Der Bedrohung so nah (German Edition)
einen erleichterten Seufzer von sich, als sie allein war – auch wenn es nur für eine Minute war. Sie war durcheinander. Und ihr war unwohl. Am liebsten hätte sie es auf den Unfall vor der Schule geschoben, doch sie wusste, dass das nicht der einzige Grund war. Aber wenn Sie sich eingestand, dass Nick der Auslöser für ihre Unruhe war, würde sie es nicht länger ignorieren können.
Dabei würde sie ganz bestimmt nicht den Fehler begehen, sich in ihren Chef zu verlieben. Schon gar nicht, wenn er von der Sorte Mann war, die nicht damit umgehen konnte, dass es Frauen gab, die einen gefährlichen Beruf wie Polizistin ausübten.
Dank Warren Prentice kannte sie den Typus Mann mit dem Super-Beschützer-Syndrom nur zu gut. Und so, wie Nick reagiert hatte, als sie die beiden Verbrecher aus dem Verkehr gezogen hatte, war er ein besonders schwerer Fall. Niemals würde sie so dumm sein, ihre Karriere für einen Mann oder den trügerischen Glauben an ein trautes Glück zu zweit aufzugeben.
„Hier, bitte schön.“
Beim Klang von Nicks Stimme fuhr sie zusammen und drehte sich um. Mit zwei Aspirin in der einen und einem Glas Wasser in der anderen Hand stand er vor ihr. Erin atmete einmal tief durch, doch als ihr dabei der Geruch seines Aftershaves in die Nase stieg, wurde ihr augenblicklich schwindelig. Was absolut nichts mit der Beule an ihrem Kopf zu tun hatte. Gütiger Himmel, neben diesem Mann zu stehen war, wie auf einer Flutwelle zu surfen.
Sie versuchte, das Gefühl abzuschütteln, nahm die Tabletten und steckte sie in den Mund. Ihre Finger streiften seine, als sie ihm das Glas Wasser abnahm. „Danke.“
„Warum setzen Sie sich nicht hin?“
„Eigentlich hatte ich vor, mich ein bisschen hinzulegen, sobald Sie wieder weg sind.“
Amüsiert sah er sie an. „Versuchen Sie, mich loszuwerden?“
„Ich möchte Ihre Dienste nicht länger als nötig beanspruchen.“
Ein Lächeln umspielte seinen Mund. „Das weiß ich sehr zu schätzen. Aber um ehrlich zu sein, habe ich noch ein paar Fragen, bevor ich mich empfehlen kann. Das heißt, wenn Sie sich dem gewachsen fühlen.“
Etwas in seiner Stimme ließ die Polizistin in ihr aufhorchen und erinnerte sie daran, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen war.
Endlich ein unverfängliches Thema, bei dem sie sich nicht mehr ganz so unwohl fühlte. Sie ließ sich ins Sofa sinken. „Schießen Sie los.“
Nick setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. „Gefährliche Körperverletzung unter Zuhilfenahme eines Kraftfahrzeugs ist ein ziemlich unübliches Straftat für Logan Falls.“ Er lehnte sich vor, stützte seine Ellenbogen auf die Knie und sah sie aufmerksam an. „Haben Sie eine Ahnung, was dahinterstecken könnte?“
„Ein ungeduldiger Fahrer? Aggressives Fahrverhalten?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht war er betrunken.“
„Er? War es ein männlicher Fahrer?“
„Ich glaube, ja. Ich hab zwar nur die Silhouette gesehen, aber sie sah nicht nach einer Frau aus.“
„Sie haben vorhin einen Beifahrer erwähnt. Sind Sie sich sicher?“
Sie nickte. „Das bin ich.“
„Mit Verkehrsrowdys haben wir in Logan Falls normalerweise keine Probleme.“ Nick verzog das Gesicht. „Ich habe mit mehreren Zeugen am Unfallort gesprochen. Alle haben ausgesagt, dass es wie Absicht aussah. Stimmen Sie dem zu?“
„Vielleicht. Ich weiß es nicht. Es ging alles ziemlich schnell.“
„Gibt es irgendjemanden, der einen Grund haben könnte, Ihnen etwas anzutun?“
Ein unangenehmer Schauer durchfuhr sie bei der Frage. „Worauf wollen Sie hinaus?“
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah sie eindringlich an. „Sie sind seit neun Jahren bei der Polizei. Da macht man sich nicht nur Freunde. Manche Verbrecher haben ein gutes Gedächtnis.“
Erin wusste, dass er recht hatte. Über die Jahre hatte sie etliche Straftäter zur Strecke gebracht und sich dabei einige Feinde in Chicago gemacht. Doch auch wenn sie die Möglichkeit nicht ausschließen konnte, glaubte sie nicht so richtig daran. „Der Gedanke, dass irgendein Krimineller mir bis nach Logan Falls folgt, um mich auf einem Zebrastreifen vor einer Schule zu überfahren, scheint mir etwas weit her geholt, Nick.“
„Vielleicht. Aber trotzdem können wir diese Möglichkeit nicht ganz außer Acht lassen. Ich möchte, dass Sie Ihre Umgebung in Zukunft besonders aufmerksam beobachten und …“
„Das tue ich sowieso“, unterbrach sie ihn. „Ich bin Polizistin, schon vergessen?“
„Aber Sie
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