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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schatten. Es waren die Seelen jener Toten, an die sich die Elbenheit nicht erinnern wollte und die deshalb als üble Totengeister immer wieder eine Bedrohung darstellen konnten, der nur mit starker Magie begegnet werden konnte.
    Die Totenschiffe trieben an Alt-Albanor vorbei– langsam, aber doch unaufhaltsam.
    Ihr weiterer Weg war vorgezeichnet. Dort, wo der Elbenfjord sich ins Meer öffnete, gab es zahlreiche Inseln. Auf einer von ihnen– Eldranorien genannt– stand die Halle der Eldran, das größte Heiligtum der Elbenheit. Dort würden Brass Elimbor und die anderen Schamanen die Toten erwarten. Und dort würden dann ihre Seelen die Körper endgültig verlassen und sich in Eldran verwandeln.
    Falls sich unter den Aufgebahrten jedoch jemand befand, dem es wider Erwarten bestimmt war, zu einem Maladran zu werden, so bewirkte der Zauber des Totenschiffs, dass er Eldranorien gar nicht erst erreichte. Sein Totenschiff würde sich zur benachbart gelegenen Insel Maladranorien begeben, um in der Halle der Maladran Eingang zu den Vergessenen Schatten zu finden.
    Doch bei jenen Mitgliedern des Schamanenordens, die nun ihre letzte Fahrt den Elbenfjord entlang vor sich hatten, war das nicht anzunehmen. Zusammen mit einem halben Dutzend Schamanen hatten sie ihr Leben bei der Anwendung von Reboldirs Zauber verloren. Gewaltige Gesteinsbrocken waren durch den Zusammenschluss der magischen Kräfte aller verfügbaren Magier und Schamanen des Elbenreichs aus dem Grenzgebirge gerissen worden. Die Kraft der Magie hatte ausreichen müssen, um diese Steine über einen halben Kontinent schweben zu lassen, damit sie anschließend bei der Anhöhe der drei Länder über Ghools Heer vom Himmel hageln konnten. Damit hatten die Magier und Schamanen des Elbenreichs entscheidend zum Ausgang der Schlacht beigetragen.
    Dass die Magie der Elbenheit in den vergangenen Zeitaltern allerdings stetig schwächer geworden war, hatte sich bei dieser Gelegenheit überdeutlich gezeigt. Anders war es kaum erklärlich, dass einige der fähigsten Magier und Schamanen ihre eigenen Kräfte offenbar so sehr überschätzt hatten, dass sie sich bei dem Ritual bis zur völligen, tödlichen Erschöpfung verausgabten.
    Die Schamanen unter den Gefallenen dieses mit Magie geführten Krieges waren bereits einige Zeit zuvor mit einem anderen, nur Angehörigen des Ordens vorbehaltenen Ritual bestattet und der Verklärung zugeführt worden.
    Nach der Lehre der Elben waren sie bereits in Eldrana eingegangen, wie man die Sphäre nannte, in der die Eldran beheimatet waren. Und da elbische Schamanen auch nach ihrem körperlichen Ende als Mitglieder des Ordens betrachtet wurden, fielen ihnen auch als Eldran ähnliche Aufgaben zu wie während der Zeiten, da sie unter den Lebenden geweilt hatten. Sie halfen mit, dass die Verbindung der Elben zu ihren Vorfahren nicht abriss, und sie erleichterten durch ihre Magie denjenigen den Weg, die nach Eldrana eingingen.
    » Dies anzusehen sollte dir zu denken geben, mein Sohn « , sagte König Péandir an Prinz Eandorn gewandt. » Unsterblich erscheinen wir nur den kurzlebigen Geschöpfen gegenüber. Aber wir sind es nicht. Ebenso wenig sind wir unverletzlich, wie dir das Schicksal von Prinz Sandrilas verdeutlicht. «
    Prinz Eandorn wusste sehr wohl, worauf sein Vater hinauswollte. Ich bin es schließlich gewesen, der sich auf Lirandils Seite stellte und das Eingreifen der Elbenheit in den Krieg gegen Ghool vehement gefordert hat, dachte der Kronprinz. Mein Vater will mir jetzt verdeutlichen, dass es kein weiteres Mal zu einem Eingreifen des Elbenreichs kommen wird.
    » Ich war dort « , sagte Eandorn. » Ich war auf dem Schlachtfeld an der Anhöhe der drei Länder und habe das Heer Ghools gesehen. Und wenn Ihr, mein Vater… «
    » Wir haben schon so oft über diese Dinge gesprochen, mein Sohn. Du willst das Elbenreich verändern. Du willst, dass wir zu fernen Meeren segeln und nach Bathranor, den Gestaden der Erfüllten Hoffnung, suchen– einem Land, von dem niemand weiß, ob es überhaupt existiert. Und du willst, dass wir uns in die Kriege der kurzlebigen Geschöpfe einmischen, die inzwischen den größten Teil von Athranor besiedeln. «
    » Ghool wird das Elbenreich nicht verschonen und außerdem… «
    Péandir unterbrach seinen Sohn. Er deutete zu den Totenschiffen hinüber, die bereits in einer quer über dem Elbenfjord liegenden Nebelbank zu entschwinden begannen. » Wir haben einige der fähigsten Magier und Schamanen verloren,

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