Der Bedrohung so nah (German Edition)
von dem Geräusch von Stahl, der mit voller Wucht auf einen Körper prallt. Ein Schmerz durchzuckte Erins rechte Hüfte, und sie wurde durch die Luft gewirbelt. Der Asphalt kam immer näher, dann fiel sie in die Dunkelheit.
Nicks Puls raste, als er die Notaufnahme des Parke County Hospitals betrat. Er mochte keine Krankenhäuser und dieses ganz besonders nicht. Es war in dieser Notaufnahme gewesen, in der sein Leben auf den Kopf gestellt worden war, nachdem eine andere Frau mit ihrem Leben gespielt und dafür mit dem ultimativen Preis bezahlt hatte.
Er hatte keine gedankliche Verbindung zwischen Erin und Rita herstellen wollen, doch er konnte nicht länger leugnen, was ihn – abgesehen von der Tatsache, dass er sich unvernünftigerweise von ihr angezogen fühlte – am meisten an Erin störte: Sie liebte das Risiko. Er konnte es an ihrem Lebenslauf sehen. Und er hatte es in Franks Stimme gehört, als dieser ihm Erin empfohlen hatte. Gestern hatte Nick sich aus erster Hand davon überzeugen können, als er mit angesehen hatte, wie sie es, ohne zu zögern, mit einem Angreifer aufgenommen hatte, der doppelt so groß war wie sie.
Offenbar hatte er es nicht wahrhaben wollen, sonst wäre es ihm schon viel früher aufgegangen. Der Schmerz war zu groß. Oder er hatte ihn zu tief in sich begraben. Oder beides.
Auch Rita, die Frau, die er dreizehn lange Jahre mehr geliebt hatte als sein eigenes Leben, war ständig Risiken eingegangen. Sie war impulsiv gewesen. Leichtsinnig. Unvorsichtig. Deshalb war sie damals gestorben. Ihr Tod hatte Nick nicht nur sein Herz geraubt, sondern auch sein Glück, ebenso wie das seiner Tochter. Auf keinen Fall würde er Erins leichtsinniges Verhalten tolerieren. Nicht als Polizeichef. Nicht als Freund. Und ganz sicher nicht als irgendetwas anderes.
Es wäre einfach, Erin für den Zwischenfall vor der Schule verantwortlich zu machen. Sie zu verurteilen. Ja sogar, sie zu feuern. Was heute passiert war, schien ein guter Anlass zu sein. Und es war ihm verdammt noch mal egal, ob das fair war oder nicht. Er wollte, dass sie ein für alle Mal aus seinem Leben verschwand. Und mit ihr diese absurde Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte.
Doch leider wusste er genau, dass Erin keinerlei Schuld an dem Unfall traf. Er hatte die letzten beiden Stunden damit zugebracht, die Unfallstelle zu untersuchen. Ein verfluchter Zeuge nach dem anderen hatte sie von jeglichen Fehlern freigesprochen. Nein, dachte er bitter, sie traf keine Schuld. Sicher, sie hatte nicht eine Sekunde an ihre eigene Sicherheit gedacht, aber er konnte ihr schlecht vorwerfen, dass sie einem kleinen Mädchen das Leben gerettet hatte.
Die Krankenschwester vor den Türen der Notaufnahme sah auf, als Nick an ihr vorbeilief, versuchte jedoch nicht, ihn aufzuhalten. Vermutlich hatte sie den säuerlichen Ausdruck auf seinem Gesicht schon viel zu oft gesehen. Nick schob die Türen auf und hielt gerade rechtzeitig inne, um zu hören, wie eine vertraute Frauenstimme einen Fluch ausstieß. Ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen, als er hörte, wie Erin den diensthabenden Arzt beschimpfte. Eine völlig normale Reaktion in dieser Situation, sagte er sich, auch wenn das nicht erklärte, warum seine Hände noch immer zitterten.
Stirnrunzelnd schritt er durch den bodenlangen Vorhang in die geschäftige Notaufnahme. Zu seiner Linken hielt eine Frau ein weinendes Kind, dem eine Krankenschwester gerade ein paar Ohrentropfen verabreichte. Zu seiner Rechten wurde einem kleinen Jungen mit einer Baseballkappe das Knie genäht, was ihm sicherlich jede Menge Ruhm bei seinen Sportskameraden einbringen würde. Nick suchte den Raum nach einer blauen Uniform und einen Schopf rotbrauner seidiger Haare ab.
Als er sie erblickte, stockte ihm der Atem. Sie lag auf einer Liege und sah eher genervt als verletzt aus. Ein Arzt in einem grünen Kittel beugte sich über sie. Nick merkte, wie die Anspannung langsam aus seinem Körper wich. Noch immer trug sie ihre Uniformhose, doch ihre Bluse hatte sie gegen ein Krankenhaushemd getauscht. Er versuchte, zu ignorieren, wie der weiche Stoff sich gegen ihre Brüste schmiegte. Er wollte in ihr nicht die verletzliche Frau sehen – sie war sein Deputy, Herr Gott noch mal. Und verletzlich war sie schon gar nicht. Sein Beschützerinstinkt war einfach zu stark. Sich um eine Frau zu kümmern, die nicht genügend Verstand hatte, auf sich selbst aufzupassen, war das Allerletzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
Sie hob ihren Kopf und
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