Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Besuch kommt.“
In Griffs dunkelbraunen Augen spiegelten sich Wut und Trauer wider, als er Hutch ansah. Sein Blick war eine unausgesprochene Bitte, jetzt und hier einzuschreiten und dafür zu sorgen, dass die Dinge sich in eine andere Richtung entwickelten, dass Boone Vernunft annahm und endlich einsah, auf was er in seinem Leben verzichtete, nur weil er Angst hatte.
Hutch musste selbst mit den Tränen kämpfen, da er es hasste, eine solche Hilflosigkeit zu verspüren. Aber es war ganz allein Boones Sache, ob die Jungs blieben oder wieder abfuhren, und er hatte kein Recht, sich einzumischen - jedenfalls nicht vor der versammelten Mannschaft. Allerdings würde er Boone noch gehörig den Kopf waschen, sobald er ihn unter vier Augen zu fassen bekam.
„Wir sollten jetzt besser gehen“, meinte Boone nach einem Blick auf seine Armbanduhr. „Sonst verpasst ihr noch den Bus.“
„Macht doch nichts“, gab Griff zurück. „Wir wollen sowieso hier bei dir bleiben, Dad.“
„Nein, das wollen wir nicht“, protestierte Fletch energisch, auch wenn sein Mienenspiel etwas anderes erkennen ließ.
Boone seufzte und sah Hutch an. Hilf mir hier bitte, sagte sein Gesichtsausdruck so klar und deutlich, als hätte er die Worte laut ausgesprochen.
„Du weißt genau, was ich denke“, sagte Hutch an ihn gewandt. „Und du kannst dich schon mal darauf gefasst machen, dass wir später noch darüber reden werden.“
Fletch war offenbar noch nicht fertig, und so wie er dastand, hätte man meinen können, dass er Boone am liebsten vors Schienbein getreten hätte. „Du willst uns sowieso nicht bei dir haben!“, platzte der Junge plötzlich raus. „Du kannst uns ja nicht mal schnell genug wieder loswerden!“
Boone wurde bleich und musste erst einmal durchatmen. Dann knurrte er: „Diese Diskussion hatten wir bereits, Fletcher.“ Er schüttelte den Kopf und warf Hutch einen vorwurfsvollen Blick zu. „Und jetzt steigt wieder in den Wagen ein, ihr zwei.“
Nachdem er Hutch ein letztes Mal flehend angeschaut hatte, drehte er sich um und schob ihn in Richtung des Streifenwagens.
„Verdammt, Boone, merkst du eigentlich nicht, wie verkehrt das ist?“, zischte Hutch ihm zu, kaum dass die Jungs im Wagen saßen und die Türen zu waren. „Wenn du deine Kinder jetzt wegschickst, dann kannst du genauso gut sagen, dass Fletch recht hat und du sie gar nicht bei dir haben willst.“
Lange sah Boone ihn nur betreten an, dann nickte er nur stumm zum Abschied, wandte sich ab und ging zum Wagen. Hutch sah dem davonfahrenden Streifenwagen hinterher, bis er außer Sichtweite war.
Von Leviticus gefolgt kehrte er schließlich ins Haus zurück, wo er ziellos von einem Zimmer zum nächsten zog. Er war zu rastlos, um sich irgendwo hinzusetzen, und er sah sich auch nicht in der Lage, irgendetwas Konstruktives zu tun.
Als dann endlich ein Teil der Wut verraucht war, die Boones Besuch bei ihm ausgelöst hatte, ging er duschen, zog sich etwas Frisches an und fuhr in dem neuen Truck in die Stadt, den er kaufen würde, wie er inzwischen entschieden hatte.
Nach wie vor beabsichtigte er, Abstand zu Kendra zu wahren, auch wenn er am liebsten geradewegs zu ihr gegangen wäre, um ihr zu sagen, dass er sie immer noch liebte. Dass er nie aufgehört hatte, sie zu lieben. Und dass er sie heiraten würde, wenn sie ihn noch haben wollte.
Aber er wusste nur zu gut, was sie sagen würde - dass sie auf der Bergwiese bloß die Kontrolle verloren hätten und er immer noch nicht über Brylee hinweg und somit nicht in der Lage wäre, sich erneut zu binden.
Er war davon überzeugt, dass sie ihn auch liebte, denn das hatte ihr Körper ihm auf eine Weise gesagt, wie sie selbst es nicht in Worte hätte fassen können. Aber es bedeutete nicht, dass sie ihm auch vertraute. Und ohne Vertrauen und Respekt würde die Liebe allein nicht ausreichen, auch wenn sie noch so stark war.
Also musste er weiter abwarten, was für ihn schwieriger war als alles andere.
Die Kirmes wurde abgebaut, als er ein paar Minuten später am Festplatz vorbeifuhr. Die Rodeo-Arena lag verwaist da, und vor der Halle drängten sich die Händler, um das auf ihre Wagen zu laden, was sie über das Wochenende nicht verkauft hatten.
Bei diesem Anblick kam er sich auf einmal einsam und verlassen vor, als wäre für kurze Zeit der Weg in eine kleine, ganz spezielle Welt geöffnet gewesen, der nun wieder verschlossen worden war und ihn ausgesperrt hatte.
Er wäre gerne auf ein Bier und eine Runde
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