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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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Nächstes tun, hm? Mein schmutziger Kollege hier ist hungrig, und er verliert sehr schnell die Geduld, wenn sein Magen leer ist. In der Ortschaft gibt es eine Taverne, die köstliche Würste serviert, und ich habe ihm versprochen, dass er sich rundherum satt essen kann, sobald wir hier fertig sind. Und
wir sind fertig
, Jakab. Du kannst nirgendwo mehr hin.»
    Ernas Ehemann ließ die Axt fallen. Er sah jeden von ihnen der Reihe nach mit flehenden Blicken an.
    Erna atmete durch, und Jakab spürte, wie sie sich gegen ihn drückte. Sie lehnte sich zurück. «Jakab, hör zu», sagte sie leise, mit ruhiger Stimme. «Und wenn du für den Rest deines Lebens nichts mehr tust, hör mir jetzt zu. Du hast das alles völlig falsch verstanden. Alles. Nachdem du mich vor ein paar Tagen gefunden hattest, ging ich nach Hause und erzählte Hans, was passiert war. So viel gebe ich zu, Jakab. Aber das ist
alles
, was ich getan habe. Hans wusste bereits von dir, seit Jahren. Ich hatte ihm alles erzählt. Mein Gott, du warst der Grund, warum es so schwer war für ihn, mir den Hof zu machen. Ich dachte so lange Zeit, du würdest zurückkehren, dass ich –»
    «Ich
bin
zurückgekehrt!», zischte er.
    «Fünf Jahre später, Jakab. Fünf Jahre! Für dich wohl nur ein Augenblick, aber nicht für mich. Ich dachte, du wärst tot. Ich schwöre es, Jakab. Vor ein paar Jahren kamen deine Leute wieder nach Keszthely und stellten Fragen. Ich habe ihnen nichts gesagt – es gab nichts zu erzählen –, aber sie erklärten uns, wie wir sie kontaktieren konnten, solltest du dich zeigen.»
    «Und als ich aufgetaucht bin, war das Geld zu verlockend, stimmt’s?»
    «Nein! Eben nicht! Ich sagte zu Hans, ich müsste dich ein letztes Mal sehen. Um Lebewohl zu sagen. Zuerst war er einverstanden, aber dann hat er sich bei diesen Leuten gemeldet, Jakab. Ich wusste nichts davon! Er hatte Angst, und deswegen hat er sich an sie gewandt. Er hatte Angst vor dir und Angst vor den
hosszú életek
. Angst, er könnte mich verlieren.
    Jakab, bitte hör mich an! Hans ist ein guter Mann. Ein wunderbarer Mann. Er liebt mich, und er liebt unseren Sohn. Er sorgt gut für uns. Er hat getan, was er geglaubt hat, tun zu müssen, um seine Familie zu beschützen. Das ist die Wahrheit, Jakab. Vor fünf Jahren habe ich dich so unglaublich geliebt, dass ich dachte, ich müsste verrückt werden. Unsere Zeit mag vergangen sein, doch ich liebe dich immer noch. Ich werde dich immer lieben. Ich könnte dich niemals verraten. Nicht für Geld, nicht für irgendetwas sonst.»
    Sie sah über die Schulter, und als Jakab ihrem Blick begegnete, geriet er ins Schwimmen angesichts der Ehrlichkeit in ihren Augen. Sie sagte die Wahrheit. Alles hatte sich ganz genauso zugetragen, daran zweifelte er plötzlich nicht länger. Als ihm dämmerte, dass sie ihn nicht verraten, seine Freiheit nicht verkauft und sogar ihr Leben riskiert hatte, um ihm eine Chance zur Flucht zu verschaffen, drohten ihn seine Emotionen ein weiteres Mal zu übermannen.
    Er hatte nie eine Chance gehabt, sie für sich zurückzugewinnen. Sie war zu treu dafür. Obwohl sie weitergezogen war, obwohl sie geheiratet und ein neues Leben angefangen und eine Familie gegründet hatte, war ihre Liebe zu ihm niemals Bitterkeit gewichen. Selbst jetzt noch versuchte sie ihn zu beschützen.
    Seine Sicht verschwamm – Tränen der Verzweiflung darüber, dass er niemals mit ihr zusammen sein würde. Nach allem, was er getan hatte, um hier zu sein, war diese Grausamkeit nicht mehr zu ertragen. «Es … tut mir leid», würgte er mit brechender Stimme. «Ehrlich. Das sollst du wissen. Aber wenn ich dich nicht zur Frau haben kann –»
    «Meine Güte, Balázs!», rief der
Merénylő
gelangweilt und schüttelte den Kopf. «Wie lange müssen wir denn noch warten? Hier sind wir beide, hoch zu Ross, und da bist du, allein und zu Fuß. Was glaubst du, wie weit du kommst, hm? Schneid der Frau die Gurgel durch, wenn du meinst, das tun zu müssen. Na und? Für dich wird es nicht gut ausgehen, ob du nun die Frau dieses Burschen hier vorher noch umbringst oder nicht. Hatte ich erwähnt, dass ich hungrig bin? Ich glaube, ich habe seit gestern Abend nichts mehr gegessen.»
    Jakab bemerkte die Reaktion von Ernas Ehemann auf die Worte des
Merénylő
. Die Augen des Mannes weiteten sich in heißer Wut. Er bückte sich und hob seine Axt wieder auf.
    Auch wenn er außerhalb seines Blickfelds stand, wusste der
Merénylő
zweifellos ganz genau, wo er sich

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