Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
Erfahrung, die sie mit einem einzigen gemacht hatte? Merkwürdig, dass sie es bisher nie unter diesem Gesichtspunkt sah. Wobei Gemeinsamkeiten mit Kane das Letzte waren, woran sie interessiert war.
„Sie denken, es muss Zeiten gegeben haben, wo es umgekehrt war?" fragte Vivian. „Oh, Kane war ein Schlingel, sicher, und er liebte die Frauen. Aber er war nie herzlos oder unbedacht. Als Francie ihm von der Schwangerschaft erzählte, hatte er zunächst Zweifel, weil er immer darauf geachtet hatte, dass dieser Fall nicht eintritt."
„Bloß nicht die Kontrolle verlieren", murmelte Regina.
Vivian musterte sie einen Moment mit forschendem Blick. „Ich sehe, mit Ihnen wird er alle Hände voll zu tun haben."
„Kaum", erwiderte Regina trocken. „So lange werde ich nicht hier sein."
„Das bleibt abzuwarten", meinte Kanes Tante lächelnd.
Regina schwieg. Auf diese Bemerkung wusste sie nichts zu erwidern. Sie aß ihren Kuchen auf, versicherte ihrer Gastgeberin noch einmal, dass er köstlich geschmeckt habe, und schob ihren Teller beiseite. Vivian stand auf, um ihnen Kaffee nachzuschenken. Dann setzte sie sich wieder an den Tisch. Regina wischte bedächtig einen Kaffeetropfen von ihrer Untertasse, ehe sie das Thema wechselte und Vivian bat, ihr von den Crompton-Juwelen zu erzählen.
„Was wissen Sie über den Schmuck? Die Kollektion interessiert mich sehr, da sich einige wirklich exquisite Stücke darunter befinden."
„Die meisten sind viktorianisch, weil Miss Mary Sue diesen Stil liebte. Mr. Lewis spricht immer von der Kollektion seiner Frau, dabei hat er ihr über die Jahre - immerhin waren sie vierzig Jahre verheiratet - das meiste geschenkt. Sie pflegten die Antiquitätenläden zu durchstöbern, als man diese Stücke noch überall finden konnte und sich kaum jemand dafür interessierte. Seine Frau liebte es, sich zurechtzumachen, und sie und Mr. Lewis fuhren oft nach New Orleans in die Oper oder zu Konzerten. Sie trug ihren Schmuck oft, so dass er für Mr. Lewis eine bleibende Erinnerung an die Vergangenheit darstellt."
„Ich frage mich, warum er ihn verkaufen will", bemerkte Regina vorsichtig.
„Kane glaubt, dass es etwas mit dem Prozess zu tun hat. Es könnte aber auch bedeuten, dass Mr. Lewis sich von der Vergangenheit löst, weil er nach all den Jahren eine ernsthafte Bindung mit seiner Freundin Miss Elise anstrebt."
An diesem Punkt erkannte Regina ihre Chance, ein Thema anzuschneiden, das von größerem Interesse für sie war. „Offenbar gibt es Cromptons Bestattungsinstitut schon sehr lange."
„Meinen Sie, wegen des alten Sarges in Mr. Lewis* Salon?" Die ältere Frau lachte kurz auf. „Ich hätte zu gern Mr. Lewis' Gesicht gesehen, als er den Deckel öffnete und Sie beide im Sarg fand. Er sagt immer, er lässt ihn für den Notfall dort stehen, falls er ihn einmal brauchen sollte. Aber ich glaube nicht, dass ihm eine derartige Zweckentfremdung dabei vorschwebte."
„Das will ich nicht hoffen", sagte Regina. „Ich kenne Lewis Crompton zwar kaum, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er so etwas sagt."
„Allerdings. Schwarzer Humor gehört sozusagen zu seinem Beruf."
„Vermutlich braucht man ihn als eine Art Ventil."
Vivian Benedict nickte zustimmend. „In Zeiten der Trauer zeigt sich der Mensch nicht unbedingt von seiner besten Seite. Was glauben Sie, was Mr. Lewis Ihnen alles erzählen könnte, wenn er jemals so indiskret wäre! Wie oft sah ich ihn den Kopf schütteln über Familien, die sich beim Ausrichten des Begräbnisses wegen der banalsten Dinge in die Haare kriegten. Und der schlimmste Zank entsteht natürlich immer wieder, wenn es ums Bezahlen oder ans Erben geht."
„Ja, wegen materieller Dinge zerstreiten sich viele Leute", stimmte Regina ihr zu, während sie den Satz in ihrer Kaffeetasse schwenkte.
„Das kann man wohl sagen. Da ist zum Beispiel die Geschichte von der Witwe Landry, die mit einem alten Geizhals verheiratet war. Nach seinem Begräbnis suchte sie überall nach dem Geld, das er jahrelang beiseite gelegt hatte, konnte es jedoch nicht finden. Also ließ sie ihn wieder ausbuddeln - und da war es, ins Futter seines Anzugs eingenäht."
„Er wollte es mitnehmen." Regina lachte, während sie das sagte. Die Geschichte war einfach zu komisch.
„Und es wäre ihm beinahe gelungen. Obwohl ich sagen muss, dass ich unter diesen Umständen das Geld nicht angerührt hätte."
„Ich auch nicht." Regina rümpfte die Nase. Dabei schüttelte sie den Kopf, dass ihr das lockige
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