Der Bedrohung so nah (German Edition)
nur einen klaren Gedanken zu fassen. Die hektische Betriebsamkeit der Notaufnahme um sie herum trat völlig in den Hintergrund. Alles, was er fühlte, war Erin. Die Wärme ihres Körpers an seinem. Der Duft ihres Haars. Das Gefühl ihrer Brüste an seinem Unterarm. Sofort kämpfte er gegen das Verlangen an, das in ihm aufstieg, doch er wusste, dass es ein aussichtsloser Kampf war.
„Ach nein?“, sagte er und entließ sie aus seiner Umarmung. „Was ist es dann? Ein Schwächeanfall? Schwindel? Sturheit?“
„Mir ist nur ein bisschen übel. Passen Sie lieber auf Ihre Schuhe auf.“
„Na großartig“, brummte er. „Ich sollte den Arzt rufen, damit er Sie hierbehält.“
„Er hat gesagt, Übelkeit sei normal. Ich bin einfach nur zu schnell aufgestanden. Sie könnten ruhig etwas nachsichtiger mit mir sein.“
Nicks Herz schlug noch immer viel zu schnell, und er spürte, wie sich in seinem Inneren eine merkwürdige Mischung aus sexueller Erregtheit und Schuldgefühlen zusammenbraute. Er hatte einfach viel zu lange keinen Sex mehr gehabt. Das war alles. Früher oder später musste er etwas dagegen unternehmen. Stephanies Lehrerin Lindsey Burns war eigentlich ganz nett. Und hübsch dazu mit ihren blonden Haaren und den freundlichen blauen Augen. Warum hatte er sie bloß nach ihrem ersten und einzigen Date nicht zurückgerufen?
„Meinen Sie, dass Sie es bis nach draußen schaffen, ohne ohnmächtig zu werden?“, fragte er.
Erin lächelte ihn herausfordernd an. „Selbst wenn. Davon werde ich mich bestimmt nicht aufhalten lassen.“
Nick widerstand der Versuchung, ihr Lächeln zu erwidern. Er wollte diese Frau nicht zu nah an sich herankommen lassen. Sie würde ihm nur Probleme bereiten, das sah er ihr an der Nasenspitze an. Und Probleme hatte er auch ohne sie schon genug in seinem Leben. „Gehen wir“, sagte er und versuchte, nicht daran zu denken, was er sich da gerade eingebrockt hatte.
Erin zog ein ärmelloses Nachthemd über und griff nach ihrem Morgenmantel, wobei sie sich vergeblich bemühte, ihren schmerzenden Kopf stillzuhalten. So viel zu meinem Heldentum, dachte sie mürrisch. Hätte sie nicht so starke Schmerzen gehabt, wäre es ihr peinlich gewesen, dass Nick für sie den Babysitter spielte. Doch im Moment tat ihr Kopf so weh, dass sie sich nur noch in ihrem dunklen Schlafzimmer in das weiche Bett fallen lassen wollte, nachdem sie eine Handvoll Aspirin geschluckt hatte.
Vor ihrem Schlafzimmer blieb sie stehen und atmete einmal tief durch. Dann öffnete sie die Tür. Nick stand im Flur und sah so nervös aus, als sei er auf seinem ersten Date. Offenbar war ihre Wohnung der letzte Ort, an dem er jetzt sein wollte. Sie sah, wie sein Blick an ihrem Körper hinabglitt, und mit einem Mal fühlte sie sich merkwürdig befangen.
„Sie müssen das nicht tun.“ Sie zog die Aufschläge ihres Morgenmantels fester zusammen.
„Ich habe es dem Arzt verpochen. Und mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen, das wissen Sie ebenso gut wie ich, McNeal.“
Am besten, er ging so schnell wie möglich wieder. Es war offensichtlich, dass ihm die Situation genauso unangenehm war wie ihr. Doch anscheinend waren sein Verantwortungsgefühl und sein Beschützerinstinkt zu stark ausgeprägt, um sie allein zu lassen.
„Wie geht es Ihrem Kopf?“ Die Hände in den Hosentaschen vergraben, kam er zu ihr.
„So muss sich das Schlagzeug gefühlt haben, das mein Bruder zu Weihnachten bekommen hatte, als wir klein waren. Er war Led-Zeppelin-Fan.“ Sie ging vorbei an den Umzugsboxen und dem Durcheinander zum Sofa und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ihr nicht das Geringste ausmachte, wie unordentlich ihre Wohnung noch immer war, seit Nick das letzte Mal hier gewesen war. Es gab Wichtigeres. Sie war ein Cop. Nick war ein Cop. Und schließlich hatten alle Cops unordentliche Wohnungen, oder?
„Sie humpeln“, sagte er.
„Nur weil ich zu stolz bin, um zu kriechen.“
Sein Mund verzog sich zum Ansatz eines Lächelns. „Wo haben Sie Ihr Aspirin?“
Sie riskierte es, ihn anzusehen, und wünschte augenblicklich, sie hätte es nicht getan. Sein durchdringender Blick machte sie wie immer nervös. Warum kam sie sich nur jedes Mal, wenn er sie mit seinen dunkelbraunen Augen ansah, so nackt vor? Es war, als durchschaute er sie und sah all die Dinge, die sie so sorgsam versuchte zu verbergen.
„Im Medizinschrank im Badezimmer steht eine Flasche“, antwortete sie.
Er ging ins Badezimmer.
Erin gab
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