Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
als würde sie darauf warten, dass Kendra fortfuhr. Ja, richtig, du unterhältst dich mit einem Hund. Hast du damit ein Problem?
Leise lachend wischte sie mit dem Handrücken die Tränen weg. „Ich kriege das schon wieder in den Griff“, versicherte sie dem Tier. „Also mach dir bitte keine Sorgen um mich.“
Dann stand sie auf, ließ Daisy noch ein letztes Mal für diesen Abend nach draußen in den Garten und kehrte schließlich in die Küche zurück.
Offenbar davon überzeugt, dass ihr zweitliebstes Frauchen zumindest für die nächste Zeit wohl doch keinen Nervenzusammenbruch erleiden würde, kehrte Daisy in Madisons Zimmer zurück, um es sich dort wieder auf dem Bett bequem zu machen. Kendra trank den fast kalten Rest Tee aus, ging ins Arbeitszimmer und fuhr den Computer hoch, um ins Internet zu gehen. Damit hatte sie absichtlich so lange gewartet, weil sie Brylee Zeit lassen wollte, ihr Versprechen einzulösen und das Foto zu entfernen.
Sie war einfach noch viel zu aufgewühlt, als dass sie ein ausgiebiges Bad hätte nehmen oder ein Buch hätte lesen können, von einem frühen Zubettgehen ganz zu schweigen - üblicherweise die drei Methoden, die ihr am besten halfen, um von tragischen Ereignissen bis hin zu mittelmäßigem Frust alles zu heilen, was ihr zu schaffen machte.
Auch wenn das alles bewährte Mittel und Wege waren, um wieder zur Ruhe zu kommen, wurde ihr jetzt allmählich bewusst, dass sie auf diese Weise in Wahrheit nur vor den Problemen davonlief und an Orten Zuflucht suchte, an denen sie vor ihren eigenen Gefühlen und Gedanken sicher war. Orte, an denen ihre verletzliche Seite die Existenz all dieser unerfreulichen Dinge leugnen konnte.
Sie war jetzt eine erwachsene Frau und Mutter, und auch wenn sie als Mutter eigentlich eine ganz gute Figur machte, war die Frau in ihr unzufrieden. Diese Kendra war es leid, alles allein zu unternehmen, auch allein in ihrem Bett zu liegen. Sie wollte einen Mann, der sie in seine Arme nehmen konnte, wenn sie in seine Arme genommen werden musste. Einen Mann, der sie auf jede Weise liebte - emotional, geistig und natürlich auch körperlich.
Das Problem dabei war, dass sie nicht das mindeste Vertrauen in ihre Fähigkeit besaß, den für sie richtigen Mann zu finden. Zuerst war da Hutch gewesen, dem sie nicht so viel bedeutet hatte, dass er bereit gewesen wäre, um sie zu kämpfen. Nach all den gemeinsamen Träumen und Hoffnungen hatte er rücksichtslos auf ihrem Herzen herumgetrampelt und ihr Selbstbewusstsein zerschmettert. Dann war sie Jeffrey begegnet, dem Ritter in der nicht ganz so glänzenden Rüstung. Hatte er sie tatsächlich geliebt, oder war er nur sexuell an ihr interessiert gewesen? Sie hatte sich selbst immer nur für durchschnittlich attraktiv gehalten, auch wenn sie genügend Verehrer gehabt hatte - von denen aber zu viele völlig oberflächlich gewesen waren und kein Interesse an einer festeren Bindung gezeigt hatten.
Mittlerweile war sie auf der Hutch-Hasser-Website angekommen. Das Foto mitsamt der gehässigen Unterschrift war tatsächlich verschwunden, aber die Hetzkampagne gegen den fahnenflüchtigen Bräutigam hielt weiter an.
Das ärgerte Kendra, und sie verspürte den Wunsch, sich schützend vor Hutch zu stellen. Ein weiterer Beweise dafür, dass sie einfach nicht rational war, was Hutch anging. Schließlich hatte er sie schon einmal einfach weitergegeben wie ein ausgelesenes Buch. Wieso sollte es dieses Mal anders laufen?
Seufzend wechselte sie zum E-Mail-Programm.
Tara und Joslyn hatten ihr nette Mails geschrieben, und auch von Treat McQuillan war eine Nachricht eingegangen. Am späten Nachmittag, als er bei ihr im Büro vorbeigekommen war, um seinen Schlüsselbund abzuholen, waren sie sich einig geworden, dass sie einen Käufer für seinen Trailer suchen sollte, damit er zu neuen Ufern aufbrechen konnte, wo immer die sich auch befinden mochten.
Um mit ihm in Kontakt bleiben zu können, hatte sie ihm ihre geschäftliche E-Mail-Adresse gegeben. Er hatte seine Nachricht aber an ihre private Adresse geschickt, die eigentlich nur ihre Freunde kannten.
Er schrieb, als würden sie sich schon seit einer Ewigkeit kennen.
Hi Kendra, wie Sie ja wissen, findet am Wochenende das Rodeo statt, und da habe ich überlegt, ob Sie vielleicht mit mir hingehen möchten. Wenn Sie einen Babysitter finden, können wir zu Abend essen und uns später das Feuerwerk ansehen. Und vielleicht können wir ja noch ein privates Feuerwerk
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