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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nicht von meiner Sekretärin anmaulen lassen. Sie muss lernen zu spuren.»
    Kilian ließ es auf sich beruhen. Er trank noch e i nen Schluck aus der Tasse.
    Das Telefon klingelte nebenan, und Sabine nahm ab. Kurz darauf läutete Heinleins Apparat.
    Ohne Kommentar übergab sie das Gespräch an ihn.
    «Kriminalhauptkommissar Heinlein.» Er hörte e i ne Weile zu. Dann sagte er: «Wir kommen gleich», und legte auf.
    «Wir haben einen, auf den die Beschreibung passt.»
    16
    D as letzte Mal war Pia hier gewesen, um Anna beim Anlegen des Hochzeitskleides zu helfen und ihr Blumen ins Haar zu stecken. Pia hatte gelästert, und die beiden Schwestern mussten während der Vorbereitu n gen ständig kichern. Max war damals aus der Wohnung verbannt worden. Pia hatte ihn nie richtig ke n nenlernen können. Wenn sie zu Besuch aus Afrika kamen, hatte Maximilian meist viel zu tun gehabt, und Anna hatte die Zeit gern alleine mit ihrer Schwester verbracht.
    Pia hatte sich entschlossen, ihn gleich am Morgen aufzusuchen. Wenn er noch oder schon in der Klinik war, hatte sie eben Pech, dann konnte sie ihn immer noch anrufen und einen Termin vereinbaren. Die Wohnung war in einer alten Jugendstilvilla in der Rückertstraße. Lavendelfarbene Fassade mit weißem Stuck. Die Haustür stand offen. Pia nahm die Treppe in den dritten Stock und klingelte an der Wohnung s tür. Er hatte sich verändert, die Haare kürzer und leicht ergraut, doch es war unverkennbar Max, der vor ihr stand und sie überrascht ansah.
    «Hallo, Max. Es ist lange her.» Pia zwang sich zu einem Lächeln. Max fasste sich schnell.
    «Pia. Einen Moment glaubte ich … Komm he r ein.»
    Er ließ Pia eintreten. Dann ging er voran ins Wohnzimmer und bat sie, Platz zu nehmen. Er selbst stellte sich ans Fenster.
    «Was führt dich zu mir?»
    Pia setzte sich.
    «Hast du etwas zu trinken für mich?»
    «Ich fürchte, ich habe nur Wasser. Ich kann dir auch einen Kaffee machen, aber ohne Milch.»
    Pia wählte das Wasser, und als er in der Küche verschwunden war, ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Einiges hatte sich verändert. Früher sta n den weniger Möbel im Raum, dafür umso mehr afrikanische Masken und Bilder an den Wänden. Überall lagen Zeitschriften und Bücher herum, in einem Korb Annas Stricksachen. Jetzt war der Raum voller und wirkte doch leerer. Pia glaubte Claras Geschmack zu erkennen. Sie versuchte eine Spur zu entdecken, dass Anna hier einmal gelebt hatte. Doch der Raum war fast steril. Im Bücherregal standen einige medizinische Fachbücher und d a zwischen ein gerahmtes Schwarzweißfoto von Anna. Wie ein vergrößertes Bewerbungsbild mit einem schwarzen diagonalen Streifen über der rechten o b e ren Ecke. Pia schluckte. Plötzlich war Max wi e der zurück, mit zwei Gläsern und einer Wasserfl a sche in der Hand.
    «Arbeitest du noch in der Gerichtsmedizin?»
    Pia nickte. «Ich bin schwanger», platzte es aus ihr heraus.
    «Wie schön.» Er beugte sich leicht vor. «Ist alles in Ordnung? Kann ich etwas für dich tun?»
    Er holte aus der Hemdtasche eine Brille und setzte sie auf, ganz der vertrauenerweckende Arzt.
    «Ich will dich etwas über Anna fragen.»
    Max schwieg und sah sie abwartend an. Pia entschied sich für den direkten Weg.
    «Was weißt du über Annas Schwangerschaft?»
    Max sah sie ungerührt an. «Welche Schwangerschaft?»
    Sie wusste selbst nicht, was sie erwartet hatte. E i nen zerknirschten Blick auf den Boden, ein verlegenes Räuspern oder vielleicht ein erschrockenes En t gleisen der Gesichtszüge. Aber da war keine Regung.
    «Anna war schwanger», stellte Pia noch einmal fest.
    «Wie kommst du darauf? Wir haben uns Kinder gewünscht, ich wäre der Erste gewesen, dem sie es gesagt hätte. Es wäre eine wunderbare Nachricht gewesen, du glaubst gar nicht, wie wunderbar.»
    «Hatte sie eine Affäre?», legte Pia nach.
    «Eine Affäre?»
    «Ja, eine Affäre, eine Liebschaft, einen One-Night -S tand, ein Verhältnis, nenn es, wie du willst.»
    Max fasste nach seiner Brille und setzte sie ab.
    «Wir waren doch erst seit einem Jahr verheiratet, und wir waren glücklich. Außerdem war sie gar nicht der Typ für so was. Das weißt du doch.»
    Ja, das wusste Pia, und sie wusste auch, dass Anna ein Kind von einem anderen Mann bekommen ha t te. Sie sah Maximilian an. Das war der Mann, den ihre Schwester geheiratet hatte. Das war der Mann, den sie nach nur einigen Monaten Ehe betrogen hatte.
    «War sie kurz nach eurer Hochzeit seltsam? Hat sie

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