Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
Krankenhäusern nachgefragt, bis sie das, was sie interessierte, in Erfahrung gebracht hatte. Als sie den grimmigen Blick der Frau sah, fielen ihr die Schüsse ein, die in der vergangenen Nacht auf sie abgegeben worden waren. Hatten sie ihr als Warnung dienen sollen? Oder als etwas Schlimmeres?
„Das glaube ich nicht“, erwiderte Janna ruhig. „Richten Sie Dr. Gower aus, dass ich ihm für alles danke, was er für mich getan hat, und dass es mir Leid tut, aber ich kann so nicht weitermachen. Das ist alles.“
Der Mund der Frau verzerrte sich. „Wofür genau danken Sie ihm?“
„Für die Hoffnung, die er mir gegeben hat. Es war gut, hoffen zu können, zumindest für eine Weile.“ Als sie hier angekommen war, hatte sie noch ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie sich Dr. Gower immer noch irgendwie verpflichtet gefühlt hatte, aber das war jetzt vorbei.
Janna drehte sich um und ging zur Tür, dann trat sie auf den Flur, der zum Empfangsbereich führte und sah, dass draußen ein Streifenwagen vorfuhr.
In diesem Moment hörte sie, wie hinter ihr die Verbindungstür zu dem Büro, das sie gerade verlassen hatte, aufgerissen wurde. Als sie herumfuhr, stürmte Gower mit erschrocken aufgerissenen Augen und kalkweißem Gesicht in den Raum. „Eine Hausdurchsuchung, Anita! Mein Kontakt aus der Innenstadt hat mich eben angerufen. Dieser verdammte Sheriff von Turn-Coupe hat angeblich Beweise und Zeugen, die bereit sind, gegen uns auszusagen. Lösch sofort alle Dateien. Und dann müssen wir weg, bevor …“
Abrupt unterbrach er sich und starrte Janna an, die immer noch vor der offenen Tür im Flur stand. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Überraschung, die gleich darauf in Erschrecken umschlug. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, hörte man von draußen laute Stimmen und Polizeisirenen.
Die Vordertür des Empfangsbereichs wurde so heftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand krachte. Glas splitterte. Die junge Frau an der Rezeption stieß einen spitzen Schrei aus.
Gleich darauf bellte eine heisere Stimme: „Polizei. Hände hoch!“
Und dann dämmerte Dr. Gower eine Erkenntnis, während er Janna anstarrte. „Oh, meine Liebe“, sagt er in gequältem Ton. „Was haben Sie getan? Was haben Sie mir angetan?“
18. KAPITEL
„D afür haben wir jetzt keine Zeit!“ sagte Anita Fenton mit eisiger Verachtung in den Augen. „Wir müssen hier weg. Und zwar sofort!“ Sie beugte sich über die Computertastatur und gab hastig ein paar Befehle ein, gleich darauf sprang eine Diskette heraus, während die Festplatte gelöscht wurde.
„Wenn du meinst“, stimmte der Doktor mit nachdenklichem Blick zu und fuhr dann fort: „Wir nehmen am besten alle den Notausgang.“
Rasch machte er ein paar Schritte auf Janna zu, packte sie am Handgelenk und zerrte sie wieder in das Büro. Er schlang ihr einen Arm um die Taille, dann stieß er sie durch die offene Tür in das angrenzende Zimmer.
„Nein!“ Janna versuchte sich zur Wehr zu setzen.
„Hören Sie auf. Sie müssen mitkommen“, sagte Dr. Gower und zerrte sie weiter.
„Und verhalten Sie sich still!“ fügte die Schwester in einem heiseren Flüstern hinzu, während sie sich an ihnen vorbeidrängte und zu einer Eisentür rannte, die in die Wand eingelassen war und auf der Notausgang stand. Eine Verwünschung ausstoßend, warf sie sich mit der Schulter gegen die schwere Türfüllung und rüttelte an der Klinke. Als die Tür aufschwang, hielt sie sie fest, während sie die an Klauen erinnernden Hände ausstreckte, um Janna und Dr. Gower in das, was wie ein Lagerraum aussah, zu ziehen. Sie knallte die Tür zu und schob einen Riegel vor.
„Was soll das?“ fragte Janna, während es ihr gelang, sich für eine Sekunde loszureißen, doch gleich darauf hatte Dr. Gower sie wieder in seiner Gewalt. „Sie können sich nicht hier drin verstecken!“
„Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie sich still verhalten sollen“, fuhr Anita Fenton sie an. „Es sei denn, Sie haben Lust, eine Menge unangenehmer Fragen zu beantworten.“
Sie konnten hören, wie die Rezeptionistin draußen vehement protestierte. Janna blieben nur Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. Wenn sie laut schrie und sich selbst und die anderen damit verriet, war es höchst ungewiss, wann sie Lainey wiedersehen würde. Aber wie konnte sie diesen beiden hier entkommen, wenn sie möglicherweise für den Tod von mindestens zwei Jugendlichen verantwortlich waren? Falls es so war, würden sie keine Hemmungen haben, sie
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