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Der Baron und die widerspenstige Schöne

Der Baron und die widerspenstige Schöne

Titel: Der Baron und die widerspenstige Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mallor
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Grund für dieses geheime Treffen sein. Elf Uhr – zu dieser Stunde würde es bereits stockdunkel sein, aber sie konnte es nicht wagen, eine Laterne mitzunehmen. Sie musste sich darauf verlassen, dass der Mond ihr den Weg zum Badehaus leuchten würde. Ein Schauder lief ihr über den Rücken bei dem Gedanken, allein durch den Wald zu gehen, doch dann straffte sie die Schultern. Luke brauchte sie – sie würde ihn nicht im Stich lassen.
    Carlotta zog den Mantel enger um ihre Schultern. Die Stalluhr schlug die halbe Stunde, es war halb elf. Sie wandte sich an ihre Zofe.
    „Bitte vergiss nicht, Mary, wenn jemand nach mir fragt, musst du sagen, dass ich bereits schlafe und nicht gestört werden möchte.“ Sie drückte dem Mädchen eine Münze in die Hand. „Tu mir den Gefallen, und du erhältst nach meiner Rückkehr einen weiteren Shilling.“
    Sie öffnete die Schlafzimmertür. Von unten aus dem Salon hörte sie entferntes Stimmengemurmel. Die Damen warteten auf die Gentlemen. Sie hatte Kopfschmerzen vorgeschützt, und alle hatten Verständnis gezeigt, dass sie sich früh zurückziehen wollte. Wenn man sie jetzt entdeckte, würde es allerdings Fragen geben, warum sie zu solch später Stunde nicht in ihrem Zimmer war. Zum Glück begegnete ihr niemand auf der Hintertreppe. Wenig später trat sie aus der Seitentür. Dunkelheit hüllte sie ein.
    Eine kalte Brise war aufgekommen und vertrieb die Wolken. Blass stand der Mond am nächtlichen Himmel. Carlotta lief rasch durch den Garten und hinaus in den Park, bis sie den Schutz der Bäume erreichte. Der Weg zum Badehaus war weit, doch das Wissen, dass Luke dort auf sie warten würde, beflügelte sie und half ihr, die Furcht vor einem nächtlichen Anschlag zu überwinden. Der Pfad war nur schwer zu erkennen, daher war sie gezwungen, langsam zu gehen, um nicht zu stolpern. Tastend streckte sie die Hand nach vorne, und der Diamant in Mr. Woollatts Ring blitzte auf. Rasch verbarg sie die Finger in den Falten ihres Mantels. Sie war noch nicht weit gegangen, als sie Stimmen und das gedämpfte Geräusch von Stiefeln auf dem Hauptweg vernahm. Im schwachen Mondlicht konnte sie kaum mehr erkennen als schwarze Umrisse, aber sie wusste, dass es die Herren sein mussten, die von ihrem Jagdausflug zum Haus zurückkehrten. Mr. Prices Lachen dröhnte zu ihr herüber und sie hielt im Schatten der Bäume inne, um nicht entdeckt zu werden. Erst als kein Geräusch mehr zu hören war, hastete sie weiter. Sie konnte es kaum erwarten, Luke endlich zu sehen.
    Schließlich tauchten die Umrisse des Badehauses vor ihr auf. Im fahlen Mondlicht schimmerten die Säulen am Eingang silbergrau. Der Portikus selbst war in Dunkelheit gehüllt. In einem der Fenster glaubte sie jedoch, ein schwaches Glimmern zu erkennen, wenn es nicht gar der Mondschein war, der sich in den Scheiben spiegelte. Sobald sie die Lichtung erreichte, lief sie über das kurze Gras und die Stufen hinauf zum Badehaus. Die Tür öffnete sich bei der ersten Berührung. Ohne zu zögern trat sie ein.
    Nach der kühlen Nachtluft kam es ihr im Badehaus recht warm vor. In zwei Mauernischen brannten Kerzen und warfen ein weiches Licht auf die Wände. Der Wind, der bei ihrem Eintreten ins Innere gelangte, ließ die Flammen erzittern. Unvermittelt blieb Carlotta stehen, denn durch das flackernde Kerzenlicht schien es, als würden sich die Figuren auf den Wandgemälden bewegen. Leise Panik stieg in ihr auf, auch wenn sie sich selbst töricht schalt. „Luke?“, flüsterte sie. Das Wort hallte von den Wänden. „Luke?“
    Hinter ihr schloss sich die Tür. Abrupt drehte sie sich um und blickte in die Augen von Sir Gilbert Mattingwood.

15. KAPITEL
    Luke schlenderten die Gentlemen viel zu langsam durch den Park, am liebsten wäre er ihnen vorausgeeilt. Zwar hatte er den Tag sehr genossen, sich aber auch unterschwellig beständig um Carlotta gesorgt. Er sagte sich, dass sie im Haus, umgeben von so vielen Menschen, in Sicherheit war, und auch Billy würde ein Auge auf sie haben. Dennoch konnte er es kaum erwarten, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging. In diesem Schneckentempo herumbummeln zu müssen empfand er daher als äußerst aufreibend.
    „Zwar können wir erst nächsten Monat auf Fasanen jagen, aber dennoch war es kein schlechter Tag“, verkündete James. „Ich hoffe, in dieser Hinsicht stimmen Sie mir zu.“
    „Das schon, allerdings wünschte ich, wir hätten den Wagen nicht vorausgeschickt“, grummelte Mr. Price.

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