Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
beteiligen wollte. „Stimmt doch, oder, Mommy?“
„Ja, das stimmt.“
„Gehen wir morgen auch hin?“, wollte Madison wissen. „Damit wir den Harvard-Mann sehen können?“
Ein wenig Reue kann mir wohl nicht schaden, überlegte Kendra. „Von mir aus“, sagte sie. „Aber nur, wenn du nicht zu müde bist. Heute Abend wird es sehr spät werden, bis das Feuerwerk vorbei ist, und es kann sein, dass du morgen länger schlafen musst.“
„Kann ich nachher wieder auf dem Karussell fahren?“, wollte ihre Tochter gleich darauf wissen und war von einer Sekunde zur nächsten auf ein ganz anderes Thema zu sprechen gekommen. „Ich will wissen, ob der Tiger wirklich so herumspringt wie ein Kuh-Mann.“
Hutch grinste und fuhr Madison durchs Haar. „Wir haben noch genug Zeit, um auf Tigern zu reiten“, ließ er sie wissen. „Es dauert ja noch ein paar Stunden, bis es dunkel genug ist für das Feuerwerk.“
„Dann bin ich ja um Mitternacht noch wach!“, stellte Madison erstaunt fest und dachte in diesem Moment zweifellos an all die Geschichten, in denen sich um Mitternacht alle möglichen magischen Dinge ereigneten.
„Könnte sein“, meinte Kendra, die davon überzeugt war, dass Madison längst wieder fest eingeschlafen sein würde, noch bevor das große Finale erreicht war.
„Wow“ , flüsterte Madison. „Mitternacht ist richtig spät.“
„Ganz genau“, stimmte Hutch ihr zu und sah nur flüchtig zu Kendra, dann widmete er sich ganz seinem Hund.
Eine halbe Stunde später, nachdem Kendra Opal geholfen hatte, in der Küche alles zusammenzuräumen, und Hutch mit Madison in den Stall gegangen war, damit sie Ruffles begrüßen konnte, saßen die drei wieder in Hutchs Truck und waren auf dem Weg in die Stadt.
Es war immer noch recht hell, auch wenn die Schatten der Berge bereits deutlich vorgerückt waren, um das Tal in Dunkelheit zu tauchen, in dem Parable lag.
Der Festplatz war so hell erleuchtet, als hätten alle Leute mitten im Jahr ihre Weihnachtsdekoration aufgebaut und eingeschaltet. Der Mann am Eingang schien mit einer Taschenlampe auf ihre Handrücken, und Madison war völlig begeistert, als sie sah, dass der Stempel wieder zu sehen war, der am Morgen auf ihre Haut gedrückt worden war.
„Das ist ja Zauberei“, flüsterte sie.
Kendra liebte die Kleine so sehr, dass sie sich in diesem Moment schwer zusammenreißen musste, um sie nicht zu packen und ganz fest an sich zu drücken.
Sie gingen zum Karussell, auf dem so wie überall auf der Kirmes Hochbetrieb herrschte, da die Leute alle noch mindestens eine Stunde totschlagen mussten, ehe das Feuerwerk begann. Hutch merkte aber beiläufig an, dass sich inzwischen zweifellos viel mehr Leute in der Boot Scoot Tavern drängten als hier auf der Kirmes. Nachdem sie geduldig in der Schlange gewartet hatten, saß diesmal Madison auf dem Tiger. Hutch stand neben ihr und passte auf, dass sie nicht runterfiel. Kendra wartete am Rand des Karussells und machte mit ihrem Handy jedes Mal ein Foto, wenn die beiden an ihr vorbeifuhren.
Alles erschien ihr so normal, auch wenn sie immer noch dieses seltsame Gefühl hatte, zwei Personen in einem Körper zu sein, die gegensätzlicher nicht hätten sein können.
Bist du verrückt? wollte die eine Person wissen, die sich in irgendeinem Winkel ihres Gehirns versteckt hielt. Das ist der Mann, der dir schon einmal das Herz gebrochen hat. Und vor ein paar Wochen hat er seine Braut vor dem Altar stehen lassen.
Davon wollte die andere Kendra aber nichts wissen. Sie wollte für den Augenblick leben und noch für eine Weile den Traum genießen, dass sie geliebt wurde.
Als die Leute sich am Rand des Festgeländes versammelten, um das lange erwartete Feuerwerk zu erleben, konnte Madison kaum noch die Augen offen halten. Sie hatte einen aufregenden Tag hinter sich, und obwohl sie zwischendurch ein paar Stunden geschlafen und danach gut zu Abend gegessen hatte, ließen ihre Kräfte sie allmählich im Stich.
Hutch hielt die Kleine in seinen Armen, gemeinsam sahen sie hinauf zu den farbenprächtigen Explosionen am Nachthimmel, die einen Moment alles blau oder grün, rot oder golden beschienen und dann auch schon wieder verglühen.
Kendra ließ ihren Blick zwischen dem Funkenregen am Himmel und den Lichtreflexen auf den Gesichtern der Umstehenden hin und her gleiten und ihr wurde schlagartig klar, dass sie restlos glücklich war.
Sogar so glücklich, dass es ihr Angst machte. Es war gefährlich, ihr Herz und ihren Verstand so
Weitere Kostenlose Bücher