicht, so wie das Schwimmbad leer ist und Staub da, wo Wasser war. Brachte den Karton, in dem drei Globen waren, hierher, es schien sehr weit, obwohl ich für den Weg nicht mehr als zehn Minuten brauchte, ich fürchtete, einer würde mich anhalten, vielleicht die Polizei, fürchtete, die Globen fingen an zu leuchten, jeder würde mich sogleich bemerken, und im Dunkeln leuchtet ein Globus hell, obwohl sein Licht bläulich ist, weil Wasser zwei Drittel des Erdballs bedeckt.
Der Weg vom Laden schien mir weit, denn der Karton war unhandlich und schwer, ich hatte ihn mir auf die Schulter geladen, die Schulter schmerzte, in den vergangenen Wochen und Monaten bin ich dünn geworden, ein magerer Mensch, den keiner als Bademeister einstellen würde, doch ist nie einer ertrunken, und den Karton habe ich nicht fallen lassen, er stand vor dem Laden auf der Straße, keiner wollte ihn, die Grenzen haben ausgedient, dabei waren die Glühbirnen noch unversehrt, und nachdem ich im Werkzeugraum einen Vierfachstecker gefunden hatte, leuchteten sie alle und flackerten nicht.
Die Rollläden waren geschlossen, im Vorübergehen hatte ich es schon gesehen, waren grauschwarz und schmutzig vor der Tür, etwas heller nebenan, wo im Schaufenster Bücher und Landkarten und Atlanten ausgelegen hatten. Als Kind habe ich oft davor gestanden, war später nie hineingegangen, hatte weder für Reisebücher über die befreundeten Nachbarstaaten noch für Wanderkarten Verwendung, und als die Grenzen nicht mehr zutrafen, hatten sie rasch aufgehört, die Karten zu verkaufen, da Landkarten und Reisebücher falsche Namen nicht vertragen.
Jetzt blieben die Rollläden geschlossen, achtlos wäre ich vorbeigegangen, hätte ich nicht die Kisten und eine Stehlampe draußen gesehen, den Stehtisch umgestürzt auf dem Bürgersteig, der Rollladen vor der Tür war nur halb geschlossen, und dann bemerkte ich einen großen Karton, aus dem eine elektrische Schnur heraushing.
Hätte ich den Karton nicht zufällig gefunden, so wäre ich aller Wahrscheinlichkeit nach, wie die Tage vorher, nachts in die Wohnung zurückgekehrt, um dort zu schlafen, doch wollte ich die Globen gleich ins Schwimmbad bringen, noch in derselben Nacht.
Vermutlich waren sie schon eine Weile im Nebenraum gelagert, in dem früher die Regale mit den Büchern standen, danach Kartons mit Konserven, haltbarer Milch und Tütensuppen, im Winter die runden Stehtische, die sommers draußen aufgestellt waren, und entweder kamen immer dieselben Männer dorthin, tranken draußen oder drinnen Kaffee und Bier, manchmal auch Schnaps, oder es waren jedes Mal andere, die einander ähnelten, seit sie sich grundlos auf der Straße zeigten und herumstanden, wogegen sie zuvor von da nach dort gelaufen waren, wie ich zwischen der Wohnung und dem Schwimmbad hin- und hergelaufen war.
Vielleicht ähneln wir einander, seit die anderen dazugekommen sind und anders aussehen, sagte ich Cremer, als er mir vor ein paar Monaten erzählte, unter denen, die jetzt vor dem Kramladen, dem ehemaligen Laden für Reiseführer und Karten, herumstünden, gäbe es einige, die früher bei ihm auf dem Weg zur Arbeit belegte Brötchen und eine Zeitung gekauft hätten, wogegen sie jetzt stundenlang um die runden Stehtische stünden, Kaffee und Bier tränken, dort auch die Zeitung kauften, belegte Brötchen, und als ich einwandte, es wären doch immer fünf und immer dieselben, lachte er verärgert.
Vielleicht ähneln sich diejenigen, die grundlos die Straße entlanggehen, auf der Straße oder vor einem Laden stehen, weil sie weder da noch dort sein müssen, und weil sie sich ähneln, ist ihre genaue Anzahl unbestimmt, wie vor ein paar Jahren im Schwimmbad, als Frau Karpfe mir verkündete, es müssten alle Badekappen tragen, und tags darauf befestigte der
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