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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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zurückgekehrt, aber die andere, die unbekümmerte Kendra, die ihr den ganzen Ärger überhaupt erst eingebrockt hatte, war nirgends mehr zu entdecken. Was für ein praktischer „Zufall“.
    Sie blieb eine Weile im Wasser liegen, sie versuchte das Taschenbuch zu lesen, das sie auf dem Spülkasten hatte liegen lassen, aber nichts half. Sie war ein Nervenbündel.
    Irgendwo in ihrem Kopf meldete sich ihre Großmutter zu Wort: Jetzt hast du es ja endlich geschafft. Jetzt bist du wenigstens genauso eine Schlampe wie deine Mutter.
    Kendra stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und zog ein Nachthemd an, dann kehrte sie in die Küche zurück und brühte sich einen Himbeertee auf, der sie letztlich zwar ein wenig beruhigte, doch dass sie in der Nacht überhaupt ein Auge zubekam, lag daran, dass sie körperlich und gefühlsmäßig völlig erschöpft war.
    In ihren Träumen wurde sie von unheimlichen Kirmesattraktionen verfolgt, von gruseligen Clowns, die wie Cowboys angezogen waren, sowie von ihrer Großmutter, die mit hoch erhobenem Zeigefinger hinter ihr lief und immer wieder rief: Du bist genauso eine Schlampe wie deine Mutter.
    Am nächsten Morgen wurde sie von brutalen Kopfschmerzen und von Madison geweckt, die auf dem Bett neben ihr auf und ab hüpfte und voller Tatendrang rief: „Steh auf, Mommy. Wir müssen in die Kirche und uns den Harvard-Mann ansehen.“
    Kendra seufzte und legte die Kissen so hin, dass sie sich hinsetzen und dagegenlehnen konnte. Als sie Madison ansah, stellte sie fest, dass die noch ihren Schlafanzug trug - und dazu ihre Stiefel und den Cowgirl-Hut. „Ja, ich weiß“, erwiderte sie. „Und jetzt hör bitte auf, das Bett wie ein Trampolin zu behandeln.“ Sie wollte lieber nichts davon sehen, was die Sohlen und Absätze der Stiefel aus der schneeweißen Bettdecke gemacht hatten.
    So anmutig wie eine Gazelle landete Madison auf dem Fußboden. Ihr Hut saß auf ihrem Kopf, die Augen hatte sie weit aufgerissen. „Steh auf!“ , bettelte sie. „ Bitte , Mommy!“
    Seufzend schlug Kendra die Bettdecke zurück und stand auf. Sie schlurfte ins Badezimmer, nahm zwei Aspirin aus dem Arzneischrank und schluckte sie mit etwas Leitungswasser herunter. Madison redete unterdessen wie ein Wasserfall und schilderte im Detail, wie der gesamte gestrige Tag bis hin zum Feuerwerk verlaufen war.
    Da die Tabletten eine Viertelstunde benötigten, ehe sie Wirkung zeigten, musste Kendra das unablässige Geplapper ihrer Tochter über sich ergehen lassen, nickte in unregelmäßigen Abständen reflexartig und schnitt nebenbei ein paar Erdbeeren in kleine Stücke, die sie über die Cornflakes gab.
    „Wetten, dass Daisy uns schon vermisst?“, wechselte Madison das Thema, kletterte auf den Stuhl am Esstisch und griff nach dem Löffel. „Können wir sie direkt nach der Kirche abholen? Und fahren wir dann zur Ranch, damit ich auf Ruffles reiten kann?“
    „Hey, hey, langsam“, bremste Kendra mit erhobenen Händen den Redefluss ihrer Tochter. „Wir fahren zur Kirche, bleiben bei der Abschiedsfeier für Pastor Lloyd, danach fahren wir zu Tara und holen Daisy ab. Das ist genug für einen Tag, Sweetheart.“
    „Aber was ist mit Ruffles?“, beharrte Madison, die kurz davor war, in einen weinerlichen Ton zu verfallen. „Sie ist bestimmt einsam.“
    „Sie ist bestimmt nicht einsam“, widersprach Kendra geduldig und zwang sich, ein paar Löffel Cornflakes zu essen, weil sie vermeiden musste, dass in der Kirche auf einmal ihr Magen zu knurren begann. „Sie hat all die anderen Pferde, und Leviticus ist ja auch noch da.“
    „Aber ich will …“
    „Madison“, unterbrach Kendra sie freundlich, aber energisch. „Wenn wir Daisy abgeholt haben, fahren wir nach Hause, sonst nichts!“
    Madison schob mürrisch die Unterlippe vor, aber sie war klug genug, um zu wissen, dass sie es besser nicht übertreiben sollte. Kendra hielt nichts von Ohrfeigen oder ähnlichen Züchtigungen, aber sie würde nicht davor zurückschrecken, eine Auszeit zu verhängen, und das konnte Madison überhaupt nicht leiden, weil sie dann still sitzen musste und kein Wort sagen durfte.
    „Du bist gemein“, murmelte sie schließlich.
    „Damit musst du leben“, stimmte Kendra ihr zu. „Und jetzt iss dein Frühstück auf.“
    Reverend Doctor Walter G. Beaumont sah Morgan Freeman tatsächlich zum Verwechseln ähnlich, wie Kendra feststellen musste, als sie zusammen mit Madison und Opal auf der Holzbank in der Kirche saß. Er hatte bei Pastor Lloyds

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