Der Bedrohung so nah (German Edition)
viel zu tun“, sagte sie ruhig. „Sie haben etwas, das ich gerne hätte.“
„Wie schön, Sie enttäuschen mich nicht. Ich weiß es zu schätzen, wenn eine Frau schnell zur Sache kommt.“
Der Schweiß trat ihr auf die Stirn, als sie die unbarmherzige Kälte in seiner Stimme hörte. „Wo ist das Mädchen?“, fragte sie knapp.
„Keine Sorge, sie ist bei mir gut aufgehoben. Ich habe eine Schwäche für Kinder, wussten Sie das nicht?“
Ein plötzlicher Kopfschmerz überkam sie und zwang sie, die Augen zu schließen. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie verängstigt und hilflos das Mädchen sich fühlen musste, weil es noch nicht einmal in der Lage war, vor seinem Entführer davonzulaufen. In der Polizeischule hatte Erin gelernt, solche Situationen nicht persönlich zu nehmen und die eigenen Gefühle außen vor zu lassen. Doch die Frau in ihr, die dieses Kind liebte, die Nick liebte, brachte das nicht fertig. Zu groß waren der Schmerz und die Angst. Und die Wut, die in ihrem Inneren aufstieg. „Wenn Sie ihr etwas antun, bringe ich Sie um“, sagte sie.
„Wir wissen beide, dass ich kein Interesse an dem Kind habe. Dafür interessiere ich mich umso mehr für Sie.“
Erin hielt das Telefon umklammert. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Was wollen Sie?“
„Sie natürlich. Im Tausch gegen das Kind.“
„Ich höre.“
„Ungefähr fünfzehn Kilometer südlich von Logan Falls liegt ein verlassener Getreidespeicher an der Bundesstraße 59.“
Sie sah auf ihre Uhr. „Ich kann in zehn Minuten dort sein.“
„Ich warne Sie, Officer McNeal. Kommen Sie allein. Wenn Sie Ihre Kollegen rufen oder sonst jemanden kontaktieren, werde ich das Mädchen töten.“
Erin zwang sich, den Ärger und die Verzweiflung herunterzuschlucken. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie für einen Moment befürchtete, sie würde den Hörer fallen lassen. Lieber Gott, bitte, lass nicht zu, dass er Stephanie etwas antut .
„Ich werde allein kommen“, sagte sie, doch die Leitung war bereits tot.
Er hatte aufgelegt.
Frustriert lief Nick in dem engen Vorraum der Polizeistation wie ein Tier im Käfig auf und ab. Der Schrecken steckte ihm tief in den Knochen, doch unter der Oberfläche lauerte noch etwas wesentlich Dunkleres, Bedrohlicheres. Der Gedanke daran, wie allein und verängstigt seine süße, unschuldige Tochter sich fühlen musste, war kaum zu ertragen. Die Vorstellung, dass er sie verlieren könnte …
Unbarmherzig mit sich selbst zwang er sich, nicht daran zu denken. Er würde es nicht zulassen. Eher würde er sterben, als sie noch einmal zu enttäuschen.
Das Telefon schrillte. Nick ging ran, und das Klingeln erstarb. „Ryan.“
„Hier ist Frank. Ich bin unterwegs. Irgendwelche Neuigkeiten?“
„Nein.“ Der Qualität der Verbindung nach zu urteilen, rief Frank von seinem Handy aus an. Nick hatte ihn auf dem Weg vom Motel zur Polizeiwache angerufen und ihm die Situation geschildert.
„Wenn ich es schaffe, in diesem Tempo durchzufahren, ohne angehalten zu werden, bin ich in einer Stunde da. Hast du dem FBI Bescheid gesagt?“
Nick warf einen Blick auf seine Uhr. Verzweifelt stellte er fest, dass erst fünf Minuten vergangen waren, seit er mit dem FBI in Chicago gesprochen hatte. „Sie schicken ein Team.“
„Was ist mir Erin?“
Nick hatte sich geschworen, nicht an sie zu denken. Er hatte nicht vor, das emotionale Loch, in dem er sich befand, noch tiefer werden zu lassen. Doch mit der Erwähnung ihres Namens kamen die Bilder sofort zurück. Er sah sie vor sich, wie sie unter ihm lag beim Sex. So weich und verletzlich, die Augen so sanft wie ein Sonnenuntergang im Mittleren Westen. Die Gefühle, die diese Erinnerung heraufbeschworen, gefielen ihm ganz und gar nicht. Sie führten ihm mit Schrecken vor Augen, dass er sich auf etwas eingelassen hatte, das ein paar Nummern zu groß für ihn war und über das er absolut keine Kontrolle mehr hatte. Er war ihr hilflos ausgeliefert.
Gott war sein Zeuge, er hatte wirklich nicht vorgehabt, sich in diese Frau zu verlieben.
„Sie ist im Pioneer Motel.“ Nicks Stimme klang heiser.
„Gut. Dort soll sie bleiben.“ Frank machte eine Pause. „Und wie geht es dir?“
„Ich bring DiCarlo um, wenn er Steph auch nur ein Haar krümmt, Frank. Das schwör ich dir.“
„Ganz ruhig, mein Freund. Daran solltest du im Moment lieber nicht denken.“
Wenigstens machte Frank ihm keine falschen Versprechungen, dachte Nick bitter. Aber was hatte er erwartet? Frank war
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