Der Bedrohung so nah (German Edition)
schon kurz darauf schmolz sie in seinem Arm dahin. Es spürte Verlangen in sich aufsteigen. Glühend heiß und verzehrend drohte es ihn erneut zu überwältigen. Er küsste sie leidenschaftlich. Sie stöhnte auf, als er ihre Brüste umfasste, doch er hörte nicht auf. Er hätte es nicht gekonnt, selbst wenn er gewollt hätte. Denn so sicher, wie er sein Herz an sie verloren hatte, wusste er auch, dass sie nicht für immer bleiben würde. Es würde ihm nichts ausmachen, versicherte er sich selbst. Stephanie und er waren besser dran ohne sie. Doch egal, wie sehr er versuchte, sich zu beruhigen, es half nicht. Die Angst, die in ihm steckte, wollte nicht weichen.
Nick hatte genug geredet. Er hatte genug von Worten und Gefühlen. Er sollte sie gehen lassen. Er war einfach noch nicht bereit für eine feste Beziehung. Sein Kopf sagte ihm, dass er das Ganze beenden musste, bevor die Gefühle für sie noch tiefer wurden. Doch er war nicht mehr Herr seiner selbst – nicht zum ersten Mal, seit er sie kannte. Und sicher auch nicht zum letzten Mal, davon war er überzeugt.
Ein Stöhnen entfuhr seiner Kehle, und er küsste sie. Härter. Verzweifelter. Als er sich auf sie legte, öffnete sie ihre Schenkel für ihn. Nicks Herz begann zu klopfen, und alles um ihn herum verschwamm.
„Das ist nicht fair, McNeal“, murmelte er.
„Das sagt der Richtige.“
Er zog ein Kondom über, dann drang er in sie ein. Die Welt schien stillzustehen, als er spürte, wie ihre feuchte Wärme ihn umgab. Er sah Sterne, die durch sein Gesichtsfeld zogen wie winzige Meteoriten. Stöhnend begann er, sich in ihr zu bewegen. Es konnte nicht sein. Durfte nicht sein. Und doch wusste er, dass es wahr war. Er hatte es zugelassen, und er würde die Konsequenzen tragen müssen.
Es würde keine gemeinsame Zukunft für sie geben. Nur diesen Moment der Lust. Schon morgen würde er sie mit den beiden Marshals zurück nach Chicago schicken. Stephanie würde in Sicherheit sein. Genauso wie sein Herz.
Und er würde sich nie wieder eingestehen, wie sehr er sich in Erin McNeal verliebt hatte.
Nick wusste nicht, was ihn geweckt hatte. Er lag im Bett und lauschte aufmerksam. In der Ferne hörte er es donnern, und sein Herz klopfte. Er hatte gar nicht gemerkt, wie er mit Erin im Arm eingeschlafen war.
Dämmriges Licht fiel durch das Fenster auf ihr Gesicht. Wie unschuldig sie aussah. Plötzlich sah er sie wieder vor sich, wie sie unter ihm lag, den Kopf in Ekstase zurückgeworfen, die Haare auf dem Kissen ausgebreitet. Sein Körper regte sich bei der Erinnerung. Lust, Verlangen und tausend andere Gefühle keimten in ihm auf, die er fest entschlossen beiseiteschob, damit sie sich gar nicht erst entfalten konnten.
Er hob den Kopf und warf einen Blick auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand. Mitternacht. Er nahm das Telefon und wählte Hectors Handynummer. Beunruhigt hörte er, wie eine Stimme verkündete, dass seine Nummer zurzeit nicht erreichbar war.
„Verdammt.“ Bemüht, ruhig zu bleiben, setzte er sich auf und wählte erneut. Wieder dieselbe Ansage. Er wählte die Nummer der Reha-Klinik, die er auswendig konnte. Eine weibliche Stimme antwortete beim zweiten Klingeln.
„Hier ist Nick Ryan. Sind meine Tochter Stephanie Ryan und ihre Kinderfrau Emily Thornsberry schon bei Ihnen eingetroffen?“
Er hörte das Klicken einer Tastatur am anderen Ende.
„Ich kann zwar die Reservierung sehen, Mr Ryan, aber bislang haben sie noch nicht eingecheckt.“
Fluchend legte Nick auf. Seine Gedanken rasten. Hector hätte längst da sein sollen. Wo, zur Hölle, waren sie? Und warum hatte Hector sich nicht gemeldet, wenn es unterwegs Probleme gegeben hatte?
Nick fuhr erschrocken zusammen, als sein Handy klingelte. Er schnappte es sich und meldete sich knapp mit seinem Namen.
„Chief!“
Die Angst in der Stimme seines Deputys ging ihm durch Mark und Bein. „Was ist los?“, fragte er und wunderte sich über die Furcht, die in seiner eigenen Stimme mitklang.
„Zwei Männer … bewaffnet. Sie haben uns von der Straße abgedrängt und gefesselt. Verdammt.“ Hectors Stimme kippte.
Nicks Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Ein Dutzend Szenarios schossen ihm durch den Kopf, eins davon beunruhigender als das andere. „Was ist passiert?“
„Sie haben sie, Nick.“
Auch ohne dass Hector es aussprach, wusste er, wer gemeint war. Weißglühende Panik stieg in ihm auf. Wie ferngesteuert erhob er sich und durchquerte den Raum, um sich seine Hose anzuziehen.
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