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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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geschmacklos bin und mir den Freak aussuche!» Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und suchte nach bekannten Gesichtern in der Menge.
    Lukács wurde wütend. Er packte sie beim Arm und drehte sie zu sich herum. «Wie geschmacklos von mir, ausgerechnet die einzige schmutzige
kurvá
im Saal auf mich aufmerksam zu machen!»
    Sie bleckte eine Reihe makellos weißer Zähne. «Deine Manieren passen zu deiner Missgestalt, wie ich sehe. Lass meinen Arm los.»
    Er wollte sie bestrafen, und sein Griff wurde fester. Unter seinen Fingern spürte er, wie sich die Muskeln ihres Arms verhärteten und gegen den Druck ankämpften.
    Lukács biss die Zähne aufeinander und drückte. Er
wollte
ihr wehtun,
wollte
, dass seine Finger in ihr Fleisch eindrangen. Er grunzte, als er sah, wie sich der Schmerz auf ihrem Gesicht abzeichnete. «Schmutzige
kurvák
sollten ihre Meinung für sich behalten», knurrte er leise, während er sie in den Alkoven zurückführte.
    Ein hässlicher roter Fleck erschien an ihrem Hals. Sie folgte ihm unwillig einen Schritt weit in den Alkoven. «Ich schreie!»
    «Sicher. Nur zu.» Er wusste, dass sie nicht schreien würde. Er wusste, dass sie fast alles tun würde, um keine Aufmerksamkeit auf sich und die schäbige kleine Konfrontation zu lenken, selbst wenn das bedeutete, dass sie die Zähne zusammenbeißen und den Schmerz tolerieren musste, den er ihr zufügte. Er erhöhte den Druck auf ihren Arm. Sie ächzte, saugte den Spitzenschleier gegen die Lippen, und dann tauchte unvermittelt eine Hand auf Lukács’ Schulter auf.
    Spitze Finger sanken in sein Fleisch. Der Schmerz war direkt und brutal.
    «Das reicht jetzt. Lass sie gehen,
auf der Stelle

    Lukács drehte sich um. Drei Männer, alt und gebeugt, hatten sich hinter ihm eingefunden. Jeder von ihnen trug eine graue Perücke und einen navyblauen Frack. Keiner der drei trug eine Maske.
    Der älteste von ihnen hatte Lukács bei der Schulter gepackt. Altersfalten zeichneten sein Gesicht, ein Geflecht aus tiefen Linien, die sich um seinen Mund und die zusammengepressten Lippen herum bildeten, als er Lukács musterte. Die Haut an seiner Kehle war schlaff wie ein alter Sack, doch seine Augen waren klar, stark und wütend. Seine Finger drückten zu, und Lukács schluckte einen Fluch hinunter.
    Die Stimme des Alten war ein gefährliches Flüstern. «Nimm deine Hand vom Arm der Lady.»
    Lukács hielt sie noch einen Moment länger, eine törichte Geste des Trotzes, dann löste er seinen Griff, und das Mädchen wich vor ihm zurück. Der verächtliche Blick war aus ihren Augen verschwunden. Stattdessen stand Angst in ihnen. Sie wich ein paar unsichere Schritte zurück und tauchte dann in der Menge unter.
    «Ich kann mir vorstellen, um was es bei eurer Begegnung ging», sagte der Alte, indem er seine Hand von Lukács’ Schulter nahm. «Das ist keine Entschuldigung für dein Verhalten. Es gibt
überhaupt keine
Entschuldigung für ein derartiges Verhalten. Mit deinem Benehmen bringst du nichts als Schande über deine Familie. Ich weiß, wer du bist. Ich weiß von deinen Problemen und Schwierigkeiten. Dein Vater ist ein guter Mann, ein wirklich guter Mann. Er ist der einzige Grund, warum ich diese beiden Gentlemen nicht bitte, dich zum Fluss hinunterzuschaffen und geradewegs ins Wasser zu werfen. Wir werden über die Sache hinwegsehen.
Dieses eine Mal.
Hast du mich verstanden?»
    Lukács schäumte immer noch. Er funkelte den alten Mann an, doch als dieser seinen Blick erwiderte, entdeckte er etwas in seinen Augen, das ihm mit einem Mal Angst machte. Seine Hände wurden feucht, und er spürte, wie sein Herz plötzlich schneller schlug. Er machte eine zerknirschte Miene. «Ja. Ich habe verstanden.»
    «Ich schlage vor, du gehst ein wenig an die frische Luft. Es ist noch nicht zu spät, um deinen Fehler wieder auszubügeln. Glücklicherweise gab es kaum Zeugen deines Verhaltens. Wir werden mit dem Mädchen reden. Und jetzt geh. Nach draußen. Die frische Luft wird dich wieder zur Vernunft bringen.»
    «Jawohl, Sir. Danke, Sir.»
    Als Lukács durch den Ballsaal zum Ausgang marschierte, hätte er sich am liebsten die Maske vom Gesicht gerissen und den Schweiß abgewischt. Er kämpfte gegen den Drang an. Er passierte die vergoldete Doppeltür, stapfte durch den Korridor der Könige, die Prachttreppe hinunter und nach draußen in die frische Nachtluft.
    Die Reaktion des Mädchens hatte wehgetan, doch er hatte damit gerechnet. Jani mit seinem beißenden Sarkasmus hatte

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