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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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ein Krankenhaus gebracht? Sie sind eine Närrin!»
    «Ich weiß.
Ich weiß!
»
    «Sie hätten ihn genauso gut gleich töten können.»
    «Bitte. Sagen Sie das nicht.»
    «Wer hat ihn niedergestochen?»
    «Ich …» Sie stockte. Wie sollte sie ihm das erklären?
    «Sie wollten jede Frage beantworten, die ich Ihnen stelle», schnappte er. «Na ja, egal. Sie können es mir später erzählen. Jetzt bleiben Sie erst mal hier. Moses?
Légy résen.
»
    Der Hund umrundete das Sofa und setzte sich dicht neben Nate auf die Hinterbeine.
    «Wohin gehen Sie?»
    «Nach draußen. Ich habe einen Verbandskasten im Wagen.»
    «Wir haben einen Verbandskasten hier.» Sie deutete auf die Plastikschachtel.
    «Nicht gut genug. Ich benutze meinen eigenen.»
    Er war weniger als eine Minute weg. Als er zurückkehrte, trug er eine dicke Rolle aus Segeltuch und eine schwarze Tasche. Die Rolle sah alt und militärisch aus, doch als er sie auseinanderrollte, sah sie, dass die medizinischen Gegenstände darin modern und sauber waren.
    «Werfen wir erst mal einen Blick auf dich, Junge.» Sebastien rollte Nates Decke zurück, wählte eine Schere aus seiner Rolle aus und schnitt die Verbände herunter. Er nickte in Richtung Lungenautomat. «Was ist das?»
    «Sauerstoffangereicherte Luft.»
    «Wecken Sie ihn auf. Wir brauchen ihn bei Bewusstsein. Und stecken Sie ihm das Ding wieder in den Mund. Es nutzt niemandem, wenn er nicht daraus atmet.»
    Hannah gehorchte. Sie schob sich an Sebastien vorbei, um ihren Mann zu wecken, und drückte ihm das Mundstück zwischen die Zähne. Nate stöhnte schwach.
    Der alte Mann nahm die Kompressen weg und fluchte beim Anblick der Wunden darunter. Klaffende Wunden, in denen sich immer noch Blut sammelte. «Haben Sie die Wunden gereinigt?»
    «Ja.»
    «Nicht richtig, leider.» Er schüttelte den Kopf und murmelte weitere Flüche vor sich hin, während er sich chirurgische Handschuhe aus einer Tasche in der Segeltuchrolle überstreifte. Er schrubbte Nates Wunden gründlich mit Alkohol. Betastete die Ränder der ersten und verzog das Gesicht, als neues Blut austrat. «Der Stich ist tief. Sehr tief. Aber die Lunge ist nicht durchbohrt. Dazu sitzt die Wunde zu tief, und man würde Luftblasen sehen.»
    Er wandte sich der zweiten Wunde zu und schnaufte, während er konzentriert weiterarbeitete. «Diese hier ist ernster», sagte er. «Sie befindet sich an der richtigen Stelle, um den Darm zu verletzen. Ich kann noch nicht erkennen, ob es der Fall ist.»
    Er wählte ein glänzendes Metallinstrument aus und zog damit die Seiten behutsam auseinander. Dunkles Blut quoll hervor und rann über Nates Rumpf. «Ich muss sie nähen, und zwar schnell. Wir müssen es Schicht für Schicht machen.»
    «Was soll ich tun?»
    «Wissen Sie, wie man einen intravenösen Tropf vorbereitet?»
    «Ja.»
    «Dann setzen Sie ihm einen Katheter. Sie finden einen dort drin.» Er nickte in Richtung der Rolle. «In der Tasche sind Kochsalzlösungen. Und ein Schlauch.»
     
    Sie arbeiteten fast eine Stunde lang, und während der ganzen Zeit waren die einzigen Worte seine Anweisungen und ihre Antworten. Hannah schob eine Kanüle in eine Vene an der Unterseite von Nates Arm. Sie befestigte die Kanüle mit Klebeband und installierte einen Tropf, während sie sich fragte, wieso ein alter Einsiedler medizinische Kochsalzlösung in seinem Kofferraum hatte. Es war unwahrscheinlich. Ihr wurde klar, dass ihre Familie noch nicht außer Gefahr war – möglicherweise war die Gefahr sogar noch größer geworden als zuvor.
    Hannah sah zu, wie Sebastien Nates Wunden Schicht um Schicht nähte. Seine Hände arbeiteten mit großem Geschick. Sein Atem wurde nasaler, und seine grünen Augen glitzerten, während er sich auf die Aufgabe konzentrierte. Ohne aufzublicken, verlangte er nach einem Tupfer, und als sie ihm das Verlangte in die ausgestreckte Hand legte, bemerkte sie etwas auf seinem Handgelenk, ein Mal oder eine Tätowierung – verblasst, blau und verschwommen, doch unverkennbar die Silhouette eines Greifvogels.
    Moses saß beim Feuer, die Augen wachsam auf die Fenster gerichtet, während sein Schwanz die Bodenfliesen wischte. Abrupt richtete sich Sebastien auf und streifte die chirurgischen Handschuhe ab. Er fuhr sich mit einer Hand über den Schädel und massierte sich die Kopfhaut. «Geschafft.»
    Hannah studierte die sauber vernähten Wunden auf dem Rumpf ihres Mannes, die schockierend blasse Haut, die dunklen, eingefallenen Ringe um seine Augen herum. Seine

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