Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
kümmere mich um sie.«
Die Wachen senkten ihre Gewehre, blieben aber in Alarmbereitschaft.
Marisa wandte ihre ganze Aufmerksamkeit wieder den Drachen zu. Beruhigt euch. Bringt eure primitiven Bedürfnisse unter Kontrolle. Ihr seid zwar Drachen, aber ihr seid auch menschlich .
Rechts von ihr kämpften vier Weibchen, diesmal um Terrain und Platinkügelchen. Die Weibchen waren ungefähr in Marisas Alter, übertrafen ihr Gewicht aber um etwa zwanzig Tonnen.
Teilt das Platin miteinander. Es ist genug für alle da .
Marisa hielt ihre Botschaften kurz und einfach. Die Hirne der Drachen waren primitiv, komplexere Gedanken wären schwierig zu vermitteln gewesen. Wenigstens fuhren die Weibchen nun ihre Krallen ein.
Aber die Männchen flogen noch höher und kämpften weiter, während Schmerzensschreie, Schwingenflattern und Wutgebrüll die Luft erfüllten. Sie hörten nicht auf Marisa; sie kam nicht zu ihnen durch.
Zwei Drachen beschossen sich mit Feuer, so stank es bald nach verbranntem Fleisch. Wenn Marisa sie nicht aufhielt, würden sich die Drachen gegenseitig umbringen.
Aufhören. Aufhören. Aufhören .
Die männlichen Drachen ließen voneinander ab. War Marisas Angst zu ihnen durchgedrungen? Erleichterung erfüllte sie.
Doch dann flogen drei der Männchen unmittelbar auf Marisa zu und zielten mit ihrer tödlichen Masse auf sie.
Nein .
Sie hob die Hand und bedeutete den Wachen, noch nicht zu schießen. Gleichzeitig schloss sie die Augen, während die Drachen in Angriffsformation auf sie zuflogen. Ich bin euer Freund. Freund. Freund .
Als ein gewaltiges Brüllen wie Donner durch den Himmel rollte, öffnete sie wieder die Augen und keuchte. Der größte Drache, den sie je gesehen hatte, schob gerade seinen Körper zwischen sie und die drei wütenden Männchen.
Dann erkannte sie die Kleidung auf dem Boden neben dem gewaltigen Drachen. Bei ihm handelte es sich um Rion. Er hatte sich verwandelt. Nun stellte er sich auf die Hinterbeine und trompetete seinen Zorn heraus.
Doch trotz seiner mächtigen Schwingen und seinem wütenden Brüllen konnte er die drei blutgierigen Drachen nicht in die Flucht schlagen. Wenn er am Boden blieb, würde er ein einfaches Ziel abgeben.
Flieg , rief sie ihm telepathisch zu.
Ich verlasse dich nicht .
Die Wachen feuerten nun Betäubungsmunition auf die drei angreifenden Drachen. Und verfehlten sie. Die Pfeile erreichten die niederstürzenden Drachen nicht. Und Rion konnte sie ebenfalls nicht aufhalten. Es war, als würde sich ein Leichttransporter einem Güterzug entgegenstellen.
Während die Wachen nachluden, flehte Marisa Rion an: Wenn du nicht wegfliegst, wirst du sterben. Dann werden wir beide sterben .
Rion spie Feuer; seine Flammen schossen in hellem Rot und loderndem Orange in den Himmel und versengten die Angreifer.
Angst durchfuhr Marisa, sie erzitterte. Angst. Angst. Angst .
Gerade als die Wachen erneut feuerten, drehte einer der angreifenden Drachen nach rechts ab, ein anderer nach links. Der dritte bremste und geriet ins Taumeln.
Gott sei Dank. Sie hatten den Angriff abgebrochen.
Sie zitterte noch, obwohl ihre Angst schon nachließ, und lobte die Drachen. Gut gemacht. Gute Arbeit. Wir kämpfen nicht. Wir sind Freunde .
Vor Erleichterung seufzte Marisa auf. »Das war knapp.«
»Zu knapp.« Rion verwandelte sich zurück und nahm die Kleidung, die er abgeworfen hatte.
Sie warf sich ihm in die Arme. »Du Verrückter! Du hättest genauso gut sterben können.«
Seine Arme schlossen sich warm und kräftig um sie. Sie fühlte sich in Sicherheit, während er sie an sich heranzog und murmelte: »Du zitterst ja.«
Sie starrte Rion an und wunderte sich, dass sie nicht bei lebendigem Leibe geröstet worden war und er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um sie zu retten. »Wenn du nicht da gewesen wärst …«
Er legte ihr den Arm um die Schultern. In weiter Ferne brüllte ein Drache. Rion schenkte ihm einen verwirrten Blick und nahm den Arm von Marisas Schulter. »Dann hättest du gewiss einen anderen Weg gefunden, sie zu beruhigen. Darin bist du schließlich sehr geschickt.«
Ihr gefiel es, dass er sie so bewunderte, aber sofort vermisste sie seine Berührung. »Ich verstehe noch immer nicht, was sie so aufgeregt hat.«
»Ich habe da eine Theorie.«
Einige von Marisas Mitarbeitern kamen herbei; auf ihren Gesichtern zeichneten sich Angst und Ehrfurcht ab. »Madam, wir brauchen Sie.«
»Ich komme sofort.« Sie wünschte sich, jetzt nicht arbeiten zu müssen, und
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