Der Bedrohung so nah (German Edition)
es war besser, wenn er nicht daran dachte, warum das so war.
„Es ist mir gelungen, Steph zu beruhigen, aber als ich mich um Rita kümmern wollte …“ Er stockte, dann atmete er einmal tief durch und fuhr fort: „Sie ist nie wieder zu Bewusstsein gekommen. Sie starb in meinen Armen.“
Tränen verschleierten Erins Blick. Mrs Thornsberry hatte ihr nicht erzählt, dass Nick das Cabriolet für Rita gekauft hatte. Erst jetzt wurde ihr klar, was für Vorwürfe er sich machen musste. Sie fühlte seinen Schmerz, als wäre es ihr eigener, und die Intensität und das Ausmaß nahmen ihr den Atem.
Das Gesicht wie versteinert, starrte Nick geradeaus. Sie konnte es kaum ertragen, ihn so zu sehen. So leidend und einsam. Er gab sich selbst die Schuld an etwas, für das er nichts konnte.
Sie hatte nicht vorgehabt, die Hand nach ihm auszustrecken. Denn sie wusste, dass sie es beide nicht wollten. Doch tief in ihrem Innern fühlte sie, dass es genau das war, was sie jetzt brauchten.
Sie wandte sich zu ihm und fuhr mit der Rückseite ihrer Finger über sein Kinn. „Es muss schrecklich gewesen sein, Nick. Es tut mir so leid.“
„Es war hart für Stephanie und mich. Aber wir haben es geschafft. Es geht uns gut.“
„Lieben Sie Rita noch immer?“
„Ein Teil von mir wird sie immer lieben. Wir hatten einige sehr schöne Jahre zusammen. Doch wenn ich meine Augen schließe, sehe ich sie nicht mehr vor mir, so wie früher. Und ich rieche ihr Parfüm nicht mehr, wenn ich einen Raum betrete. Ich wache nicht mehr mitten in der Nacht auf und denke, sie liegt neben mir.“
Erin konnte sich nicht vorstellen, wie schlimm es sein musste, einen Seelengefährten zu verlieren. Bislang hatte sie geglaubt, sie hätte Warren geliebt. Doch erst jetzt, als sie den Kummer dieses Mannes vor sich sah, begriff sie, wie weit sie davon entfernt gewesen war.
Es war offensichtlich, dass er noch immer eine tiefe Liebe für seine Frau empfand und eine Weile brauchen würde, bis er wieder bereit für eine neue Beziehung war. Aber warum machte ihr das so viel aus? Eine Beziehung war wirklich das Letzte, was sie zurzeit in ihrem Leben gebrauchen konnte. Und das galt ebenso für Nick. Keiner von ihnen war bereit dafür. Doch merkwürdigerweise machte das die Sache auch nicht besser.
„Es hört sich vielleicht ein bisschen komisch an, und ich weiß, was Sie durchgemacht haben, Nick, aber ich glaube, Sie können sich sehr glücklich schätzen.“
„Wieso?“
„Immerhin haben Sie erfahren, was Liebe ist. Es gibt eine Menge Menschen, denen das versagt bleibt. Ich glaube, das ist das Schlimmste, was einem im Leben passieren kann.“
„Nicht so schlimm, wie hilflos mit ansehen zu müssen, wie diese Liebe von einem geht.“
„Liebe lässt sich nie kontrollieren“, erwiderte Erin.
Nick legte den Kopf zur Seite, und seine Augen verdunkelten sich, als er sie ansah. „Wenn man nicht verrückt werden will, muss man die Kontrolle behalten. Egal um welchen Preis.“
Erin wusste, dass er auf den Funken anspielte, der jedes Mal kurz davor war, ein Feuer zu entfachen, sobald er sie ansah, ihren Namen aussprach oder sie berührte.
„Kontrolle wird überbewertet.“
Für einen kurzen Augenblick sah er sie beunruhigt an, dann zeigte sich der Ansatz eines Lächelns auf seinem Gesicht. „Sie haben ein ziemlich loses Mundwerk, McNeal. Das muss an den Schmerzmitteln liegen.“
Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Was war nur in sie gefahren? In jedem Fall lag es nicht an den Schmerzmitteln. Vielleicht konnte und wollte sie nicht länger ignorieren, was zwischen ihnen war. Dieser Abend wäre ein guter Zeitpunkt, um endlich reinen Tisch zu machen. Allerdings war sie sich sicher, dass ihm genauso wenig daran gelegen war wie ihr. Es war einfach zu viel auf einmal. Die Gefühle, die Erinnerungen an die Vergangenheit. Sie fühlte sich wie eine Sicherung kurz vorm Durchbrennen.
„Der Arzt hat mir ein leichtes Mittel zur Muskelentspannung gegeben, aber nur zu Ihrer Information: Ich bin durchaus in der Lage, klar zu denken“, sagte sie.
„Da bin ich aber beruhigt. Ich würde mir nur ungern vorwerfen lassen, Ihre geistige Unzurechnungsfähigkeit in irgendeiner Art und Weise auszunutzen.“
Nervös lachte sie auf. Genauso fühlte sie sich immer in seiner Gegenwart: unzurechnungsfähig – und fest entschlossen, einen Fehler zu begehen, den sie hinterher bitter bereuen würde.
„Ihr Pupillen sind geweitet“, flüsterte er.
„Auch das liegt nicht an
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