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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Abschiedsrede auf einem Stuhl links hinter der Kanzel gesessen.
    Die Botschaft, die er verkündete, hörte sich gut an, allerdings bekam Kendra höchstens die Hälfte davon mit, da ihre Gedanken immer wieder abschweiften. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Hutch herkommen würde, aber die Tatsache, dass er nicht aufgetaucht war, löste bei ihr gemischte Gefühle aus. Einerseits war sie enttäuscht, dass er nicht den Mut aufgebracht hatte, sich hier blicken zu lassen, andererseits empfand sie Erleichterung darüber, ihm nicht gegenübertreten zu müssen.
    Pastor Lloyd schien glücklich, in den Ruhestand gehen zu können. Nach dem Gottesdienst kamen alle im Gemeindesaal gleich neben der Kirche zusammen, um den Abschied zu feiern. Es gab ein reichhaltiges Büfett, da Opal nicht das einzige Gemeindemitglied war, das wie wild gebacken und gebraten hatte. Dem Pastor wurden etliche kleine Geschenke überreicht, die er dankend annahm. Mit besonderer Freude stellte er den Leuten seinen Nachfolger vor und betonte, was für eine Ehre es sei, einen so gelehrten Mann in Parable willkommen zu heißen.
    Opal konnte den Blick kaum einmal von Reverend Doctor Beaumont abwenden, was Kendra erfreut und amüsiert zugleich feststellte. Der Mann war groß und schlank, in seinem maßgeschneiderten dunklen Anzug wirkte er sehr elegant. Er hatte eine tiefe, sonore Stimme, aber er redete nicht aufdringlich laut. Und er war eindeutig keiner von den Predigern, die den Menschen mit Geschichten vom Fegefeuer und von der Hölle Angst machen wollten. Das merkte Kendra ihm mit Erleichterung an, allerdings ging ihr genau die Frage durch den Kopf, die Hutch gestern beim Abendessen gestellt hatte: Was konnte einen so gebildeten und erlesenen Mann ausgerechnet in die ländliche Gemeinde von Parable gelockt haben?
    Die Feier neigte sich dem Ende zu, als Pastor Lloyd Dr. Beaumont bat, ein paar Worte zu sagen. Der Mann benötigte kein Podest und kein Mikrofon, denn seine Stimme rollte über sie alle hinweg wie ein exakt kontrollierter Donner, der die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen auf sich lenkte.
    „Es ist für mich eine Ehre, Teil dieser wundervollen Gemeinde zu werden“, begann er und ließ seine strahlend weißen Zähne aufblitzen, während sein Blick durch den Raum schweifte. „Ich freue mich schon darauf, Sie alle näher kennenzulernen, und ich freue mich auch darauf, angeln zu gehen, denn wie ich gehört habe, kann man das hier in der Gegend besonders gut.“
    Gelächter machte sich im Saal breit. Jetzt, nachdem die Kirche aus war, wollten die meisten Anwesenden zurück zum Festplatz, um sich an den Verkaufsständen umzusehen und die eine oder andere Kirmesattraktion auszuprobieren. Aber sie blieben alle noch, weil niemand den scheidenden Pastor Lloyd so schmählich im Stich lassen wollte und weil auch niemand fand, dass sich Beaumont hier willkommen fühlen würde, wenn die Gemeinde ein paar Kirmesbuden den Vorzug gab.
    Als Kendra sich umschaute und diese Menschen sah, die alle ihr Bestes gaben, um ein gutes und ehrliches Leben zu führen, die gern in Parable lebten, weil man hier gut angeln konnte und weil der 4. Juli hier eine wirklich wichtige Angelegenheit war, da verspürte sie eine ungeheure Zuneigung zu all diesen Leuten.
    Das hier ist mein Zuhause, dachte Kendra beruhigt. Es war richtig von mir gewesen, mit Madison herzukommen. Ganz egal, was sonst noch geschieht, aber hier gehören wir hin.
    Mittlerweile wurden die Kinder unruhig. Viele von ihnen hatten bereits die Sonntagsschule besucht und danach am Gottesdienst teilgenommen, weshalb ihre Geduld inzwischen weitestgehend erschöpft war. Die Eltern reagierten darauf, indem sie nach und nach dem Drängen ihrer Kinder nachgaben und sich auf den Weg machten.
    Auch Kendra verabschiedete sich von Pastor Lloyd und schüttelte Dr. Beaumont die Hand, dann nahm sie die aufgedrehte Madison an die Hand und ging mit ihr zum Parkplatz. Sie fuhren raus zu Taras Haus, unterhielten sich ein paar Minuten lang mit ihr und kehrten dann mit Daisy zusammen nach Hause zurück.
    Dort angekommen, tauschte Madison ihre feinen Sachen für die Sonntagsschule gegen Shorts, Top und Sneakers, dann stürmte sie mit Daisy zusammen nach draußen in den Garten. Kendra saß in ihrem schlichten blauen Sommerkleid, das sie am Morgen auch schon in der Kirche getragen hatte, auf der Veranda und sah den beiden beim Toben zu.
    Einerseits hatte sie gehofft, Hutch würde vorbeikommen oder wenigstens anrufen, andererseits hatte

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