Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
hatten, trafen sich Boone und Hutch am nächsten Morgen zum Frühstück im Butter Biscuit Café. Scherzhaft begründeten sie das damit, dass niemand von ihnen erwarten konnte, tagaus, tagein ihre eigenen Kochkünste ertragen zu müssen, nur weil sie keine Ehefrauen hatten.
„Und? Hat McQuillan seine Drohung wahr gemacht und Walker Parrish verklagt?“, fragte Hutch und sah Boone an, während sie beide auf ihre erste Runde Kaffee warteten.
„Allerdings“, sagte Boone, der so erschöpft klang, wie er aussah. Seine Jungs würden bald eintreffen, vermutlich sogar schon mit dem Nachmittagsbus. Ihm war anzumerken, dass er sich vor dieser Begegnung fürchtete. „Eigentlich hätte ich Walker verhaften müssen, aber ich habe frühzeitig Richterin Renson angerufen und mit ihr gesprochen, worauf sie eine Kaution festgesetzt hat, ehe ich einschreiten musste. Walker hat die Kaution natürlich bezahlt, damit er nicht in mein Gefängnis muss. Aber in gut sechs Wochen muss er vor Gericht erscheinen und sich zum Vorwurf der Körperverletzung äußern.“
Hutch fluchte leise. „Ich hab mich immer gefragt, warum Slade McQuillan nicht gefeuert hat, als er noch Sheriff war. Und jetzt stelle ich mir bei dir die gleiche Frage. Der Mann ist ein unberechenbarer Hitzkopf, der nur Ärger macht, und eine unglaubliche Nervensäge ist er noch dazu.“
„So einfach geht das nicht“, antwortete Boone. „Und das weißt du verdammt gut. Wir sind alle Beamte, vergiss das nicht. Auch wenn eine Empfehlung von mir einiges bewirken kann, werden die vorgesetzten Stellen ihn nicht entlassen, bloß weil ihn niemand leiden kann.“
Die Bestellung wurde ihnen von Essie persönlich serviert, jeder von ihnen bekam einen Teller mit einem Stapel Pfannkuchen darauf hingestellt. „Das geht aufs Haus“, sagte sie und warf Boone einen Seitenblick zu. „ Obwohl Sie meiner Lieblingsnichte letzte Woche einen Strafzettel verpasst haben, weil sie zu schnell gefahren ist. Und ihre Versicherungsprämie geht jetzt auch noch in die Höhe.“
Boone lachte leise. „Heute ist sowieso Carmody mit Bezahlen an der Reihe“, sagte er und fügte dann hinzu: „Sagen Sie Laurie, sie soll das Gaspedal nicht so fest durchtreten, dann erledigt sich das Problem mit den Strafzetteln von selbst.“
Essie schüttelte den Kopf, als hätte sie von einem Starrkopf wie ihm auch keine andere Reaktion erwartet, und ging wieder weg.
„Freust du dich schon, die Jungs wiederzusehen?“, fragte Hutch, nachdem sie beide ihre Pfannkuchen mit Sirup getränkt hatten.
„Natürlich“, gab Boone regelrecht schnippisch zurück. „Ich wünschte nur, ich könnte ihnen ein schöneres Zuhause bieten, das ist alles.“
„Hauptsache, es ist ein Zuhause, auch wenn du es vielleicht nicht für schön hältst, Boone. Aber was deine Jungs angeht, wird die das nicht kümmern. Für sie ist ihr Zuhause da, wo ihr Dad ist.“
Boone warf ihm über seinen Pfannkuchenstapel hinweg einen finsteren Blick zu. „Entschuldigung, wenn ich das so sage“, knurrte er. „Aber wenn ich mich nicht irre, weißt du doch einen Sch… weißt du doch gar nichts darüber, wie man Kinder großzieht, oder sehe ich das falsch?“
Hutch drückte die Gabel in seinen Pfannkuchenturm, um ein Stück herauszutrennen. „Sieh an, du passt ja schon auf deine Ausdrucksweise auf“, meinte er unbekümmert. „Das ist doch gut. Es geht ja auch nicht, dass die Kleinen von ihrem alten Herrn alle möglichen Schimpfwörter lernen.“
„Halt die Klappe“, knurrte Boone, klang aber nicht sehr überzeugend.
Lachend nahm Hutch einen Bissen in den Mund, da betrat Slade das Café und nahm seinen Hut ab, als er die Türschwelle überquerte. Hutch winkte ihn an den Tisch, er kam rüber und zog sich einen Stuhl heran.
„Seit du uns Opal weggenommen hast“, sagte Slade zu Hutch, „bekomme ich zum Frühstück nur noch Cornflakes in kalter Milch.“ Es schien so, als ob das nicht nur als Scherz gemeint war.
„Ach, du Ärmster“, bedauerte Hutch ihn grinsend. „Du bist zu bedauern.“
„Wie geht‘s Joslyn und dem Baby?“, wollte Boone zwischen zwei Happen wissen.
Als die beiden erwähnt wurden, leuchteten Slades Augen auf. „Den beiden geht‘s gut.“ Dann aber wurde er ernst und fügte mit gedämpfter Stimme an, da das Lokal gut besucht war und genügend Leute mithören konnten: „Allerdings mache ich mir ein bisschen Sorgen um Shea.“
Essie kam zurück an ihren Tisch, hielt in einer Hand die Kaffeekanne fest und nahm
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