Der Bedrohung so nah (German Edition)
diesem Kind nichts zustößt .
„Weil ich Polizistin bin. Sie wollen nicht, dass ich sie verhafte.“
Es brach ihr das Herz, als das Mädchen die Arme um sie legte. Sie hätte es so gerne selbst in die Arme geschlossen.
„Ich habe Angst, Erin.“
„Ich weiß, mein Schatz. Ich auch. Aber wir müssen tapfer sein. Und sehr mutig. Okay?“
„Okay.“
„Alles wird gut. Das verspreche ich. Versuch einfach, ruhig zu bleiben, mein Schatz.“
Erin hatte keine Ahnung, was DiCarlo mit ihr vorhatte. Aber sie würde das Kind nicht gehen lassen, ohne ihm wenigstens ein bisschen Ruhe und Zuversicht zu vermitteln.
„Ich liebe dich, Erin.“
Sie schloss die Augen und spürte, wie ihr die Tränen kamen.
Wohl wissend, dass sie vielleicht nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen würde, drückte sie ihre Wange an Stephanies. „Ich liebe dich auch, mein Schatz.“
„Bringen Sie das Kind zur Limousine.“
Erins Herz setzte vor Schreck aus, als sie DiCarlos Stimme hörte.
„Nein!“ Stephanie weinte. „Ich will bei Erin bleiben!“
Es dauerte einen Moment, bis Erin ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Bitte, Steph, geh mit ihnen. Sie werden dich nach Hause bringen.“ Sie zwang sich dazu, den Blick auf DiCarlo zu richten, in der Hoffnung, dort irgendein Zeichen der Bestätigung zu finden. Doch sein Gesichtsausdruck blieb kalt und ausdruckslos. Sie spürte kaum die rauen Hände, die sie auf die Füße zogen. Als einer der Gangster kam und Stephanie zum Ausgang rollte, drehte sich das Mädchen um und sah sie mit angsterfüllten Augen an. Ein qualvoller Abschied, der Erin beinah das Herz brach.
„Wie rührend.“
Erin sah DiCarlo an. Er stand so nah, dass sie sein teures Aftershave riechen konnte. Er musterte sie mit kühlen Augen, die so leblos waren wie die einer Schaufensterpuppe. Im Laufe der Jahre hatte sie Dutzende von Bildern gesehen, aber keins hatte sie auf seine Präsenz vorbereitet. Er war kleiner, als sie ihn sich vorgestellt hatte, nur wenige Zentimeter größer als sie selbst, doch Macht strömte aus jeder Pore seines Körpers.
Ohne Vorwarnung schoss seine Hand vor und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. Ihr Kopf flog zurück. Betäubt von diesem plötzlichen Ausbruch der Gewalt, sank sie auf die Knie.
„Sechs Monate habe ich auf diesen Moment gewartet“, sagte er.
Benommen schüttelte Erin den Kopf und sah zu ihm auf. „Geben Sie mir Ihr Wort, dass Sie dem Mädchen nichts antun werden.“
„So wie Sie meinem Sohn?“
Sie versuchte gar nicht erst, sich dumm zu stellen. Der Mann, den sie vor sechs Monaten in Chicago erschossen hatte. „Ihr Sohn hatte seine Waffe auf einen Polizisten gerichtet.“
„Mein Sohn war erst achtzehn. Er war noch ein Kind, Officer McNeal. Sie haben weder ihm noch mir die Chance gegeben, um sein Leben zu flehen. Warum sollte ich es mit Ihnen anders machen?“
„Das Mädchen ist unschuldig. Sie hat vor drei Jahren ihre Mutter verloren. Sie hat schon genug durchgemacht. Verdammt, lassen Sie sie gehen.“
„Sie sind schuld am Tod meines Sohnes“, sagte er kalt. „Sie haben mir das Einzige genommen, was mir auf dieser Welt etwas bedeutet hat. Und ich bin hier, um Sie dafür büßen zu lassen.“
Wie eine riesige Schlange legte sich die Angst um ihren Brustkorb und schnürte ihr die Luft ab. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wozu er fähig war und wie weit er gehen würde, um sein Bedürfnis nach Rache zu stillen. „Sie können mit mir machen, was Sie wollen …“
„Natürlich kann ich das. Und ich werde es auch tun. Und ich habe vor, mir sehr viel Zeit dabei zu lassen.“
„Geben Sie mir Ihr Wort, dass dem Mädchen nichts passieren wird.“
Sie sah das kalte Funkeln in der Tiefe seiner reptilienartigen Augen. Die Kälte seines Blicks drang bis in ihre Seele. „Sie sollen am eigenen Leib erfahren, wie es ist, etwas Kostbares zu verlieren.“
Panisch begann sie, an ihren Fesseln zu zerren. Der Draht schnitt ihr in die Haut ihrer Handgelenke, doch sie ignorierte den Schmerz. Alles, woran sie denken konnte, war Stephanie – und ihr Vater, der sie liebte. Ungeschickt kam Erin auf die Füße. „Ich bringe Sie um, wenn Sie ihr etwas antun.“
„Sie können mir nicht drohen, Officer McNeal.“
„Nein, das kann ich nicht. Aber ich bin hier. Und habe mich an meinen Teil der Abmachung gehalten. Sie haben mich gefesselt. Ich gehöre Ihnen, DiCarlo. Ich bin ein Cop, und ich habe Ihren einzigen Sohn erschossen. Machen Sie mit mir, was Sie wollen, aber lassen
Weitere Kostenlose Bücher