Der Berg Der Abenteuer
Und deine Freunde auch.«
»Was für Freunde?« fragte Philipp unschuldig. »Ach, Sie meinen mein Zicklein? Es kommt immer hinter mir her.«
Soeben war Schneelein aus dem Gebüsch aufge-taucht. Erstaunt starrte der Mann es an. »Schneelein ist wie ein Hund und verläßt mich niemals«, erklärte Philipp.
»Lassen Sie mich bitte los, mein Herr. Ich suche doch nur Schmetterlinge. Heute abend will ich noch weiter wan-dern.«
»Wo bist du hergekommen?« fragte der Mann. »Wissen deine Eltern, wo du dich befindest?«
»Nein«, sagte Philipp wahrheitsgetreu. »Ich ging nur fort, um Schmetterlinge zu fangen. Ich kam von dort drüben.«
Er machte eine unbestimmte Bewegung mit dem Kopf.
Hoffentlich hielt ihn der Mann für einen Naturliebhaber und ließ ihn laufen.
Aber das tat der Mann leider nicht. Ohne seinen Griff um Philipps Schulter zu lockern, zog er ihn mit sich zu dem Baum, der noch immer von den heulenden Hunden umringt war. »Du wirst mit mir kommen. Du hast zuviel gesehen.«
Da wurde ein ängstliches Rufen aus dem Wipfel des Baumes hörbar. Der Neger wollte sich offenbar ergeben.
Gefolgt von dem verwirrten Zicklein, ging der Mann mit Philipp näher heran. Er zog eine Pfeife aus der Tasche und ließ einen schrillen Pfiff ertönen. Sofort kamen die Hunde auf ihn zugelaufen. Mit lauter Stimme forderte er den Neger auf herunterzukommen.
Der Schwarze fiel wie eine reife Frucht aus den Zweigen. Völlig verstört vor Angst blieb er zitternd am Boden liegen und begann aufgeregt zu schnattern. Die Hunde machten nicht den geringsten Versuch, über ihn herzu-fallen. Sie waren tadellos dressiert. Ihr Herr verzog keine Miene. Er befahl dem Schwarzen mit kalter Stimme, aufzustehen und vor ihm herzugehen. Von den Hunden umringt, stolperte dieser gehorsam voran. Philipp wurde von dem Mann hinterher geführt. Schneelein folgte zum Schluß.
Die anderen Kinder wollten ihren Augen nicht trauen, als sie sahen, daß Philipp fortgeführt wurde. »Pst! Seid ganz still!« rief Jack zu den Mädchen hinüber. »Sonst werden wir womöglich auch noch gefangen genommen. Bei den Hunden ist Philipp gut aufgehoben. Er hat zehn gute Freunde an ihnen, auf die er sich verlassen kann.«
Der kleine Zug, bestehend aus den beiden Männern, den Hunden, Philipp und Schneelein, kam ganz nah an den Bäumen vorüber, auf denen die Kinder hockten.
Philipp bückte nicht auf, obwohl er es gern getan hätte. Er durfte das Versteck der Kinder nicht verraten.
Jack bog die Zweige seines Baumes auseinander und verfolgte die Gesellschaft aufmerksam mit den Augen.
Sie gingen direkt auf die steile unwegsame Felswand zu.
Der Junge griff nach dem Fernglas, das wie immer an seinem Hals hing. Er mußte unbedingt feststellen, wo Philipp und Schneelein hingebracht wurden. Dann konnte er sie vielleicht später befreien.
Voller Spannung verfolgte er die kleine Gruppe. Da — gerade als sie den steilen Felsen erreicht hatten, waren plötzlich alle, sowohl Menschen als auch Tiere, spurlos verschwunden. Eben hatte der Junge sie noch gesehen, und im nächsten Augenblick waren sie fort, als hätte die Erde sie verschluckt. Wie konnte das möglich sein? War vielleicht das Glas nicht in Ordnung? Jack drehte an den Linsen. Vergebens, er sah nur die steile Felswand und sonst nichts, nicht einmal einen einzigen Hundeschwanz.
»Wo ist Philipp geblieben?« ließ sich Lucys ängstliches Stimmchen vernehmen. »O Jack, sie haben ihn gefangen.«
»Und in den Berg geschleppt«, ergänzte Jack grimmig.
»Wenn ich nur wüßte, wie sie hineingekommen sind!
Eben sah ich sie noch, und dann waren plötzlich alle fort.
Das ist mir vollkommen rätselhaft.«
Noch einmal blickte er durch das Glas, konnte aber nichts anderes sehen als zuvor. Da bemerkte er plötzlich, daß die Sonne bereits untergegangen war. »Mädels, es wird bald dunkel. Wir müssen rasch zur Höhle hinuntergehen, solange wir den Weg noch erkennen können.«
Schnell glitten sie von den Bäumen und kletterten herab.
Lucy kämpfte mit den Tränen. »Ich möchte, daß Philipp zurückkommt«, schluchzte sie.
»Sei doch kein Baby!« schalt Dina. »Immer mußt du gleich heulen.« Dabei war sie selbst den Tränen nahe.
Jack legte die Arme um die beiden Mädchen. »Laßt das Streiten! Damit ist Philipp auch nicht geholfen. Kommt jetzt rasch zur Höhle. Ich werde Scheck vom Bach her-aufholen.«
Als die Kinder die Höhle erreicht hatten, war es schon fast ganz dunkel. Jack holte den geduldigen Esel herauf.
Kiki, der
Weitere Kostenlose Bücher